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Comeback: Toni Kroos spielt bei der EURO 2024 für DFB-Team

22. Februar 2024

Der Star von Real Madrid kehrt für die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland in die Nationalmannschaft zurück. Dort hat er seit 2021 nicht mehr gespielt. Was bedeutet das Comeback für das Team von Julian Nagelsmann?

Toni Kroos im Trikot der deutschen Nationalmannschaft klatscht in die Hände
Toni Kroos hat noch eine Verabredung mit der Nationalmannschaft: Er spielt bei der EURO 2024 für DeutschlandBild: Marvin Ibo Güngör/GES/picture alliance

Jetzt also doch! Nachdem bereits seit einiger Zeit darüber spekuliert worden war, kehrt Toni Kroos für die im Sommer anstehende Fußball-EM, die in Deutschland stattfindet, in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zurück. Das verkündete der Weltmeister von 2014 am Donnerstag via Instagram. Eigentlich hatte der mittlerweile 34-Jährige nach der EM 2020, die wegen der Corona-Pandemie im Sommer 2021 ausgespielt wurde, seinen Rücktritt erklärt. "106-mal habe ich für Deutschland gespielt. Ein weiteres Mal wird es nicht geben", ließ er damals nach dem Achtelfinal-Aus gegen England wissen.

Die Begründung, warum er doch noch einmal für die DFB-Elf auflaufen wird, gab es in knappen Worten auf seinem Social-Media-Kanal: "Leute, kurz und schmerzlos: Ich werde ab März wieder für Deutschland spielen. Warum? Weil ich vom Bundestrainer gefragt wurde, Bock drauf habe und sicher bin, dass mit der Mannschaft bei der EM viel mehr möglich ist, als die meisten gerade glauben!", schrieb der Mittelfeldspieler, der trotz seines reiferen Alters für einen Profifußballer nach wie vor zu den Schlüsselspielern beim spanischen Spitzenklub Real Madrid zählt. 


Die Option eines Comebacks hatte sich Kroos in den vergangenen Monaten ausdrücklich offen gehalten. Bereits bei den März-Länderspielen gegen Frankreich in Lyon (23. März) und gegen die Niederlande in Frankfurt/Main (26. März) wird Kroos wieder dabei sein.

Tony Kroos: Weltmeister 2014, WM-Blamage 2018

Als Nationalspieler steht Kroos vor allem für den Gewinn des vierten deutschen WM-Titels: 2014 in Brasilien. Doch die 106 Länderspiele im DFB-Trikot brachten für ihn auch sportliche Enttäuschungen mit sich - vor allem bei seinem bis dato vorletzten Turnier, der WM 2018 in Russland, wo die deutsche Mannschaft als Titelverteidiger und zum ersten Mal überhaupt in der Gruppenphase einer Fußball-WM bereits in der Vorrunde scheiterte. Schon damals soll Kroos nach eigenen Angaben über einen Rücktritt aus dem Nationalteam nachgedacht haben.

Als er nach der EURO 2020 dann tatsächlich zurücktrat, schimpfte Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß öffentlich über dessen Spielweise: Kroos habe mit seinem Querpass-Spiel "im heutigen Fußball nichts mehr verloren", wetterte Hoeneß in der TV-Talkrunde "Sport1-Doppelpass".

Eines der Probleme der deutschen Mannschaft bei der EM sei gewesen, so Hoeneß, dass der damalige Bundestrainer Joachim Löw unbedingt Kroos im Mittelfeld einbauen wollte und daher auf eine Dreierkette in der Abwehr umstellte, die keinen Erfolg brachte. Er schätze Kroos sehr, sagte Hoeneß, aber seine Art zu spielen sei "total vorbei". Der Gescholtene konterte die Kritik damals noch während der Sendung mit einem gehässigen Tweet in Richtung Hoeneß.

Erfolgreicher war kein deutscher Spieler: Toni Kroos (l.) feiert 2022 mit Casemiro (2.v.l.) und Luka Modric (r.) von Real Madrid seinen fünften Titel in der Champions LeagueBild: Kirsty Wigglesworth/AP Photo/picture alliance

Zwar war sein Ende im Nationaltrikot unrühmlich, auf Klubebene ist Kroos dagegen Deutschlands erfolgreichster Fußballer: Er ist der einzige deutsche Spieler, der fünfmal die Champions League gewonnen hat: einmal mit dem FC Bayern (2013), viermal mit Real Madrid (2016, 2017, 2018, 2022). Hinzu kommen sechs Klub-Weltmeisterschaften, jeweils drei nationale Meisterschaften mit den Bayern und Real, sowie etliche Pokalsiege und Super-Cup-Titel. Insgesamt durfte Kroos in seiner Karriere 33 Mal eine Siegertrophäe in die Luft stemmen.

Überangebot im Mittelfeld

Die Rückkehr ins Nationalteam dürfte viele Fans freuen - und einigen aktuellen Nationalspielern, die ebenfalls auf Kroos' Position im Mittelfeld spielen, Sorgen um die eigenen Einsatzchancen bereiten. Bundestrainer Nagelsmann hatte sich nach seiner Amtsübernahme dafür entschieden, Ilkay Gündogan vom FC Barcelona weiterhin als Kapitän fungieren zu lassen.

Kroos und Gündogan könnten gemeinsam im Mittelfeld spielen, gelten aber als ähnliche Spielertypen: eher kreativ und offensiv orientiert als defensive Absicherer. Bislang hatte Nagelsmann auf Pascal Groß von Brighton & Hove Albion aus der englischen Premier League gesetzt, auch Joshua Kimmich vom FC Bayern war im Mittelfeld aufgelaufen, wobei Groß mehr überzeugen konnte als der seit Monaten unter seiner Form spielende Kimmich.

Wohin mit Ilkay Gündogan (l.) und Joshua Kimmich (r.), wenn Toni Kroos wieder einen Stammplatz hat?Bild: O. Behrendt/contrastphoto/picture alliance

Zudem hatten sich Leon Goretzka vom FC Bayern und Robert Andrich von Bundesliga-Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen Hoffnungen auf einen Platz im EM-Kader gemacht. All diese Spieler wird Nagelsmann nicht nominieren. Es droht daher ein Konkurrenzkampf - schließlich dürfte Kroos einen Stammplatz sicher haben, ansonsten hätte er sich wohl kaum zu einem Comeback bereiterklärt. 

Allerdings erklärte Nagelsmann bereits, dass Kimmich fortan als Rechtsverteidiger spielen werde und nicht auf seiner Wunschposition im defensiven Mittelfeld. Dort, so Nagelsmann im Interview mit dem Magazin "Spiegel", hätte er Kimmich auch ohne die Kroos-Rückkehr aufgestellt. "Bei der Nationalmannschaft muss man sich unterordnen. Da ist man ein Diener für sein Land. Kimmich ist das."

Zweiter Toni als Kroos-Fürsprecher

Einer, der sich schon seit längerer Zeit für eine Rückkehr von Kroos in die Nationalmannschaft eingesetzt hatte, ist einer seiner Mitspieler bei Real Madrid: Antonio "Toni" Rüdiger verriet im vergangenen Dezember in einem Interview mit der Streaming-Plattform "DAZN", dass er Kroos laufend bearbeite. "Ich frage ihn jeden Tag", sagte der Real-Verteidiger.

Kurz vor Weihnachten bezeichnete auch Nagelsmann ein Kroos-Comeback im deutschen Fernsehen als einen "interessanten Gedanken" und sagte: "Es kann sein, dass ich ihn noch mal anrufe." Er hat es schließlich gemacht und musste seinen Wunschspieler offenbar gar nicht lange überreden - und auch die Mitspieler hatten anscheinend nichts dagegen: "Ich habe mit vielen Spielern vorab telefoniert und genau zugehört, ob da einer ein Problem mit Kroos haben könnte", sagte Nagelsmann dem "Spiegel". "Im Gegenteil! Alle waren sehr positiv."

Der Artikel wurde ursprünglich am 14. Februar veröffentlicht und am 22. Februar nach der Bekanntgabe des Kroos-Comebacks aktualisiert.

 

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