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Politik

Corona-Aktuell: "Nationale Kraftanstrengung"

3. November 2020

Europa stemmt sich weiter gegen die unkontrollierte Ausbreitung von COVID-19. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn spricht von einer entscheidenden Phase der Pandemie. Ihre Bewältigung sei eine Mammutaufgabe.

Deutschland Coronavirus Pressekonferenz Jens Spahn
Bild: Michael Sohn/AP/dpa/picture alliance

Im Kampf gegen das Virus befinde man sich in einer kritischen Lage, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Medizinern und Virologen am Tag Zwei des neuen Teil-Lockdowns in Deutschland. "Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung", sagte der CDU-Politiker. "Diese Pandemie ist eine echte Mammutaufgabe für uns als Regierung und für jede und jeden einzelnen in der Gesellschaft." Der "Höhepunkt" dieser Aufgabe sei noch nicht erreicht.

Zur Infektionslage in Deutschland sagte Spahn, es gebe "nichts zu beschönigen". Die Zahl der Infizierten steige "exponentiell", auch die Zahl derjenigen, die wegen einer COVID-19-Erkrankung beatmet werden müsse, steige "stark - zu stark".

"Um die Pandemie in Griff zu behalten, mussten wir die Notbremse ziehen", sagte Spahn mit Blick auf die seit Montag geltenden neuen Beschränkungen. Es werde ein schwieriger November sein. Auch nach Ablauf diesen Monat würden alle weiterhin "vorsichtig sein müssen".

Spahn appellierte direkt an die Bürger, die Bemühungen zur Eindämmung der Pandemie zu unterstützen. "Am Ende kommt es auf jeden einzelnen an, auf Sie ganz persönlich." Jeder könne einen Unterschied machen. "Wir wissen, wie es geht."

Mediziner und Virologen mahnen und warnen

Der Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, appellierte an alle, die Einschränkungen der kommenden Wochen ernst zu nehmen. Wenn das Virus sich unkontrolliert ausbreite, drohten bis Weihnachten über 400.000 gemeldete Infektionen pro Tag. Niemand wisse vorab, ob er ein "Superspreader" sei, so Schaade. Daher sei es wichtig, die Regeln zu befolgen und aktuell Kontakte zu reduzieren - im Privaten ebenso wie im Arbeitsalltag. 

Frustrierende Leere im Lockdown- Restaurant am Museum Lenbachhaus in MünchenBild: REUTERS

Die Virologin Melanie Brinkmann sagte bei der Pressekonferenz in Berlin, dass es bei der Prävention noch viel Luft nach oben gebe. Ziel müsse es sei, die Intensivbetten gar nicht erst zu füllen. Wenn 100 Prozent bei den aktuellen Maßnahmen mitmachten, dauere der Lockdown deutlich kürzer und das sei für alle von Vorteil. Ungeachtet aller Bemühungen, werde die Pandemie bis Ostern nicht durch sein, betonte Brinkmann.

Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Uwe Janssens, mahnte, dass die Lage auf den Intensivstationen schnell kritisch werde. Es gebe derzeit auch deutlich mehr COVID-19-Patienten auf der Normalstation. Viele von diesen würden später auch intensivpflichtig. Kernproblem sei nicht die Anzahl der Betten, sondern das Pflegepersonal. Das sei das Nadelöhr der kommenden Wochen, so Janssens.

Corona führt zu Fiasko für Spaniens Tourismusbranche

Die Tourismusbranche in Spanien muss im Zuge der Corona-Krise weiter dramatische Geschäftseinbrüche verkraften. Die Zahl der ausländischen Besucher sank im September im Vergleich zum Vorjahr um 87 Prozent, wie das Statistikamt INE meldete. Touristen gaben zugleich 90 Prozent weniger aus als im Vorjahresmonat. Das Corona-Jahr 2020 ist bislang für die Reisebranche zwischen Barcelona und Fuerteventura ein Fiasko. Von Januar bis September kamen nur 16,8 Millionen Reisende ins Land. Das sind rund 75 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Spanien ist von der Covid-Pandemie stark betroffen und derzeit im Alarmzustand. Es gilt eine nächtliche Ausgangssperre mit Ausnahme der Kanarischen Inseln. Das Auswärtige Amt in Berlin warnt vor nicht notwendigen touristischen Reisen in das Land. Ausnahme sind die Kanaren. Dort besteht eine Testpflicht bei der Einreise.

Frankreichs Wirtschaft bricht ein

Der jüngst verhängte vierwöchige Lockdown in Frankreich wird das Land konjunkturell hart treffen. Die Wirtschaftstätigkeit wird voraussichtlich um rund 15 Prozent gemindert, wie aus dem Finanzministerium in Paris verlautete. Frankreich ist seit Freitag wieder im Lockdown. Die Bürger sollen zu Hause bleiben. Ausnahmen gelten für notwendige Einkäufe, Arztbesuche und eine Stunde Sport am Tag. Falls möglich, soll aus dem Home Office gearbeitet werden.

Transport eines Covid-19-Patienten in Vannes in der BretagneBild: Stephane Mahe/REUTERS

Hoffnungsschimmer in der Schweiz

In der Schweiz ist die Zahl der laborbestätigten Corona-Neuinfektionen erneut zurückgegangen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldete am Dienstag 6126 Positiv-Tests binnen 24 Stunden. Am Donnerstag hatte das BAG einen Rekordwert von 9386 neuen Fällen verzeichnet, am Wochenende waren es im Dreitages-Schnitt 7039. Die Regierung in Bern hatte wegen der rasant zunehmenden Infektionen vergangene Woche neue Beschränkungen für das öffentliche Leben erlassen.

Italien plant kurzfristig neue Hilfen

Italien flankiert anstehende Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Zuge der Corona-Krise mit neuen Konjunkturhilfen. Ein entsprechendes Paket zur Stützung von Firmen und zur Stabilisierung von Lieferketten ist laut Vize-Wirtschaftsministerin Laura Castelli in Vorbereitung. Es soll kurzfristig fertiggestellt werden. Italien will die Einschränkungen in der Corona-Krise per Dekret weiter verschärfen, plant aber keinen landesweiten Shutdown. Laut Ministerpräsident Giuseppe Conte sind ein Reiseverbot und nächtliche Ausgangssperren erforderlich, um die Zahl der Neuinfektionen wieder in den Griff zu bekommen.

Protest gegen die Corona-bedingten Einschränkungen in VenedigBild: Manuel Silvestri/REUTERS

Weltweit haben sich nach neuen Zahlen mehr als 46,73 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Mehr als 1,2 Millionen Menschen sind in Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Die USA verzeichnen die meisten Infizierten weltweit, gefolgt von Indien, Brasilien, Russland, Frankreich und Spanien.

Die lokalen Behörden in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut an diesem Dienstag 15.352 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Vor einer Woche hatte die Zahl noch bei 11.409 gelegen. Insgesamt haben sich seit Beginn der Pandemie 560.379 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus angesteckt. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Infektion steigt um 131 auf 10.661.

qu/haz (dpa, rtr, afp)

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