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Politik

Corona: Ein Virus kennt keine Grenzen

13. März 2020

Frankreich und Belgien machen die Schulen dicht, in Bulgarien will der Regierungschef den Notstand ausrufen. Europaweit wird es immer schwerer, Schritte im Kampf gegen die gefährliche Pandemie abzustimmen. Ein Überblick.

Frankreich Bordeaux Büste mit Mundschutz
Bild: picture-alliance/MAXPPP/D. Thierry

Nach Italien greift auch Frankreich zu weitreichenden Maßnahmen gegen die Virus-Pandemie. Kindertagesstätten, Schulen und Universitäten sind ab Montag geschlossen, wie Präsident Emmanuel Macron in einer Fernsehansprache ankündigte. Er sprach von der größten Gesundheitskrise des Landes seit einem Jahrhundert. 2284 Menschen sind hier infiziert. Zugleich stellte Macron Hilfen für die heimische Wirtschaft und international koordinierte Schritte in Aussicht. Er werde mit den europäischen Partnern an einem großen Paket arbeiten, mit dem der Konjunktur wieder auf die Beine geholfen werden soll. "Was immer es kosten wird", fügte Macron hinzu. Der zuständige Fußball-Verband kündigte an, dass die Profispiele der 1. und 2. Liga am kommenden Wochenende ausfallen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei seiner TV-AnspracheBild: Getty Images/AFP/L. Marin

Belgien macht ebenfalls alle Schulen, Cafés und Restaurants dicht. Auch alle Kundgebungen würden "unabhängig von ihrer Größe" abgesagt, sagte Ministerpräsidentin Sophie Wilmès nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrats vor Journalisten in Brüssel. Alle Kulturveranstaltungen würden abgesagt. Die neuen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus treten demnach in der Nacht zum Samstag in Kraft. Belgien hat bislang 314 bestätigte Infektionsfälle. 

In Italien sind bereits alle nicht aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen notwendigen Reisen untersagt. Schulen, Hochschulen und seit Freitag auch alle Geschäfte bis auf Lebensmittelläden und Apotheken sind geschlossen. Mit mehr als 15.100 bestätigten Infektionen und mehr als 1000 Toten ist Italien das am stärksten von der Pandemie betroffene Land Europas.

Die Spanische Treppe in Rom - ohne TouristenBild: Reuters/R. Casilli

In Spanien wurden bisher fast 3000 Infektionen gezählt, fast die Hälfte der betroffenen Menschen leben in der Hauptstadtregion Madrid. Die Zahl der Toten stieg binnen 24 Stunden von 48 auf 84. Auch das Kabinett in Madrid ist direkt betroffen. Bei Gleichstellungsministerin Irene Montero wurde das Coronavirus nachgewiesen, deshalb wurden alle Regierungsmitglieder getestet. Monteros Lebensgefährte, Vize-Regierungschef und Podemos-Chef Pablo Iglesias, sei bereits in Quarantäne, teilte die Regierung mit. Spaniens Rekordmeister Real Madrid wurde ebenfalls unter Quarantäne gestellt. Die Spiele von Spaniens oberster Liga wurden daher bis mindestens Ende März ausgesetzt.

Tschechien schloss die Grenze für Ankömmlinge aus Deutschland, Österreich, Frankreich und zwölf weiteren "Risiko"-Ländern. Dies teilte Regierungschef Andrej Babis in Prag mit. Tschechische Staatsbürger dürfen demnach nicht "in diese Risikogebiete" einreisen. Angesichts des Coronavirus, das in Tschechien bislang bei 94 Menschen nachgewiesen wurde, rief Babis zudem einen 30-tägigen Notstand aus. Er kündigte auch ein Verbot für Veranstaltungen und Zusammenkünfte mit mehr als 30 Menschen an. Restaurants werden zwischen 20.00 und 6.00 Uhr geschlossen.

In Bulgarien will Regierungschef Boyko Borissov für den Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie den Notstand ausrufen. Dem Parlament werde ein entsprechender Antrag vorgelegt, erklärte er. Dann können Kindergärten, Schulen und Universitäten in dem Land geschlossen werden.

Die Slowakei will abgesehen von Polen keine Ausländer mehr ins Land lassen. Der Sprecher des slowakischen Innenministeriums, Peter Lazarov, kündigte in Bratislava zudem die Schließung aller internationaler Flughäfen, Schulen, kulturellen Einrichtungen und Vergnügungsstätten an.

Polen meldete sein erstes Todesopfer durch die Coronavirus-Pandemie. In einem Krankenhaus in Posen starb laut Stadtverwaltung eine 57-jährige Lehrerin. Bislang wurden in Polen insgesamt 49 Infektionen gezählt.

Kontrollen und ein Quarantänezelt an der polnisch-deutschen GrenzeBild: DW/A. Horbacz

Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen beklagte angesichts von mehr als 600 Infektionen, dass der Erreger sich in ihrem Land "viel zu schnell" ausbreite. Kitas, Schulen und Universitäten werden daher ab Montag für zwei Wochen geschlossen, auch Kultureinrichtungen müssen dicht machen.

Großbritannien meldet zwei prominente Fälle: Nationalspieler Callum Hudson-Odoi (19) vom FC Chelsea und auch Fußball-Teammanager Mikel Arteta vom Premier-League-Klub FC Arsenal wurden positiv auf das neue Virus getestet. Wie Arsenal mitteilte, wird als Folge der gesamte Trainerstab und der Profikader um die 2014er-Weltmeister Mesut Özil und Shkodran Mustafi sowie Torwart Bernd Leno in Quarantäne gebracht. Das Trainingszentrum wurde vorübergehend geschlossen und soll desinfiziert werden. Wie es in der Liga weitergeht, soll an diesem Freitag beraten werden.

Infiziert: Arsenal-Manager Mikel ArtetaBild: picture-alliance/PA Wire/J. Walton

Leo Varadkar, der Regierungschef von Irland, kündigte an, von Freitag an seien alle Schulen, Hochschulen und Kinderbetreuungseinrichtungen in seinem Land geschlossen. Damit erfülle die Regierung ihre "Pflicht zu schützen".

Litauen will ab Montag all seine Kitas, Schulen und Universitäten schließen und Zusammenkünfte von mehr als hundert Menschen verbieten. Diese Maßnahmen gelten mindestens bis zum 27. März, wie Regierungschef Saulius Skvernelis mitteilte.

Norwegens Regierung verfügte die Schließung von Kitas, Schulen und Hochschulen sowie zahlreicher öffentlicher Einrichtungen und verbat medizinischem Personal Auslandsreisen. Auch den anderen Bürgern wird von Auslandsreisen sowie von der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel abgeraten. Aus dem Ausland einreisende Menschen müssen in Quarantäne.

Die Fälle der Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus weltweit werden in einem Überblick der Johns Hopkins University in den USA dokumentiert und laufend aktualisiert. Allerdings sind die Angaben nicht aus allen Ländern verlässlich.

ml/sti/AR (alle Agenturen, Johns Hopkins University)

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