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Politik

3, 2, 1, gewonnen?

20. Oktober 2016

Trump auf Koks? Clinton gedopt? Geheime Handzeichen? Die Gerüchte rund um die TV-Duelle waren ähnlich wild wie die Debatten selbst. Die reinste Doku-Soap - doch die drei Duelle haben einen klaren politischen Sieger.

USA | Ende der 3. Präsidentschaftsdebatte 2016 in Las Vegas
Bild: picture-alliance/dpa/G. He

Immer wieder diese Ermahnung: bitte kein Jubel, kein Applaus, keine Buhrufe. Überfordert wie Lehrer auf Klassenfahrt versuchten die Moderatoren, das Publikum bei den drei TV-Duellen zwischen Hillary Clinton und Donald Trump im Zaum zu halten. Aber wie soll man auch ruhig bleiben, wenn es auf der Bühne zugeht wie in der letzten Reihe des Schulbusses?

Trump unterbricht Clinton in Debatte: "So eine abscheuliche Frau"

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Trump, der Clinton nachäffte, sie eine "abscheuliche Frau" nannte, ihr drohte, sie käme ins Gefängnis, wäre er Präsident. Clinton, die kein gutes Haar am Blondschopf Donald ließ, ihm unterstellte, Marionette Putins zu sein. Das Beste an ihm seien noch seine Kinder, so die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten in Debatte Nummer zwei. Dann der Wettstreit darüber, wer nun der schlimmere Sittenstrolch sei, Trump oder Clintons Ehemann Bill, Präsident Nummer 42. Und zuletzt wohl der absolute Tiefpunkt im demokratischen Diskurs: ein Kandidat Trump, der offen lässt, ob er das Ergebnis der freien, geheimen Wahl akzeptieren wird.

Nonstop Action-Wrestling

Wenig Politik also, dafür viel Schaukampf, politisches Wrestling im Schlamm. Für Extreme und Exzentrik sorgte fast ausschließlich Kandidat Trump, vor allem in Debatte eins und zwei. "Hillary Clinton dagegen versuchte, die Debatten so zu führen, wie man das erwartet", sagt Kathleen Hall Jamieson, Direktorin des Annenberg Public Policy Center der Universität von Pennsylvania. Die von ihr initiierte Seite Factcheck.org deckte wie viele andere zahlreiche Lügen Trumps während der Debatten auf. "Hillary Clinton dagegen brachte vor allem Argumente vor und bemühte sich dabei, Trumps exzentrisches Verhalten zu ignorieren."

Oft fahrig und meist angriffslustig: Donald Trump im zweiten TV-DuellBild: Getty Images/S. Loeb-Pool

Ein echter Vergleich der politischen Vorhaben und Positionen der beiden Kandidaten sei so aber nicht möglich gewesen, ergänzt die Politikwissenschaftlerin im DW-Interview. Insofern hätten die Debatten ihren eigentlichen Zweck verfehlt.

Clinton holt das Triple

Und dennoch hatten sie einen Effekt. Jamieson betreut eine empirische Studie, die die Wahlabsichten von 5000 Probanden untersucht. "Trump hat bei den Debatten die Stimmen von noch unentschlossenen Wählern verloren", so lautet ihr Ergebnis. "Und der Anteil derjenigen, die sich ganz bewusst für Clinton entscheiden wollen und nicht nur gegen Trump, ist durch die TV-Duelle ebenfalls gestiegen."

Das bestätigen Analysen, die zahlreiche Umfragen zusammenfassen, etwa im Blog FiveThirtyEight. Vor der ersten Debatte am 26. September sahen sie Trumps Siegchance noch bei 45 Prozent, jetzt liegt sie bei mageren 13 Prozent. Verantwortlich dafür dürften zumindest teilweise die TV-Duelle sein. Schließlich haben fast alle seriösen Umfragen Clinton als Siegerin jeder einzelnen der drei Debatten ausgemacht. Umfrageergebnisse, die es in Trump-Tweets schafften, waren meist Online-Polls ohne jeden wissenschaftlichen Anspruch. 

Geht als Siegerin aus den Debatten hervor: Hillary ClintonBild: Getty Images/J. Sullivan

Alle lieben NASCAR 

Auf den Dopingtest, den Trump vor der dritten Debatte gefordert hatte, ließ sich Clinton nicht ein. Trump hatte ihr zuvor unterstellt, leistungssteigernde Substanzen einzunehmen. Umgekehrt geistern Gerüchte über einen Kokain-Konsum Trumps vor den TV-Debatten durchs Netz. Auch über Geheimzeichen, die Clinton mit den Moderatoren vereinbart habe, um die Debatte zu dominieren, wird dort immer noch viel und wild spekuliert.

Hundertmillionenfach wurden die Rede-Duelle am Bildschirm verfolgt, live im TV, auf Youtube und zahlreichen anderen Plattformen. Zumindest bei den Einschaltquoten haben Clinton und Trump das Niveau also weit nach oben geschraubt. "Manche Leute haben sich die TV-Duelle angeschaut wie ein NASCAR-Rennen", sagt Politikwissenschaftlerin Jamieson. "Man rechnet jederzeit damit, dass Rennautos ineinander krachen. Man möchte natürlich nicht, dass es Verletzte gibt, aber ist fasziniert, weil immer etwas Unerwartetes passieren kann."

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