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Politik

Genesene verlieren Status nach 90 Tagen

17. Januar 2022

Wo die 2G-Regel gilt, kommt nur durch die Tür, wer gegen Corona geimpft oder genesen ist. Der Geltungszeitraum nach einer Infektion wird nun stark verkürzt.

Deutschland | Coronavirus | 2G-Regel im Einzelhandel
Wer geimpft ist, darf hier rein; wer genesen, aber nicht geimpft ist, auch - doch künftig nur noch für drei MonateBild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopres/picture alliance

Wer nach einer Corona-Infektion als genesen gilt, behält diesen Status in Deutschland künftig nur noch für 90 Tage - statt wie bisher für sechs Monate. Hintergrund sei, dass wegen der Omikron-Virusvariante ein sehr viel höheres Risiko bestehe, dann bereits erneut zu erkranken oder den Erreger zu übertragen, erläuterte das Bundesgesundheitsministerium.

Die Festlegung, die das Robert-Koch-Institut getroffen hat, greift bereits seit Samstag. Sie ist für die Zugangsregeln von Bedeutung, etwa im Einzelhandel, in der Gastronomie oder beim Sport in Innenräumen: Vielerorts gilt die sogenannte 2G-Regel, wonach nur Geimpfte oder Genesene Zutritt haben, darüber hinaus ist oft ein negativer Testnachweis nötig ("2G-plus"). Auch im Plenarsaal des Bundestags in Berlin gilt inzwischen diese Beschränkung.

"Vorgaben können sich ändern"

Das RKI teilte mit, seine Vorgaben würden "regelmäßig überprüft"; sie könnten sich "gemäß Stand der Wissenschaft ändern". Am Freitag hatte der Bundesrat den Weg für die Verkürzung des Zeitraums freigemacht. Genesenennachweise müssen demnach Kriterien entsprechen, die das RKI auf einer Internetseite bekanntmacht.

Hilfestellung für Ärzte

Die Gesundheitsminister der Bundesländer sagten derweil den niedergelassenen Ärzten mit Blick auf die schnelle Verbreitung der Corona-Variante Omikron Unterstützung zu. In einer Videoschalte baten sie das Bundesgesundheitsministerium, die Regelungen zur telefonischen Krankschreibung bei Atemwegserkrankungen zu verlängern. Die Ärzte bräuchten diese Unterstützung, "damit sie nicht von Patienten überrollt werden", sagte Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne nach den Beratungen. Die SPD-Politikerin ist aktuell Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz.

Zudem soll es weiterhin möglich sein, dass ärztliche und psychotherapeutische Konsultationen digital erfolgen. Auch einen Rettungsschirm für Praxen soll es geben, wenn diese zum Beispiel einen hohen Personalausfall haben. Das Bundesgesundheitsministerium soll zudem die Kostenübernahme bei der Aufnahme ausländischer Patienten in Deutschland klären.

"Omikron ändert die Spielregeln": Stephan Thomae, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP im Bundestag (Archivbild)Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Omikron beeinflusst auch die Debatte über eine allgemeine Impfpflicht. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP im Bundestag, Stephan Thomae, sagte der "Süddeutschen Zeitung", die Variante ändere die Spielregeln. "Bevor wir in der Sommersaison mit einem Impfstoff impfen, dessen Wirkung in der nächsten Wintersaison womöglich schon wieder abklingt und/oder von einer neuen Variante unterlaufen wird, sollten wir uns fragen, ob es nicht sinnvoll ist, abzuwarten, mit welcher Mutation wir es im nächsten Herbst zu tun haben."

Lauterbach pocht auf Impfpflicht

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beharrt hingegen auf der baldigen Einführung einer Impfpflicht. Diese sei der beste Weg, "wenn wir das Problem auf eine saubere und sichere Art und Weise lösen wollen". Zehntausende Menschen hatten in den vergangenen Wochen in zahlreichen Städten Deutschlands gegen eine Impfpflicht demonstriert.

Das RKI gab die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der positiven Corona-Testergebnisse je 100.000 Einwohner in diesem Zeitraum - mit 528,2 an. In Deutschland befanden sich an diesem Montag 2744 Menschen mit COVID-19 in intensivmedizinischer Behandlung. Der Anteil der Erwachsenen mit COVID-19 an allen betreibbaren Intensivbetten liegt damit laut DIVI-Intensivregister bei 12,3 Prozent. Obwohl die Infektionszahlen durch Omikron stark steigen, sind die Krankheitsverläufe nach bisherigen Erkenntnissen im Durchschnitt eher mild.

jj/uh (dpa, afp)