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Clemens J. Setz erhält Büchner-Preis

Torsten Landsberg
6. November 2021

Einen "Sprachschöpfer" nennt die Jury den österreichischen Schriftsteller und Übersetzer. Clemens J. Setz erhält den wichtigsten deutschen Literaturpreis.

Clemens J. Setz, mit Schiebermütze, Brille und Wintermantel, schaut direkt in die Kamera und streucht sich durch den Bart
Gewinner des Georg Büchner-Preises 2021: Clemens J. SetzBild: Helmut Fricke/dpa/picture alliance

Der österreichische Schriftsteller und Übersetzer Clemens J. Setz hat am Samstag in Darmstadt den Georg-Büchner-Preis 2021 erhalten. Mit Clemens J. Setz zeichne man einen "Sprachkünstler aus, der mit seinen Romanen und Erzählungen immer wieder menschliche Grenzbereiche erkundet", teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag in Darmstadt mit. Die "bisweilen verstörende Drastik" des 38-jährigen Autors "sticht ins Herz unserer Gegenwart". Gleichzeitig verbinde er Menschenfreundlichkeit mit einem "enzyklopädischen Wissen und einem Reichtum der poetischen und sprachschöpferischen Imagination".

Bücher "wie Computerspiele"

Der Literaturkritiker Ijoma Mangold sagte in seiner Laudatio, dass sich das Werk des Schriftstellers maximal weit von der traditionellen Buchkultur und ihren Lektürepraktiken entferne und sich neuen medialen Repräsentationsformen geöffnet habe. Setz' Bücher funktionierten wie
Computerspiele. Sie seien eine Aufforderung, die Gedankenexperimente
der Romanwelt regelgerecht nachzuspielen.
 
In seiner Dankesrede nannte Clemens J. Setz Josef Winkler, Ernst Jandl und Friederike Mayröcker als für ihn prägende literarische Gestalten. Ohne sie hätte er nie im Leben selbst mit dem Schreiben begonnen. Jeder Mensch, der Geschichten erzählen wolle, müsse auch an Außerirdische predigen können, sagte Setz. Das sei für ihn das geheime Herz aller Erzählkunst. 

"Bisweilen verstörende Drastik": Büchner-Preisträger Clemens J. SetzBild: picture alliance/Sven Simon/A. Waelischmiller

Vielfach ausgezeichnet

Clemens J. Setz kam am 15. November 1982 in Graz zur Welt, wo er später Mathematik und Germanistik studierte. Er arbeitet nicht nur an eigenen Romanen, Erzählungen und Theaterstücken, sondern übersetzt auch Werke aus dem Englischen. 2007 erschien sein Debütroman "Söhne und Planeten", gefolgt 2009 von seinem zweiten Roman "Die Frequenzen" und 2011 vom Erzählband "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes".

Im 2020 veröffentlichten Band "Die Bienen und das Unsichtbare" schildert Setz einen Selbstversuch beim Erlernen von Hilfssprachen wie Esperanto. Seine Arbeiten wurden bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Leipziger Buchmesse, dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis, dem Berliner Literaturpreis und dem Kleist-Preis 2020.

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung vergibt den Georg-Büchner-Preis seit 1951 an Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in deutscher Sprache schreiben. Die Preisträgerinnen und Preisträger müssen "durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten" und "an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben".

Der mit 50 000 Euro dotierte Preis zählt zu den wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Die offizielle Verleihung fand am 6. November in Darmstadt statt.

Namensgeber des Preises: der Revolutionär und Dramatiker Georg BüchnerBild: picture alliance/dpa

Georg-Büchner-Preis: Viele namhafte Preisträger

Zur Liste der bisherigen Preisträger zählen u.a. Max Frisch (1958), Günter Grass (1965) und Heinrich Böll (1967). Im letzten Jahr wurde Elke Erb ausgezeichnet.

Der Namensgeber des Preises, Georg Büchner (1813-1837), war ein deutscher Revolutionär und Dramatiker - und einer der wegweisenden Autoren des 19. Jahrhunderts. Er starb früh an Typhus. Finanziert wird der Georg-Büchner-Preis - neben dem Joseph-Breitbach-Preis der am höchsten dotierte jährliche Literaturpreis für deutschsprachige Autoren - von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie der Stadt Darmstadt.

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