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Contra: Inklusion im Spitzensport

Julia Mahncke7. August 2014

Wenn behinderte Menschen mit technischen Hilfsmitteln an den Start gehen, kann das nichtbehinderte Sportler benachteiligen. Das wäre nicht fair. Inklusion im Sport hat seine Grenzen, argumentieren viele Sportfunktionäre.

Inklusion im Sport
Bild: picture alliance

Die Fairness

Dass Markus Rehm nicht bei der Leichtathletik-WM in Zürich teilnehmen darf, weil er durch seine Prothese Vorteile haben könnte, findet der Katholische Sportverband DJK richtig. Solange "absolut gleiche Bedingungen" nicht gegeben seien, widerspreche die Teilnahme dem Fairplay-Gedanken. Auch Arno Müller, Sportphilosoph an der Universität Jena, meint: "Man muss immer schauen, ob man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht, ob man vergleichbare Leistungen hat, faire Leistungen hat." Spitzenleistungen müssten vergleichbar sein und auf vergleichbarer Grundlage erbracht sein.

Die Definition

Es ist ein spitzfindiges Gedankenspiel, aber auch das Argument des Philosophen Steven Edwards von der Universität Swansea soll nicht unerwähnt bleiben. Definitionen machen den Sport aus. Laufen bedeutet das Abstoßen mit den Füßen vom Boden, wir setzten ein Bein vor das andere - dazwischen eine kurze Flugphase. Wer keine Beine hat, läuft gar nicht, überlegte sich Edwards, als der Fall um den Sprinter Oscar Pistorius die Schlagzeilen bestimmte. Und wer nicht läuft, so die abstrakte Argumentation, kann auch an keinem Laufwettbewerb teilnehmen, der doch genaue diese Art der Bewegung verlangt.

Die Regeln

"Bei den verschiedenen Sportarten hat man sich auf Regeln geeinigt, welche Dinge erlaubt sind und welche nicht", sagt Reyk Albrecht, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Ethikzentrums der Universität Jena. "Die maximale Leistung darf nur unter diesen Rahmenbedingungen erbracht werden." Die Sportwelt ist demnach eine konstruierte Welt, nicht Alltag. Ein Ball darf nicht einfach rund sein, er muss einen bestimmten Umfang haben, vielleicht aus einem vorgeschriebenen Material bestehen. Spitzensport stellt bewusste Hürden auf, die es zu überwinden gilt. Der Sportphilisoph Müller gibt deswegen zu bedenken: "Der Spitzensport hat nicht grundsätzlich das Thema Inklusion. Da muss man vor einer Romantik warnen. Es geht um die Bestleistung und das ohne eine illegitime Leistungssteigerung."

Die Kosten

Die Entscheidung des Deutschen Leichtathletik-Verbands, Markus Rehm die Teilnahme am Weitsprung-Wettbewerb bei den Europameisterschaften zu versagen, kam spät. An der deutschen Meisterschaft hatte er schon teilgenommen. Die biomedizinischen Untersuchen, die jede Phase der sportlichen Aktivität misst, sind teuer. "Das Problem ist, die Prothesen sind Spezialanfertigungen", erklärt Müller. Einmal messen reiche nicht. Für jede Disziplin, für jedes Hilfsmittel müsste eine neue Untersuchung angewiesen werden. Die Finanzierung muss bis jetzt für jeden Einzelfall neu überlegt werden.

Die Sportarten

Es gibt Sportarten, in denen nichtbehinderte und behinderte Menschen in einem Team spielen, Rollstuhl-Basketball ist ein Beispiel, das "Unified Sports"-Programm bei den Paralympics ein anderes. Inklusion findet im Spitzensport also schon statt, nur nicht in jeder einzelnen Sportart. Diese Trennung für manche Sportarten und das gemeinsame Konkurrieren bei anderen, befürworten einige aus der Sportwelt. "Kein Mensch käme auf die Idee, einen Rollstuhlfahrer zum Marathonlauf zuzulassen", sagt Helmut Digel, deutsches Mitglied im Führungsgremium des Weltleichtathletikverbandes IAAF, der Zeitung "Die Welt". Er meint, die Trennung zwischen Behinderten und Nichtbehinderten mache einfach Sinn."

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