"Cool Runnings": Jamaikas Viererbob ist zurück
17. Februar 2022Sie waren noch nicht auf der Welt, als 1988 in Calgary zum ersten Mal ein jamaikanischens Bob-Team bei den Olympischen Winterspielen antrat. Aber den auf diesem Ereignis basierenden Kinofilm "Cool Runnings" kennen Rolando Reid, Shanwayne Stephens, Ashley Watson und Matthew Wekpe natürlich bestens. Mehr noch, die Komödie hat sie dazu inspiriert, selbst mit dem Bobsport zu beginnen:
"Nachdem ich verstanden habe, was das ist und was die Jungs durchgemacht haben, wollte ich ein Teil davon sein und dieses Vermächtnis weiterführen", erzählt Reid im Gespräch mit der DW. "Der Film ist ein Teil des jamaikanischen Bobsports, ein Teil von Jamaika. Wir werden uns nie davon lösen können", meint Stephens, der die Zweier- und Viererbobs für Jamaika bei den Olympischen Winterpielen in Peking steuert.
Wie sich Jamaika für die Olympischen Spiele qualifizierte
Die vier Männer leben den Traum von "Cool Runnings" weiter, doch ähnlich wie ihre Vorbilder haben sie auch mit ähnlich großen Herausforderungen zu kämpfen. Stephens arbeitet als Pilot bei der Royal Air Force (RAF) und lebt, ebenso wie Watson und Wekpe, in Großbritannien. In Jamaika lebt nur Reid. Schnee vor der Haustür haben alle Vier nicht. "Auch wenn wir in einem kälteren Land leben würden, wären wir in der gleichen Situation. Wir müssen wir bei unserem Training unbedingt kreativ sein", so Stephens gegenüber der DW.
Die durch das Coronavirus verursachte Abriegelung des Vereinigten Königreichs war auch nicht gerade hilfreich. Ein Video, in dem Stephens und sein Zweierpartner Nimroy Turgott zu sehen sind, wie sie Stephens' Auto, einen Mini, schieben, ging letztes Jahr viral und entlockte sogar Königin Elisabeth II. ein Schmunzeln: "Nun, ich nehme an, das ist eine Art zu trainieren", sagte ihre Majestät zu Stephens während eines Videoanrufs.
Aufgrund der Pandemie kam das vierköpfige Team aus Jamaika zum ersten Mal am 18. September 2021 in Lake Placid, New York, zusammen. Sie bereiteten sich auf die Qualifikation mit einem alten Viererschlitten vor, der auf halber Strecke eines Wettkampfs kaputt ging. Das Team Kanada war dann "so freundlich", einen Bob zu verleihen, so Stephens. "Die Herausforderungen, die wir in dieser Saison erlebt haben, waren unglaublich", erklärt der Bobpilot. "Wir können gar nicht ausdrücken, wie schwer es für uns war, uns zu qualifizieren." Aber die vier Bobfahrer schafften es irgendwie.
Das jamaikanische Erbe in Peking fortsetzen
Stephens ist nach Dudley Stokes erst der zweite jamaikanische Pilot, der sich mit zwei Schlitten für die Olympischen Spiele qualifizierte - im Zweier mit Bremser Turgott und im Vierer mit Reid, Watson und Wekpe. "Das ist an sich schon etwas für das Geschichtsbuch", meint sein Teamkollege Reid. "Für mich ist er ein Held."
Neben dem Zweier- und Viererbob hat sich auch Jazmine Fenlator-Victorian im Frauen-Monobob für Peking qualifizieren können. "Es zeigt einfach, dass wir eine kleine Nation sind. Aber wenn wir uns anstrengen und hart dafür arbeiten, können wir uns für die Spiele qualifizieren", sagt Wekpe.
Solche Erfahrungen stärken den Teamgeist. Der diesjährige Viererschlitten hat einen besonderen Namen: "Rude Gal Angelica", zu Ehren der Schwester von Fenlator-Victorian, die kurz vor den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang verstarb - es war ihr Instagram-Name.
Die bisher beste Platzierung Jamaikas im Vierberbob war bisher ein 14. Platz bei den Spielen 1994 in Lillehammer. Das diesjährige Team macht sich keine allzu großen Gedanken darüber, ob es dieses Ergebnis übertreffen kann. Sie wollen vielmehr Teil des jamaikanischen Bob-Erbes sein. "Der Sport und auch die Ausrüstung haben sich so weiterentwickelt. Es gibt jetzt auch viel mehr Länder, die diesen Sport ausüben", meint Stephens. "Wir sind hier, um unser Bestes zu geben, und das in jedem einzelnen Lauf. Solange wir Vorbild für die nächste Generation sind, die dann in den Sport einsteigen will, denke ich, dass wir stolz auf uns selbst sein können."
Aus dem Englischen adaptiert von Jörg Strohschein