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Colonia Dignidad - Das lange Schweigen

23. November 2020

In der Colonia Dignidad herrschte der Deutsche Paul Schäfer mit eiserner Hand über seine Anhänger. Harte Arbeit, Gewalt und Missbrauch prägten den Alltag in der Sekte.

Chile Villa Baviera - Colonia Dignidad
Bild: Picture alliance/dpa/M. Hernandez

Während der Pinochet-Diktatur wurden politische Häftlinge gefoltert und ermordet.

Die jahrzehntelangen Menschenrechtsverletzungen in der Colonia Dignidad machten diese Siedlung weltweit bekannt. "Die Strukturen der Sekte bestehen bis heute fort", sagt Horst Schaffrik, der noch immer auf dem weitläufigen Grundstück in Chile lebt. 1961 begann Sektengründer Paul Schäfer damit, dort eine totalitäre religiöse Gemeinschaft aufzubauen, völlig abgeschottet von der Außenwelt. Die Reportage geht dem bis heute anhaltenden langen Schatten seines Schreckensregimes nach. 

Filmautor Matthias Ebert trifft auf Willi Malessa, der in den 70er Jahren Skelette wieder ausgraben musste und erlebte, wie diese anschließend verbrannt wurden, um keine Spuren der Gräueltaten zu hinterlassen. Doch es sollen dort immer noch Leichen aus der Zeit der Militärregierung verscharrt liegen und Malessa will helfen, sie zu finden.

Bild: Getty Images/AFP/L. Hidalgo

Viele Mitglieder des ehemaligen Führungskreises der Colonia Dignidad verweigern sich einer Aufarbeitung. Sie schweigen über die Massengräber. Die finanzielle Struktur der Sekte wurde nie aufgelöst. So besteht das Firmenkonstrukt bis heute fort: Agrarbetriebe, ein Hotel und Immobilienfirmen, die in einer Aktiengesellschaft gebündelt sind. Schaffrik spricht von einem "teuflischen Konstrukt". Denn obwohl Sektenmitglieder wie er das riesige Unternehmen gemeinsam mit Paul Schäfer aufgebaut hatten, profitieren davon heute nur wenige.

Es sind vor allem die Kinder der ehemaligen Sektenführung, die als Vorsitzende der Nachfolge-Firmen fungieren. Die restlichen Sektenmitglieder, wie Schaffrik, sind zwar Aktionäre, erhalten aber keinerlei Rendite. Obwohl sie jahrzehntelang zu Schwerstarbeit gezwungen wurden, haben sie nichts vom Gemeinschaftsbesitz. Da sie auch keine Rente beziehen, stehen sie vor der Altersarmut.

Gleichzeitig blockieren die heutigen Firmenchefs die Aufarbeitung der Verbrechen. Juristisch wehren sie sich dagegen, dass es einen Gedenkort auf dem Sektengelände geben soll - wie Deutschland und Chile auf staatlicher Ebene vereinbart haben. Und sie zögern mit allen Mitteln die Auszahlung von Entschädigungen hinaus, die missbrauchten chilenischen Kindern juristisch zusteht.

Hernán LarrainBild: Imago Images/Aton Chile/R. Monroy

Auch Chiles Menschenrechtsminister Hernán Larrain blockiert die Aufarbeitung. Er war jahrzehntelang ein Freund der Sekte - vor allem zu Zeiten der massiven Folter dort zu Beginn der Pinochet-Diktatur. Unter Larrain als Verantwortlichem kommt die Aufarbeitung derzeit nicht voran - weder beim Gedenkort noch bei der Suche nach Massengräbern. Auch die Bundesrepublik Deutschland hält sich mit Druck auf die Akteure in Chile zurück. Dabei wäre es endlich an der Zeit, die Ungerechtigkeit zu bekämpfen, die bis heute im Fall Colonia Dignidad besteht, findet Horst Schaffrik.

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