1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Corona aktuell: Söder spielt den Zuchtmeister

9. Januar 2021

Der bayerische Regierungschef bleibt bei Corona seiner harten Linie treu. Die Kanzlerin mahnt und macht zugleich Mut. Und das RKI meldet wieder über 1000 Todesfälle.

BG I Wie mit Fotos Politik gemacht wird I Coronavirus - Pressekonferenz im Bundeskanzleramt
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder geht von einer Verlängerung des derzeit bis 31. Januar befristeten Corona-Lockdowns aus. "Wir müssen den Lockdown, den wir jetzt haben,verlängern und an einige Stellen auch noch vertiefen", sagte der CSU-Vorsitzende beim digitalen Neujahrsempfang der nordrhein-westfälischen CDU. Bund und Länder hatten sich erst am vergangenen Dienstag darauf geeinigt, den Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wegen weiter hoher Infektionszahlen bis zum 31. Januar zu verlängern.

"Jeder Tag ist eine neue Bewährungsprobe"

Söder sagte, zu viele Menschen suchten noch Schlupflöcher bei den vereinbarten Corona-Beschränkungen oder diskutierten Einzelmaßnahmen. Viele stellten sich auch als Opfer der Pandemie dar. Die wahren Opfer seien aber die fast 40.000 Toten in Zusammenhang mit dem Virus. "Es ist jedes Mal ein kleiner Stich ins Herz." Um jedes Leben werde gekämpft, versprach Söder. "Jeder Tag ist eine neue Bewährungsprobe."

Der Ministerpräsident forderte zudem eine schnellere Auszahlung der Finanzhilfen des Bundes an von der Corona-Krise betroffene Firmen. "Wir müssen weiter Druck machen, dass die Wirtschaftshilfen kommen", so Söder in Düsseldorf weiter. "Das dauert schon sehr lange." Die Geschwindigkeit der Verwaltung sei in Deutschland zu langsam, sagt er mit Blick auf die von Bundeswirtschafts- und Finanzministerium beschlossenen Entschädigungen für Umsatzausfälle etwa für die Gastronomie. "Daran hängen übrigens auch Akzeptanz und Verständnis."

Bund und Länder wollen am 25. Januar erneut über die Corona-Beschränkungen beraten. Nach Einschätzung von Bundeskanzlerin Angela Merkel werden die kommenden Wochen die wohl schwersten der Pandemie. "Ärzte und Pflegepersonal arbeiten in vielen Krankenhäusern am Rande der Überforderung", sagt Merkel in ihrem neuen Video-Podcast. "Auch was wir über Mutationen des Virus hören, macht die Sorgen nicht geringer - im Gegenteil." Die von Bund und Ländern nun verlängerten und zum Teil verschärften Maßnahmen seien einschneidend, die Einschränkungen hart, aber auch zwingend erforderlich.

"Das Tempo wird zunehmen"

Die Kanzlerin rechnet allerdings fest mit einem höheren Tempo beim Impfen gegen das Coronavirus. "Es ist ein langsamer Start. Ein paar Hunderttausend sind geimpft, und jeden Tag werden es mehr. Das Tempo wird zunehmen." Auch werde Deutschland genügend Impfstoff für alle verfügbar haben. Gleichzeitig verteidigte Merkel die gemeinsame europäische Beschaffung des Impfstoffs. "Ich bin fest überzeugt, dass es gut war, auf den europäischen Weg zu setzen. Ein Virus, das uns alle trifft, lässt sich von keinem Land allein besiegen."

Die deutschen Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) 24.694 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. Außerdem wurden 1083 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Toten in Deutschland wuchs damit auf 39.878.

Symptome noch nach sechs Monaten

Ein Großteil der Corona-Kranken leidet laut einer Studie noch ein halbes Jahr später unter mindestens einem Symptom der Virusinfektion. 76 Prozent der Corona-Patienten, die zwischen Januar und Mai in der chinesischen Großstadt Wuhan im Krankenhaus behandelt wurden, hätten die Symptome der Krankheit auch sechs Monate nach ihrer Entlassung nicht vollständig überwunden, heißt es in einer in der medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichten Untersuchung.

Es handelt sich um eine der ersten Langzeitstudien über die Folgen einer Corona-Erkrankung. Insgesamt 1655 ehemalige Patienten wurden dafür Monate nach ihrer Behandlung im Krankenhaus erneut untersucht. 1265 von ihnen klagten demnach weiter über mindestens ein Corona-Symptom. Am häufigsten nannten sie demnach Müdigkeit und Muskelschwäche. Viele klagten zudem über Schlafstörungen. In der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan war das Coronavirus Ende vergangenen Jahres erstmals aufgetreten.

Ausweitung des Notstands in Japan 

Die japanische Regierung erwägt die Ausweitung des bereits für Tokio geltenden Notstands auf weitere Großstädte. Die Lage unter anderem in Osaka und Kyoto sei ernst, sagte Wirtschaftsminister Yasutoshi Nishimura. In der japanischen Hauptstadt wurden an diesem Samstag den dritten Tag in Folge mehr als 2000 Neuinfektionen gemeldet.

Corona-gemäßer Auftritt von Geishas in einem Luxusrestaurant in TokioBild: Kim Kyung-Hoon/REUTERS

In Indien soll die Impfkampagne am 16. Januar beginnen. Wie die Regierung in Neu Delhi mitteilte, werden rund 30 Millionen Menschen vorrangig geimpft. Dazu zählen Beschäftigte im Gesundheitswesen.

"Unser Volk wird kein Testgerät für Unternehmen" 

Nach dem Importverbot für Impfstoff aus den USA und Großbritannien gibt der Iran weitere Beschränkungen bekannt. Internationale Firmen dürften im Land keine Impfstoffe testen, erklärt Präsident Hassan Rohani in einer Fernsehansprache. "Ausländische Firmen wollten uns Impfstoffe geben, damit sie an den Iranern getestet werden." Aber das Gesundheitsministerium habe das untersagt. "Unser Volk wird kein Testgerät für Unternehmen sein, die Impfstoffe produzieren."

Corona-Lage in Großbritannien verschärft sich zusehends

Trotz Lockdown verzeichnet Großbritannien immer neue Rekorde bei Infektionszahlen und Todesfällen. Besonders schlimm ist die Lage in London. Die Sieben-Tages-Inzidenz in der britischen Hauptstadt liegt inzwischen bei mehr als 1000. Bürgermeister Sadiq Khan rief den Katastrophenfall aus. Die Krankenhäuser stehen dort vor dem Kollaps. Am Freitag waren neue Höchstwerte gemeldet worden. Binnen 24 Stunden wurden 68.000 neuen Corona-Infektionen und 1325 Todesfälle gemeldet. Am Samstag stieg die Zahl der Toten in Verbindung mit dem Virus im Vereinigten Königreich auf insgesamt mehr als 80.000.

Spritze für die Queen und Prinz Philip

In Großbritannien wurden unterdessen Königin Elizabeth II. und ihr Ehemann Prinz Philip gegen COVID-19 geimpft. Dies teilte ein Sprecher des Buckingham-Palasts mit. Damit zählen die Monarchin und der Herzog von Edinburgh zu den rund 1,5 Millionen Menschen in Großbritannien, die ihre erste Impfdosis erhalten haben. 

Queen Elizabeth II. und ihr Ehemann Prinz PhilipBild: AFP/A. Dennis

Die britische Nachrichtenagentur Press Association berichtete, dass die 94-jährige Königin und ihr 99 Jahre alter Ehemann die Spritze in Windsor Castle von einem ihrer Leibärzte erhielten. Beide gehören wegen ihres hohen Alters zur Corona-Hochrisikogruppe. Der Buckingham Palace äußert sich sonst nur sehr selten zu gesundheitlichen Angelegenheiten des Königshauses.

sti/qu (afp, dpa, rtr)