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Condor vor Problemen

Christian Ebner, dpa28. März 2016

Wer in die Sonne fliegen will, nutzt den Ferienflieger. Mit dem Aufschwung der europäischen Billigflieger stimmt das nicht mehr so ganz. Die 60 Jahre alte Condor hat zudem noch ganz eigene Probleme.

Flugzeug von Condor
Bild: picture-alliance/dpa

60 Jahre nach ihrer Gründung steht die Ferienfluggesellschaft Condor unter Druck. Billigflieger wie auch Tochtergesellschaften der großen Airlines Lufthansa, British Airways und Air France/KLM drängen immer stärker in das Geschäft mit den Touristen. Kuba, Mauritius, Mexiko oder die US-Städte Boston und Miami: Die neuen Fernziele der Lufthansa-Billigtochter Eurowings lesen sich wie eine direkte Kampfansage an die Condor.

Doch Deutschlands ältester Ferienflieger sieht sich gewappnet. "Viele wollen an unseren Kuchen, aber wir wissen uns zu wehren", sagt Unternehmenssprecher Johannes Winter. Ihre Stärken sieht die Airline in den flexiblen Destinationen und ihrer vielfältigen Vertriebsstruktur, bei dem das klassische Geschäft mit touristischen Veranstaltern bereits für eine Grundauslastung der Flugzeuge sorgt.

Den Online-Anschluss verpasst?

Die Fluggäste kommen vom eigenen Mutterkonzern Thomas Cook, aber auch von externen Veranstaltern wie der TUI oder Dertour. Das funktioniert wie beim Konkurrenten Tuifly vor allem bei Zielen, die zu großen Teilen von Pauschaltouristen angeflogen werden, wie etwa die Türkei oder Ägypten. Härter ist der Wettbewerb beispielsweise nach Spanien, wo sich mit Ryanair, Vueling, EasyJet und Air Berlin starke Konkurrenten tummeln.

Vor allem auf der Langstrecke in die USA wird für Condor der Verkauf von Einzelplätzen immer wichtiger, die direkt über das Internet oder auch über Reisebüros vermarktet werden. Condor-Chef Ralf Teckentrup hat es vor kurzem in der Zeitschrift "travel.one" als Versäumnis bezeichnet, dass sein Unternehmen nicht früher und entschlossener aufs Internet gesetzt hat. "Mittlerweile verkaufen wir jeden zweiten Sitz direkt an die Fluggäste - Tendenz steigend."

Der Jungfernflug war noch ein echtes Abentuer

Beim allerersten Flug des Condor-Vorgängers Deutscher Flugdienst am 29. März 1956 saßen vor allem zahlungskräftige Angehörige und Zivilangestellte der US-Streitkräfte in der Vickers Viking. Reiseveranstalter Hans Geisler hatte ganz gezielt in den Kasernen der GIs geworben und letztlich mit rund 100 Passagieren die drei Flugdienst-Maschinen für den Ostertrip vollgekriegt.

Die Rundreise ins Heilige Land war noch ein echtes Abenteuer, denn allein für den Flug ins erste Etappenziel Beirut benötigte die Propellermaschine satte elf Stunden, die zwei Tankstopps in Nizza und Athen nicht mitgerechnet. Über Damaskus, Jerusalem und Kairo führte die Route zurück nach Frankfurt - der Jungfernflug der neuen Chartergesellschaft war absolviert.

Die Erfinder der Ferienfliegerei

Bis heute beansprucht Condor für sich, den Begriff Ferienflieger etabliert zu haben. Schon im ersten Betriebsjahr standen die mittlerweile klassischen Urlaubsinseln Mallorca und Teneriffa im Programm, 1966 kamen die ersten Fernziele wie Thailand und Sri Lanka hinzu.

Zwischenzeitlich war die lange zum Lufthansa-Konzern zählende Condor die größte Chartergesellschaft der Welt und brachte ihre Passagiere sogar in zwei Jumbos vom Typ Boeing 747 an ihr Ziel. Auf Dauer waren die beiden firmenintern "Fritz" und "Max" genannten Flieger mit mehr als 500 Sitzen aber nicht kostendeckend zu betreiben und wurden 1979 wieder ausgemustert.

Der Markenname ist Gold wert

Die Frankfurter wissen aber immer noch, wie man Maschinen vollmacht. Die Auslastung von mehr als 90 Prozent liegt weit oberhalb der Werte der Netzcarrier. Der zwischenzeitlich kriselnden Mutter Thomas Cook wurden in den vergangenen Jahren konstant Gewinne überwiesen, wenngleich in den letzten beiden Geschäftsjahren die Umsätze leicht bröckelten. Die Passagierzahl lag im Geschäftsjahr 2014/15 (30.9.) bei 7,7 Millionen. Mit aktuell 42 Maschinen steuert Condor 45 Ziele auf der Langstrecke und 27 auf der Kurz- und Mittelstrecke an.

Der Zusammenschluss mit den übrigen Thomas-Cook-Fluggesellschaften aus Großbritannien, Skandinavien und Belgien bringt zudem Vorteile beim Einkauf und in der Organisation. Nicht gelungen war hingegen das schon nach zwei Jahren 2004 wieder abgebrochene Experiment, auf den Markennamen Condor zu verzichten und die Flugzeuge stattdessen auch im deutschen Markt mit dem Konzernlogo Thomas Cook auf die Reise zu schicken.

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