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Politik

Weltklimakonferenz in der Klemme

13. November 2017

Wissenschaftler warnen immer eindringlicher vor dem Klimawandel - aber die Verhandlungen auf der UN-Klimakonferenz in Bonn gestalten sich schwierig. Und Indien greift die Industriestaaten an.

COP23 | Klimademo in Bonn
Bild: picture-alliance/dpa/B. Thissen

Dass Klimawissenschaftler auf UN-Konferenzen eindringlich vor den Folgen der Erderwärmung warnen, ist nichts Ungewöhnliches. Schon eher, dass ausgerechnet Hans Joachim Schellnhuber zu drastischen Worten greift. Schellnhuber ist eher für moderate Töne bekannt. Es gebe erwiesenermaßen ein "nie dagewesenes Risiko für die Menschheit durch die globale Erwärmung", so Schellnhuber auf der UN-Klimakonferenz in Bonn. Und er rief die Unterhändler aus über 190 Staaten auf, schnelle und umfassende Schritte zu gehen, um des Problems Herr zu werden.

Emissionen nehmen wieder zu

Wenn einer wie er Alarm schlägt, hat das Gründe. Dazu passt am Montag auch diese Meldung: Der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) ist einer wissenschaftlichen Studie zufolge in diesem Jahr gestiegen - und nicht wie in den drei vorangehenden Jahren weitgehend stabil geblieben. Diese Stabilität war von vielen als Zeichen gewertet worden, dass die Bemühungen aus 25 Jahren UN-Klimatreffen endlich Erfolge zeigen. Nun schreibt der internationale Forscherverbund Global Carbon Project in seinem Jahresbericht, für 2017 sei ein Anstieg der globalen CO2-Emissionen um etwa zwei Prozent zu erwarten. Für die Staaten, die derzeit in Bonn über die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 zur Begrenzung der Erderwärmung beraten, gebe es also "keinen Grund zur Selbstzufriedenheit", mahnen die Experten.

Viele Forderungen in Bonn, doch die Verhandlungen stecken festBild: DW/P. Große

Hochkomplex und technisch

Und auch bei dieser Umsetzung gibt es erst einmal keine wirklich guten Nachrichten. Zäh verlaufen die Verhandlungen, ist überall zu hören. In Paris hatten sich die Staaten vor zwei Jahren unter großem Jubel darauf geeinigt, dass jedes Land eigene Klimaziele vorlegt, die zusammen helfen sollen, die Erderwärmung um nicht mehr als zwei Grad im Durchschnitt anwachsen zu lassen. Und in Bonn geht es nun darum, wie transparent diese Ziele gemacht werden können, was für das Vertrauen untereinander wichtig ist. Und wie vergleichbar sie sind. Und schon hakt es. Jan Kowalzig von der Organisation Oxfam zur DW: "Die Verhandlungen waren in der ersten Woche noch recht langsam, zum Teil so langsam, dass einige befürchteten, dass die Zeit für gute Beschlüsse nicht ausreicht. Das liegt an den sehr technischen und komplexen Fragen, die geklärt werden müssen. Und es ist vielen nicht klar, wie das laufen soll: Sollen erst alle Fragen der Transparenz geklärt werden und dann alle der Vergleichbarkeit, oder geschieht das parallel? Da gibt es noch große Schwierigkeiten."

Indien kommt mit einer alten Geschichte

Und zu allem Übel tischte Indien eine alte Geschichte neu auf: Bis 2020 nämlich, wenn das Paris-Abkommen in Kraft treten soll, gilt das alte Kyoto-Protokoll, der erste Klimavertrag, der Mitte der Neunzigerjahre beschlossen wurde. Darin hatten nur die Industriestaaten Klimapflichten übernommen, und Indien wollte nun wissen, ob das noch gilt. Anders gefragt. Was machen Europa, Amerika und die anderen reichen Staaten bis 2020? Legen sie die Hände in den Schoß? Indien forderte klipp und klar mehr Anstrengungen des Westens, bis der Paris-Vertrag – mit indischem Klimaziel diesmal - wirken kann. Von Seiten der deutschen Delegation hieß es dazu nur knapp, in Bonn werde über den Paris-Vertrag gesprochen und nicht über den Ladenhüter Kyoto-Protokoll, der tatsächlich so gut wie keine Wirkung erzielt hatte. Und nur von wenigen Länder überhaupt erfüllt worden ist, aber immerhin von Deutschland.

Montag in Bonn, noch viereinhalb Tage Zeit, aus der Klimakonferenz etwas Gescheites zu machen. Aber dass es zu Beginn der zweiten Woche klemmt, ist eigentlich auch nichts Neues auf Klimatreffen. Noch besteht also Hoffnung.

 

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