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Politik

Franzosen fordern "Freiheit" ein

24. Juli 2021

In Frankreich wächst der Widerstand gegen eine Verschärfung der Corona-Regeln: Landesweit gingen noch mehr Menschen als eine Woche zuvor auf die Straßen. Unmut regt sich auch in anderen EU-Staaten.

Frankreich I Anti-Corona Proteste in Paris
Bild: Alain Jocard/AFP/Getty Images

Frankreichs Innenministerium zählte am Samstag insgesamt 161.000 Menschen, die gegen eine Verschärfung der Corona-Regeln protestierten. Demonstrationen fanden demnach in Paris und mehr als 100 weiteren Städten statt, darunter Toulouse, Lyon, Straßburg, Lille, Nizza, Montpellier und Marseille. Schon am Samstag voriger Woche hatten nach offiziellen Angaben landesweit 114.000 Menschen vor einer "Gesundheits-Diktatur" gewarnt.

Der Protest richtet sich insbesondere gegen den Gesundheitspass, der Aufschluss über eine Impfung oder einen Negativ-Test gibt, und gegen die geplante Impfpflicht für das Gesundheitspersonal.

Macron, der "Tyrann"

Die Demonstranten skandierten unter anderem "Freiheit, Freiheit" und riefen zum Sturz von Staatschef Emmanuel Macron auf, den sie als "Tyrannen" bezeichneten. In der Nähe der Pariser Prachtstraße Champs-Elysées kam es zu Ausschreitungen. Mehrere Menschen wurden festgenommen. Innenminister Gérald Darmanin verurteilte die Gewalt.

In Paris kam auch Tränengas zum EinsatzBild: Sameer Al-Doumy/AFP/Getty Images

Macron hatte die verschärften Maßnahmen Mitte dieses Monats angekündigt. Die französische Regierung will damit den massiven Anstieg der Corona-Fälle durch die Delta-Variante eindämmen. Bis Sonntag soll die Gesetzesnovelle im Schnellverfahren vom Senat besiegelt werden, die Nationalversammlung hat dem Vorhaben bereits am Freitag zugestimmt. Demnach müssen sich alle Gesundheits- und Pflegekräfte sowie Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte bis spätestens 15. September impfen lassen. Ansonsten droht ihnen ein Berufsverbot.

Bis COVID "verschwindet"

Ab August soll erstmals eine Corona-Testpflicht für nicht Immunisierte in französischen Gaststätten und Fernzügen greifen. In Kinos, Museen oder Theatern muss schon seit Mittwoch eine Impfung, eine überstandene Infektion oder ein negativer Test nachgewiesen werden.

Gesundheitsminister Olivier Véran verteidigte den Gesundheitspass und versprach: "Wir werden dem ein Ende setzen, sobald wir können." Und er fügte hinzu: "Wenn 90 oder 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, werden wir 300 Fälle pro Tag haben statt 20.000. Wir werden dann mit COVID leben, bis es von selbst verschwindet."

"Nieder mit der Diktatur"

Auch in Italien protestierten am Samstag Tausende Menschen gegen strengere Corona-Maßnahmen. Größere Demonstrationen wurden aus Rom, Mailand, Turin, Genua und Neapel gemeldet. Die Teilnehmer, von denen manche "Nieder mit der Diktatur" riefen, schwenkten italienische Flaggen und trugen mehrheitlich keine Masken.

Italien führt am 6. August einen obligatorischen Gesundheitspass für den Zugang zu geschlossenen Räumen wie Bars und Restaurants, aber auch Schwimmbädern, Sporthallen, Museen, Kinos und Theatern sowie Spielhallen ein. Betreibern, die die Maßnahmen nicht umsetzen, drohen empfindliche Strafen.

In Griechenland kam es bei Protesten gegen eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. In Athen ging die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Demonstranten vor, nachdem aus deren Reihen Molotowcocktails auf die Einsatzkräfte geworfen worden waren.

wa/bru (afp, dpa, rtr)

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