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Politik

Corona-Fälle in Schlachthöfen in Österreich

5. Juli 2020

In Deutschland entwickelten sich Schlachthöfe in den vergangenen Wochen zu "Corona-Hotspots". Nun werden auch aus Österreich Infektionsfälle in Großbetrieben zur Fleischverarbeitung gemeldet.

Schlachthof Symbolbild
Bild: Fotolia/industrieblick

In Österreich sind in drei größeren Schlachtbetrieben Corona-Fälle aufgetaucht. Zwei der Betriebe liegen nicht weit von der deutschen Grenze entfernt. Insgesamt seien zehn Mitarbeiter und 13 Personen aus deren Umfeld positiv auf den Erreger SARS-CoV-2 getestet worden, bestätigte der Krisenstab des Bundeslandes Oberösterreich.

Die betroffenen Unternehmen liegen im Bezirk Ried im Innkreis südlich der deutschen Grenze bei Bad Füssing, im Bezirk Braunau gegenüber dem deutschen Simbach am Inn und im Bezirk Wels-Land - gut 50 Kilometer südöstlich von Ried. Tests bei weiteren Mitarbeitern sind im Gange. Betriebsschließungen seien vorerst nicht geplant, berichtete die "Kronen-Zeitung".

Beim deutschen Fleischkonzern Tönnies in Nordrhein-Westfalen waren im Juni mehr als 1400 Mitarbeiter positiv getestet worden. Der Vorfall löste auch eine große Debatte über die Arbeits- und Lebensbedingungen der dort angestellten Arbeiter aus. Schon zuvor war es bei anderen Fleischverarbeitern zu kleineren Corona-Ausbrüchen gekommen.

"Kein Recht auf Billigfleisch"

In Deutschland werden derweil die Rufe nach Veränderungen in der Fleischbranche lauter. Die Lebensmittelstandards in den meisten Betrieben seien "sehr hoch", sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). "Aber dort wird unter Bedingungen gearbeitet, wo jeder Cent zählt." Dies sei der Nährboden für das System der vielen Subunternehmer im Rahmen der Werkverträge. "Verantwortung wird delegiert. Das geht zu Lasten der Menschen, das System ist massiv krisenanfällig." Eine Antwort aus ihrer Sicht könnten wieder mehr kleinere Schlachthöfe sein.

Julia Klöckner: Billigpreise für Fleisch sind "unethisch"Bild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Durch die erhöhte Zahl von Corona-Infektionen in verschiedenen Schlachthöfen sei "ein Momentum entstanden, das strukturelle Veränderungen begünstigt", meinte Klöckner. So lasse sie derzeit prüfen, inwieweit Werbung "mit Lockangeboten beim Fleisch" eingeschränkt werden könnte. Klöckner nahm auch die Verbraucher in die Pflicht: In Umfragen sage zwar eine Mehrheit, sie würde mehr für Fleisch bezahlen, auch für Tierwohl. "Die Supermarktkasse belegt das Gegenteil", so die Ministerin. Aber: "Es gibt kein Recht auf Billigfleisch."

"Nicht zu vergleichen"

Österreichs Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger betonte: "Die österreichischen fleischverarbeitenden Betriebe sind mit jenen in Deutschland nicht zu vergleichen." Ein durchschnittlicher Schlachthof in Österreich habe nur 400 Mitarbeiter. Zudem seien diese unter besseren sozialrechtlichen Bedingungen angestellt.

wa/uh (dpa, afp, kna, epd)

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