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Politik

Corona aktuell: Rekord bei Neuinfektionen

29. Oktober 2020

Rasant steigende Infektionszahlen, nächtliche Ausgangssperren, ein vorgezogener Teil-Lockdown und ein längere Gesundheitsnotstand. Ein Überblick über die Entwicklung der Corona-Pandemie in Deutschland und international.

Deutschland | Coronavirus | Intensivstationen
Eine Pflegemitarbeiterin in Schutzausrüstung betritt ein Patientenzimmer auf einer Intensivstation in EssenBild: Fabian Strauch/dpa/picture alliance

Das Coronavirus breitet sich in Deutschland weiter rasch aus. Das Robert-Koch-Institut verzeichnet erstmals mehr als 16.000 Neuinfektionen an einem Tag, nachdem es am Mittwoch noch knapp 15.000 waren. Die Gesundheitsämter meldeten laut RKI 16.774 nachgewiesene Ansteckungsfälle binnen 24 Stunden. Seit Ausbruch der Seuche wurden damit insgesamt 481.013 Infektionsfälle registriert.

Die Zahl der Menschen, die mit oder an dem Virus starben, stieg um 89 auf 10.272 - auch das ist ein deutlicher Anstieg. Im Kampf gegen die Infektionswelle wird im November das öffentliche Leben in der Bundesrepublik drastisch eingeschränkt. Darauf hatten sich Bund und Länder geeinigt

Bayern prescht vor

Die Stadt Augsburg wird den für kommende Woche in Deutschland geplanten Teil-Lockdown vorzeitig umsetzen. In Bayerns drittgrößter Stadt werden die in dem Bund-Länder-Beschluss vom Mittwoch festgelegten Schutzmaßnahmen bereits ab diesem Freitagabend gelten. Der 2. November sei für Augsburg zu spät, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber. Zuvor hatte bereits Bayerns Ministerpräsident Markus Söder angekündigt, dass die 300.000-Einwohner-Stadt die Verschärfung der Corona-Vorschriften vorziehen werde. Auch die ähnlich stark betroffene oberbayerische Stadt Rosenheim geht wegen extrem hoher Corona-Infektionszahlen ab Freitag (21 Uhr MEZ) in den Teil-Lockdown. Die beiden Städte sowie die Landkreise Berchtesgadener Land und Rottal-Inn sind derzeit die am stärksten von Corona-Neuinfektionen betroffenen Kommunen im Freistaat.

Traurige Spitzenreiter

Auch weltweit schnellen die Corona-Zahlen nach oben. Laut einer Zählung der Nachrichtenagentur Reuters haben sich weltweit inzwischen mehr als 44,16 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, über 1,169 Millionen sind gestorben. Die USA bleiben mit mehr als 8,8 Millionen bestätigten Fällen und knapp 227.000 Toten das am stärksten betroffene Land gefolgt von Indien und Brasilien.

Indien ist das Land mit den absolut gesehen meisten Corona-Fällen nach den USABild: picture-alliance/ZUMAPRESS.com/N. Sharma

Indien hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums die Marke von acht Millionen Corona-Fällen durchbrochen. Binnen Tagesfrist meldeten die Behörden 49.881 Neuinfektionen. Die Zahl der Todesfälle in Indien stieg offiziellen Angaben zufolge um 517 auf 120.527. Brasiliens Gesundheitsministerium meldete 28.629 Neuinfektionen. Damit stieg die Gesamtzahl der Ansteckungen auf fast 5,5 Millionen. Die Zahl der Todesfälle legte binnen 24 Stunden um 510 auf 158.456 zu.

Gesundheitsnotstand in Spanien verlängert

Das spanische Parlament hat der Ausdehnung des landesweiten Gesundheitsnotstands bis Mai kommenden Jahres zugestimmt. Die Mehrheit der Abgeordneten votierte am Donnerstag für den Antrag der Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez, den Ausnahmezustand um sechs Monate zu verlängern. Ziel der Maßnahme ist es, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. 

Angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen in Spanien hatte die linksgerichtete Regierung am Sonntag zunächst für 15 Tage den landesweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. Dieser wurde nun vom Parlament mit 194 zu 53 Stimmen bis zum 9. Mai 2021 verlängert. 99 Abgeordnete enthielten sich. 
 Die Maßnahme erlaubt es den Regierungen der 17 spanischen Regionen, nächtliche Ausgangssperren zu verhängen und ihre Grenzen zu schließen. In dem Land sind die Regionen für die Gesundheitspolitik zuständig. 

Tunesien zieht Zügel an

Wegen kontinuierlich steigender Infektionszahlen verschärft die tunesische Regierung die Corona-Beschränkungen. Unter anderem beginnt von Montag an wieder eine landesweite nächtliche Ausgangssperre. Zusätzlich sollen auch Schulen und Moscheen zeitweise geschlossen werden. Künftig sind zudem Zusammenkünfte mit mehr als vier Personen im öffentlichen Raum nicht mehr erlaubt. Cafés und Restaurants müssen um 16.00 Uhr schließen und Reisen zwischen Regionen sind, bis auf Ausnahmen, untersagt. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums hatte die Situation im Land zuvor als "sehr gefährlich" bezeichnet.

Cyberangriffe in Zeiten von Corona

In den USA sind Krankenhäuser einer Welle von Cyberangriffen ausgesetzt. Die Bundespolizei FBI warnte vor fortlaufenden Attacken mit dem Erpressungstrojaner Ryuk. Solche Software verschlüsselt typischerweise den Inhalt von Computern und verlangt Lösegeld mit Versprechen, die Daten wieder freizugeben. Bei einer weltweiten Attacke dieser Art mit dem Trojaner WannaCry war im Mai 2017 auch die Arbeit britischer Krankenhäuser beeinträchtigt.

IT-Sicherheitsexperten vermuten eine russische Gruppe Cyberkrimineller hinter Ryuk. Das genaue Ausmaß der aktuellen Attacken auf amerikanische Krankenhäuser blieb unklar. Laut Medienberichten waren Krankenhäuser in den Bundesstaaten New York, Oregon und Minnesota betroffen. Der Gründer der IT-Sicherheitsfirma Hold Security, Alex Holden, sagte dem Fachblog "Krebs On Security", laut Online-Chats wollten die Angreifer Ryuk in 400 medizinischen Einrichtungen platzieren.

US-Immunologe Fauci dämpft Erwartungen auf baldigen Impfstoff

US-Experte Fauci: "Vor Januar kein Impfstoff"Bild: picture-alliance/dpa/K. Dietsch

In den USA wird es nach Ansicht des renommierten Immunologen Anthony Fauci vor Januar keinen Corona-Impfstoff geben. Klinische Studien für zwei experimentelle Impfstoffe seien weit fortgeschritten, die Erteilung einer Notfallzulassung durch die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) sei jedoch nicht vor Januar zu erwarten, sagte Fauci in einer Videoschalte mit dem Fachmagazin "Jama Network". Fauci sagte, "es könnte Januar sein, es könnte später sein, das wissen wir nicht".

Faucis Äußerung stand im Widerspruch zu Aussagen von US-Präsident Donald Trump, der wiederholt in Aussicht gestellt hat, dass es noch vor Jahresende einen Impfstoff geben werde.

EU berät über Schnelltests und Impfstoffe

Nachdem auch in Europa die Zahl der Neuinfektionen täglich neue Rekordwerte erreicht und zahlreiche EU-Staaten das öffentliche Leben immer weiter einschränken wollen die Staats- und Regierungschefs der EU in einer Video-Konferenz am Abend über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten.

Erneute Reisekontrollen wie hier an der dänischen Grenze, will die EU vermeidenBild: picture-alliance/dpa/C. Rehder

Angesichts rasant steigender Infektionszahlen hat EU-Ratspräsident Charles Michel vorgeschlagen, Schnelltests zu nutzen, um etwa innereuropäische Reisebeschränkungen zu verhindern. Darüber hinaus soll es um die Verteilungskriterien für künftige Impfstoffe gehen und um gegenseitige Hilfe unter den Mitgliedstaaten in der Pandemie.

Michel hatte angesichts der zweiten Infektionswelle am Dienstag gewarnt, es müsse jetzt "eine Tragödie" verhindert werden. Schon nach dem letzten EU-Gipfel in Brüssel hatte er angekündigt, dass die Staats- und Regierungschefs sich fortan regelmäßiger zu dem Thema abstimmen würden. Bundeskanzlerin Angela Merkel brachte sogar wöchentliche Beratungen ins Gespräch.

Roche legt bei Schnelltests zu 

Der Schweizer Pharmakonzern Roche will nach den Worten von Konzernchef Severin Schwan die Zahl der Antigen-Schnelltests zur Erkennung von Coronavirus-Infektionen hochfahren und schlussendlich pro Monat Stückzahlen im dreistelligen Millionenbereich erreichen. Bei den PCR-Tests zur Erkennung des Erregers würden die Stückzahlen im zweistelligen Millionenbereich bleiben, sagte Schwan am Donnerstag in einer Online-Konferenz. Der Markt für Coronavirus-Tests sei völlig ausverkauft.

Roche entwickle derzeit einen Schnelltest mittels Speichelprobe, erklärte Schwan. Ein solcher Test könne auch von nicht medizinisch geschulten Personen durchgeführt werden und würde sich damit für Großveranstaltungen eignen. Derzeit ist für die Schnelltests, deren Ergebnis binnen 15 Minuten vorliegt, ein Abstriche im Nasen-Rachenraum nötig, der ausgebildetes Personal erfordert. PCR-Tests sind präziser als Antigen-Tests, aber deutlich teurer und nur in Labors machbar

bri/pg/kle (afp, rtr, dpa)

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