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Politik

Corona wird zum "Goldrausch" für Milliardäre

17. Januar 2022

Die Pandemie hat die Reichen reicher und die Armen ärmer gemacht. Die Entwicklungsorganisation Oxfam prangert diese Entwicklung an und fordert entschiedenes Gegensteuern.

Berlin Tesla Gigafactory - Elon Musk
Gilt mit einem Vermögen von fast 300 Milliarden $ als reichster Mensch der Welt: Tesla-Chef Elon MuskBild: Patrick Pleul/dpa/picture alliance

Die Corona-Pandemie hat die soziale Ungleichheit rund um den Globus massiv befeuert: Während sich das Vermögen der zehn reichsten Milliardäre (allesamt Männer) zwischen März 2020 und November 2021 auf 1,5 Billionen Dollar etwa verdoppelt habe, sei die Zahl der Menschen in Armut um rund 160 Millionen Menschen gestiegen, heißt es in einem Bericht der Entwicklungsorganisation Oxfam. Alle Milliardäre und Milliardärinnen zusammen vermehrten demnach ihr Vermögen stärker als in den 14 Jahren vor der Pandemie.

"Für Milliardäre gleicht die Pandemie einem Goldrausch. Regierungen haben Milliarden in die Wirtschaft gepumpt, doch ein Großteil ist bei Menschen hängengeblieben, die von steigenden Aktienkursen besonders profitieren. Während ihr Vermögen so schnell wächst wie nie zuvor und Einige Ausflüge ins All unternehmen, hat die weltweite Armut drastisch zugenommen", erklärt Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland.

Hat als zweitreichster Mensch Geld genug für Weltraumabenteuer: Amazon-Gründer Jeff BezosBild: Isaiah J. Downing/REUTERS

In Deutschland habe sich die "sehr starke Konzentration der Vermögen" ebenfalls noch verstärkt, beklagt die Entwicklungsorganisation. So hätten die zehn reichsten Personen hierzulande ihre Vermögen seit Beginn der Pandemie von rund 125 Milliarden auf etwa 223 Milliarden Euro steigern können. Dieser Zuwachs entspreche annähernd dem Gesamtvermögen der ärmsten 40 Prozent, also von 33 Millionen Deutschen.

Arm, ärmer, noch ärmer

Den stärksten Rückgang bei den Einkommen hatten laut Oxfam die ärmsten 20 Prozent der Menschheit. Denn während sich die Wirtschaft in den reichen Ländern erholt habe, sei dies in den armen Staaten nicht der Fall. Mehr als 100 Länder hätten in der Krise die Sozialausgaben gekürzt, und in mindestens 73 Ländern drohten mit der Rückzahlung von COVID-19-Krediten des Internationalen Währungsfonds (IWF) weitere Sparmaßnahmen.

Das Nachsehen hätten besonders die Frauen, von denen 13 Millionen weniger erwerbstätig seien als vor zwei Jahren. Gleichzeitig habe die unbezahlte Arbeit von Frauen und Mädchen, die beispielsweise für die Familie sorgten, erheblich zugenommen.

Die Bewohner dieses Armenviertels in Südafrika gehören ganz sicher nicht zu den PandemiegewinnernBild: McPHOTO/blickwinkel/picture alliance

An Regierungen weltweit richtete Oxfam den Appell, Konzerne und Superreiche stärker zu besteuern und die daraus entstehenden Einnahmen für soziale Grunddienste einzusetzen. Die Wirtschaft müsse am Gemeinwohl ausgerichtet werden und die Verteilung von Impfstoffen global gerechter erfolgen.

Kritik am Bericht der Organisation

Auch wenn beispielsweise erst kürzlich die Weltbank zu einem ähnlichen Befund wie Oxfam kam, nämlich dass die Aufholjagd der ärmeren Länder durch Corona zum Stillstand gekommen sei, gab es in den vergangenen Jahren immer wieder methodische und inhaltliche Kritik an der Oxfam-Studie. Sie ignoriere durchaus vorhandene Fortschritte in den Entwicklungsländern, zum Beispiel im Bereich von Gesundheit und Bildung. Auch das Unternehmer nur aus der finanziellen Perspektive ("Unternehmer gleich Reichtum") betrachtet werden, ist Kritikern ein Dorn im Auge. So sind beispielsweise die BioNTech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci seit einiger Zeit auf dem Papier Milliardäre, da ihnen Anteile an ihrer Firma gehören. Dass sie mit ihrer Impfstoff-Entwicklung Millionen Menschen das Leben gerettet haben dürften, erfasst der Oxfam-Bericht allerdings nicht.    

wa/hb/rb (epd, dpa, afp, rtr, eigen)

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