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Copernicus-Bericht: 2023 - Jahr der Klima-Extreme in Europa

22. April 2024

Hitze, Dürre, Waldbrände - und schwere Überschwemmungen: Europa war 2023 von Gegensätzen geprägt. Belastend für viele Menschen: Es gab so viele Tage mit extremer Hitze wie noch nie. Doch 2023 brachte auch Positives.

Das ausgetrocknete Flussbett nahe der Saint-Nicolas de Champagnac Brücke in Saint-Anastasie in Frankreich
Ein ausgetrocknetes Flussbett in Frankreich - hohe Temperaturen, Waldbrände und Dürre plagten EuropaBild: Mohamad Salaheldin Abdelg Alsayed/AA/picture alliance

Europa ist keine Ausnahme, wenn es um die Folgen des Klimawandels geht - das wird schnell klar, wenn man die Klimadaten betrachtet, die der EU-Klimawandeldienst Copernicus Climate Change Service (C3S) und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ihn ihrem jüngsten Bericht zusammengetragen haben. Die drei wärmsten Jahre in Europa wurden alle seit 2020 aufgezeichnet, die zehn wärmsten seit 2007.

Auch 2023 brach wieder Negativrekorde: Gemeinsam mit dem Jahr 2020 war es das wärmste Jahr in Europa mit etwa einem Grad über dem Referenzzeitraum 1991 bis 2020. Insgesamt sei 2023 in Sachen Klimagefahren in Europa ein komplexes und vielschichtiges Jahr gewesen, fasst Copernicus-Direktor Carlo Buontempo die Ergebnisse der Klimabeobachtungen zusammen. "Im Jahr 2023 gab es in Europa die größten jemals aufgezeichneten Waldbrände, eines der feuchtesten Jahre, schwere marine Hitzewellen und weit verbreitete verheerende Überschwemmungen."

Fast 11 Milliarden Euro Schaden durch Überschwemmungen

Insgesamt fielen in Europa 2023 etwa sieben Prozent mehr Niederschläge als üblich. Ein Drittel der Flüsse führte Hochwasser, teilweise sogar schweres Hochwasser.

Von Überschwemmungen in Europa waren nach vorläufigen Schätzungen der Internationalen Katastrophendatenbank etwa 1,6 Millionen Menschen betroffen, mindestens 40 verloren dabei ihr Leben. 63 Menschen starben durch Stürme, 44 kamen durch Waldbrände ums Leben. 13,4 Milliarden Euro - so hoch war der Schaden, den wetter- und klimabedingte Ereignisse in Europa verursachten - mehr als 80 Prozent davon durch Überschwemmungen.

1000 Häuser unter Wasser: Bulgarien war eines der Länder, das 2023 von schweren Überflutungen betroffen warBild: Impact Press Group/NurPhoto/IMAGO

"Die Klimakrise ist die größte Herausforderung für unsere Generation. Die Kosten für Klimamaßnahmen mögen hoch erscheinen, aber die Kosten der Untätigkeit sind viel höher", so Celeste Saulo, Generalsekretärin der WMO.

Immer mehr Tage mit extremer Hitze in Europa

Auch die gesundheitsschädlichen Folgen extremer Wetter- und Klimaereignisse in Europa nähmen zu, so die Forschenden. Die Zahl der Menschen, die an Folgen von Hitze starben, stieg in letzten 20 Jahren um etwa 30 Prozent. In ganz Europa gibt es immer mehr Tage mit starker Hitzebelastung - und das Jahr 2023 brach den Rekord von Tagen mit extremer Hitzebelastung.

Auf dem Höhepunkt einer Hitzewelle im Juli litten 41 Prozent des südlichen Europas unter starker, sehr starker oder extremer Hitze - und viele Menschen unter Hitzestress.  Dieser Begriff beschreibt die Auswirkungen, die hohe Temperaturen in Kombination mit anderen Faktoren wie Feuchtigkeit und Windgeschwindigkeit, Sonnen- und Wärmestrahlung auf den menschlichen Körper haben.

Risiko durch Hitzestress in Europa oft noch unterschätzt

Längerer Hitzestress kann gesundheitliche Probleme verschlimmern. Zudem erhöht er das Risiko für Erschöpfung und Hitzschlag, insbesondere bei Kleinkindern, alten Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen.

Dennoch, so die Autorinnen und Autoren des Klimadaten-Berichts, werde das Gesundheitsrisiko in der Öffentlichkeit, in den gefährdeten Gruppen, wie teils auch von Gesundheitsdienstleistern als zu gering eingeschätzt.

Starker Eisverlust in den Alpen und brennende Wälder

Die Hitze in Europa machte 2023 auch den Gletschern des Kontinents zu schaffen. Überall verloren sie Eis - und in den Alpen sogar außergewöhnlich viel. Das lag auch daran, dass dort im Winter sehr wenig Schnee gefallen war. In den letzten beiden Jahren zusammen haben die Alpengletscher rund zehn Prozent ihres verbleibenden Volumens verloren, so der Copernicus-Bericht.

Wie sehr Hitze, Schnee und Dürre zusammenhängen, wird genau hier deutlich: Durch die geringe Schneedecke lag beispielsweise die Wassermenge des Alpenflusses Po das ganze Jahr über unter dem Durchschnitt. Dieses Wasser fehlte dann in Norditalien, wo schon zuvor Dürre herrschte.

Flammeninferno: Griechische Feuerwehrleute kämpfen gegen einen Waldbrand in der Nähe von Alexandroupolis Bild: Achilleas Chiras/AP/picture alliance

Hitze und Dürre treiben auch Waldbrände an. Diese gab es 2023 in ganz Europa. Im Laufe des Jahres verbrannte eine Fläche so groß wie London, Paris und Berlin zusammen. Den größten jemals in der EU verzeichneten Waldbrand gab es in Griechenland: Er hatte die doppelte Fläche von Athen.

Warum erwärmt sich Europa so extrem?

Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt, wobei die Temperaturen etwa doppelt so schnell steigen wie im globalen Durchschnitt. Das liegt laut Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess unter anderem an Europas Nähe zur Arktis. Sie erwärmt sich etwa viermal so schnell wie der Rest der Welt. Auch die Verbesserung der Luftqualität in Europa hat laut Burgess dazu geführt, dass weniger Partikel in der Luft vorhanden sind, die das Sonnenlicht zurückwerfen und zu einer Abkühlung beitragen.

Positives zum Schluss: Rekord an erneuerbaren Energien

Noch nie gab es in Europa so viel Strom aus erneuerbarer Energie wie 2023: insgesamt machte sie 43 Prozent an der Stromerzeugung aus. Zum Vergleich: 2022 waren es noch 36 Prozent. Die Herbst- und Winterstürme sorgten für überdurchschnittlich viel Windenergie und die hohen Pegelstände der Flüsse für mehr Strom aus Wasserkraft.

Damit wurde das zweite Jahr mehr Strom aus Erneuerbaren als aus klimaschädlichen fossilen Brennstoffen erzeugt. Doch die Autorinnen und Autoren mahnen: Auch 2023 seien dieTreibhausgas-Emissionen weiter angestiegen, die für die beobachteten Folgen der Erderhitzung verantwortlich waren.

Kleiner Ausblick auf 2024: Licht und Schatten

Leider, so Copernicus-Direktor Buontempo, sei es unwahrscheinlich, dass diese Klimafolgen kleiner werden, zumindest in naher Zukunft. Und so sei damit zu rechnen, dass man solange immer weitere Rekorde sehen werde, bis das Netto-Null-Ziel erreicht sei und das Klima stabilisiert werde, ergänzt Co-Direktorin Samantha Burgess.

Immerhin aber sei es wahrscheinlich, so Burgess, dass es im kommenden Sommer keine weiteren Temperaturrekorde in Europa geben werden. Das liege vor allem daran, dass der El-Niño-Effekt dieses Jahr auslaufe.

Quellen:

Nature-Studie zur Erwärmung der Arktis (https://www.nature.com/articles/s43247-022-00498-3)

Jeannette Cwienk Autorin und Redakteurin, Fokus unter anderem: Klima- und Umweltthemen
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