Condor-Zukunft nach geplatztem Verkauf offen
14. April 2020Nach der geplatzten Condor-Übernahme durch die polnische Luftfahrt-Holding PGL pochen die Beschäftigten auf rasche Staatshilfe für die Frankfurter Fluglinie. Die öffentliche Hand solle sich an den Airlines Condor und Lufthansa direkt beteiligen, erklärte die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO.
Auch die Pilotenvertretung Vereinigung Cockpit (VC) setzt sich für Hilfen aus Steuermitteln ein. Der Condor-Flugbetrieb stehe auf grundsoliden Füßen, sagte VC-Sprecher Janis Schmitt. Die Mitarbeiter dürften in der Corona-Krise nicht fallengelassen werden.
Überraschungs-Ei aus Warschau
Am Ostermontag hatte PGL die bereits im Januar vereinbarte Übernahme der Condor ohne Angaben von Gründen abgesagt. Die wichtigste PGL-Gesellschaft LOT ist durch die Corona-Krise selbst geschwächt und voraussichtlich auf polnische Staatshilfe angewiesen.
Der Condor-Verkauf war ursprünglich im Schutzschirmplan für das Unternehmen vorgesehen. Beschwerden mehrerer Gläubiger hiergegen hatte das Frankfurter Landgericht erst am vergangenen Donnerstag zurückgewiesen.
"Fortgeschrittene Gespräche"
Condor selbst rechnet nach eigener Aussage damit, womöglich bald von einem staatlich bestimmten Treuhänder geführt zu werden. Eine Sprecherin der Ferienfluglinie sagte der Nachrichtenagentur AFP, eine solche Eigentümerstruktur sei ein "gar nicht so unwahrscheinliches Szenario".
Das Unternehmen befinde sich "in fortgeschrittenen Gesprächen" mit der Bundesregierung, allerdings noch ohne Ergebnis. Eine Teilverstaatlichung indes werde es - ungeachtet entsprechender Spekulationen - vermutlich nicht geben.
Die Airline mit rund 4900 Beschäftigten und mehr als 50 Flugzeugen war durch die Pleite des britischen Mutterkonzerns Thomas Cook selbst in Schieflage geraten. Derzeit ist Condor mit einem Überbrückungskredit der Staatsbank KfW finanziert. Das Darlehen in Höhe von 380 Millionen Euro läuft diese Woche aus.
jj/ww (dpa, afp)