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Berlin: Der Kalte Krieg im Museum

Scott Roxborough
26. November 2022

Spione, Raketen und nukleare Abschreckung: Eine Hightech-Ausstellung mit interaktiven Displays und realen Artefakten soll im "Cold War Museum" die Geschichte des Kalten Krieges zum Leben erwecken.

Fotomontage Astronaut, Kennedy, Chruschtschow, Castro, Atompilz auf blauem Hintergrund.
Zwei Seiten einer Geschichte will das Cold war Museum zeigenBild: @Cold War Museum

Mehr als 40 Jahre lang stand Berlin, sowohl West als auch Ost, im Zentrum des Kalten Krieges. Hier planten DDR-Dissidenten ihre Flucht in den Westen, hier schmiedeten amerikanische und sowjetische Spione Komplotte, hier vollführten Staatschefs und Minister auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs politische und diplomatische Winkelzüge. Hier wurde mit der Berlin-Blockade, der Luftbrücke, dem Mauerbau und der Wiedervereinigung Geschichte geschrieben.

Nun eröffnet in Deutschlands Hauptstadt ein Museum, das den vier Jahrzehnte andauernden Kalten Krieg, dessen Ende 1989 mit dem Fall der Mauer eingeläutet wurde, lebendig werden lässt. Bisher einzigartig in der Welt, befindet sich das Gebäude des Cold War Museums im Zentrum Berlins. Die Adresse lautet: Unter den Linden 14 - das ist nur wenige hundert Meter von dort entfernt, wo früher die Berliner Mauer stand, die Ost- und Westdeutschland voneinander trennte.

Der Eingang des Museums auf dem Boulevard Unter den LindenBild: Nikita Jolkver/DW

Auch andere Museen haben sich bereits mit dem Kalten Krieg auseinandergesetzt - wie etwa das Stasi-Museum in Leipzig, wo es um die berüchtigte Geheimpolizei der DDR geht. Das Cold War Museum aber möchte alle Aspekte jener Zeit - weltpolitische, gesellschaftliche und kulturelle - beleuchten. Besucherinnen und Besucher sollen einen Überblick über diese kritische Periode bekommen, in der die Welt mehrmals am Rande des Abgrunds stand - geschichtliche Vorkenntnisse werden explizit nicht vorausgesetzt.

Am Anfang hängt der Eiserne Vorhang

Betreten wird das Museum durch einen symbolischen zerlöcherten Eisernen Vorhang, auf dem wichtige Politiker dieser Zeit abgebildet sind - von Harry S. Truman, Winston Churchill und Josef Stalin bis hin zu Helmut Kohl, Michail Gorbatschow und Ronald Reagan.

Die Themenbereiche sind in Abschnitte eingeteilt. Ob Spionage, das Wettrennen im All, der Vietnamkrieg oder die atomare Bedrohung - überall gibt es historische Videos und dramatische Rekonstruktionen von Schlüsselmomenten des Kalten Krieges zu sehen. Mit einem Virtual-Reality-Headset geht die Reise um Jahrzehnte zurück in das geteilte Berlin, wo man Zeuge der Erlebnisse des ostdeutschen Grenzsoldaten Hans Conrad Schumann wird, der kurz nach dem Beginn des Mauerbaus über eine Stacheldrahtbarrikade nach West-Berlin springt - ein Moment, der auf dem weltberühmten Foto "Sprung in die Freiheit" festgehalten wurde.

Reise in die Vergangenheit per VR-BrilleBild: @Cold War Museum

Hightech für die Generation Smartphone

Es gibt die Möglichkeit, Smartphones mit den meisten Exponaten zu synchronisieren, um Original-Augenzeugenberichte von damals zu hören oder Augmented-Reality-Displays einzurichten.

Der Hightech-Ansatz stammt von den Museumsexperten Carsten Kollmeier und Harald Braun, die in Berlin bereits mehrere Museen realisiert haben. Die Technik soll vor allem jüngere Besucherinnen und Besucher ansprechen, die wenig oder überhaupt nichts über den Kalten Krieg wissen.

"Ich hoffe, dass wir auf diese Weise mehr als den typischen älteren Museumsbesucher erreichen und ein wirklich generationsübergreifendes Angebot machen", sagt Kollmeier und nennt als Beispiel den Enkel, der nach dem Kalten Krieg geboren wurde und mit seinem Großvater, der ihn miterlebt hat, das Museum besucht.

Artefakte mit Gänsehautgarantie

Zu den ausgestellten Artefakten gehört eine sowjetische S-75-Flugabwehrrakete, mit der 1960 der amerikanische Pilot und CIA-Spion Gary Powers über der Sowjetunion abgeschossen wurde. Dieses Ereignis löste eine diplomatische Krise zwischen den USA und der UdSSR aus.

Kosmonaut und AstronautBild: Nikita Jolkver/DW

Zu sehen ist auch eins der Telex-Geräte, die während der Kubakrise eine direkte Verbindung zwischen Moskau und Washington herstellten. Gruselig ist eine der vielen Selbstschussanlagen, mit denen das DDR-Regime seine Grenzen schützte.

Raumanzüge aus der Zeit des Kalten Krieges, sowohl von NASA-Astronauten als auch von sowjetischen Kosmonauten, sind ebenfalls ausgestellt, sowie ein versiegeltes Glas mit einer "Geruchskonserve": Hierfür wurden Geruchsproben vom Körper eines Verdächtigen, von dessen Kleidung oder von Gegenständen, die er berührt hat, genommen und auf ein steriles Tuch aufgebracht. Diese Tücher kamen dann in versiegelte Gläser. Speziell ausgebildete Hunde konnten mit diesen Geruchsproben die Spur zu Regimekritikern oder Urhebern von unliebsamen Flugblättern finden.

Erschreckend aktuell

Rot und Blau sind die beherrschenden Farben im Cold War MuseumBild: @Cold War Museum

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine wird auch als Wiederaufflammen des Kalten Krieges angesehen. Dies wird allerdings in der aktuellen Ausstellung nicht thematisiert - das Museum wurde lange vor Russlands Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar 2022 konzipiert. Die aktuellen Ereignisse in Kiew, Charkiw und Mariupol holen die Geschichte, die vor mehr als 30 Jahren zu Ende ging, mit Wucht ins Hier und Jetzt.

Der Eiserne Vorhang am Eingang des Museums stammt von einer ukrainischen Grafikerin aus dem Büro des russischen Architekten Sergei Tchoban, der das Cold War Museum entworfen hat. Mehrere Designelemente - von den blutroten Fußböden des Museums bis hin zu einem maßstabgetreuen Modell einer Atombombe, das bedrohlich neben der Garderobe hängt - erinnern an die Gefahren von damals. Architekt Tchoban meint: "Das ist eine Geschichte, die sich nie wiederholen darf."

Das Berliner Cold War Museum unter den Linden eröffnet am 26. November. Adaption aus dem Englischen: Silke Wünsch

Auf dem DW History and Culture Youtube-Channel erfahren Sie, warum Berlin immer noch Spionage-Hauptstadt ist.

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