Claudia Pechstein beendet Eisschnelllauf-Karriere
10. März 2025
"Es reicht jetzt. Ich habe immer gesagt, wenn alles vorbei ist, höre ich auf. Damit kann ich die Schlittschuhe jetzt an den Nagel hängen", sagte Claudia Pechstein auf einer extra einberufenen Pressekonferenz am Montag in Berlin.
Elf Tage zuvor war ein 16 Jahre langer Rechtsstreit zu Ende gegangen, den die fünfmalige Olympiasiegerin und sechsmalige Weltmeisterin gegen den Eislauf-Weltverband ISU geführt hatte. Es ging um eine - nach Ansicht Pechsteins zu Unrecht verhängte - zweijährige Dopingsperre aus dem Jahr 2009 und rund 8,4 Millionen Euro Schadenersatz und Schmerzensgeld. Beide Parteien hatten sich am 27. Februar außergerichtlich geeinigt.
Blutanomalie, kein Dopingvergehen
Pechstein hatte Doping stets bestritten und dies auch vor Gericht wiederholt. Der Weltverband hatte sie damals wegen einer erhöhten Anzahl von Retikulozyten im Blut gesperrt. Dabei handelt es sich um eine Vorstufe der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die unter anderem für den Sauerstoff-Transport im Blut verantwortlich sind.
Pechstein hatte stets angeführt, dass bei ihr aufgrund einer angeborenen Blutanomalie der Anteil der Retikulozyten erhöht sei und es nichts mit Doping zu tun habe.
Die ISU hatte die Sportlerin dennoch gesperrt und dies mit der "Anwendung der verbotenen Methode des Blutdopings" begründet. Seitdem war Pechstein gerichtlich dagegen vorgegangen - auch vor dem Sportgerichtshof CAS und dem Europäischen Gerichtshof. Mit der Übereinkunft hat sie nun auch ohne Urteil das wichtigste Ziel ihres jahrelangen Kampfes erreicht: Rehabilitation und Beseitigung des Doping-Makels.
Fünf Olympiasiege, etliche Titel und Medaillen
Sportlich sticht Pechstein nicht nur wegen ihrer langen Karriere bis ins Alter von 53 Jahren heraus: 1991 bestritt sie ihr erstes Weltcup-Rennen. Vier Jahre später feierte sie ihren ersten von insgesamt 34 Siegen, 2017 ihren letzten. Als einzige Frau startete sie - trotz des unfreiwilligen Fehlens 2010 in Vancouver aufgrund der Dopingsperre - seit 1992 bei acht Olympischen Winterspielen, gewann dabei neun Medaillen, davon fünfmal Gold. Dazu kommen sechs WM-Titel sowie sechs Weltrekorde.
2022 in Peking belegte Pechstein bei ihren letzten Olympischen Spielen kurz vor ihrem 50. Geburtstag noch einmal den neunten Platz im Massenstart. "Ich glaube, ich habe gezeigt, dass ich in meinem Alter noch leistungsfähig bin. Das haben mir wenige zugetraut. Ich bin da sehr, sehr stolz auf mich", hatte sie damals gesagt.
2023 gewann sie ihren 43. deutschen Meistertitel. Zum Auftakt der nun zu Ende gehenden Winter-Saison hatte sie allerdings auch wegen des Prozesses gegen die ISU auf einen Start bei den nationalen Titelkämpfen verzichtet und erstmals seit 2011 auch kein Weltcup-Rennen mehr bestritten.
Umstrittene Rede auf CDU-Veranstaltung
Außer mit sportlichen Erfolgen und ihrem Kampf gegen die Dopingvorwürfe machte Pechstein vor einigen Jahren auch politische Schlagzeilen: Die Sportlerin, die als Polizeihauptmeisterin bei der Bundespolizei arbeitet, trat 2023 bei einer Veranstaltung der CDU in Polizeiuniform auf und erntete für eine Rede viel Kritik.
Statt - wie vereinbart - vor allem über die Stärkung von Sport im Verein und in der Schule zu sprechen, mahnte sie schnellere Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber an, äußerte pauschale Behauptungen gegen Migranten und ätzte gegen das Gendern.
Einige CDU-Politiker und -Politikerinnen distanzierten sich vom "populistischen und rassistischen" Inhalt der Rede, der Bundesvorsitzende Friedrich Merz, fand ihren Auftritt dagegen "brillant".
Trotzdem gab es für Pechstein ein Disziplinarverfahren, weil es Polizistinnen und Polizisten nicht erlaubt ist, bei parteipolitischen Veranstaltungen ohne gesonderte Genehmigung Uniform zu tragen. Pechstein zeigte Reue und kam mit einer kleinen Geldbuße von 500 Euro davon.
Künftig möchte Pechstein, als Trainerin und Beraterin weitermachen. "Ich stehe also noch auf dem Eis, aber nicht mehr als Sportlerin", sagt sie.