Hände ausgiebig und oft zu waschen schützt vor Viren und Bakterien. Aber unserer Haut tut das nicht besonders gut. Sie braucht dann viel Pflege. Denn trockene, rissige Haut ist auch ein Einfallstor für Keime.
Anzeige
Wir kennen das alle, wenn der Frost im Winter richtig beißend ist, unsere Hände eiskalt und die Haut rissig und spröde wird. Das ist nicht nur unangenehm, es kann schmerzhaft sein. Dann heißt es: Viel, viel schmieren, um der Haut das zurückzugeben, was sie dringend braucht: Fett und Feuchtigkeit.
Der natürliche Schutzmantel
Für die Haut bedeutet häufiges und intensives Händewaschen Stress. Für die Hygiene ist es dringend nötig, aber die Hautoberfläche trocknet dabei aus. Desinfizieren wir unsere Hände zusätzlich, bedeutet das noch mehr Irritationen für die Haut.
Häufiges Händewaschen und Desinfektionsmittel bekämpfen Krankheitserreger, sie schädigen aber auch die Haut und greifen den Säuremantel an. Den aber brauchen wir dringend. Er wehrt Schadstoffe und Bakterien ab und bekämpft ebenso gefährliche Krankheitserreger, die versuchen, in unseren Körper einzudringen. Bakterien, Viren oder Pilze sind überall in unserer Umwelt, und die Haut an unseren Händen ist diesen Einflüssen besonders stark ausgesetzt.
Wichtig für den Zustand unserer Haut und ihren natürlichen Schutz ist auch der pH-Wert. Er sollte in einem Bereich zwischen 4,1 und 5,8 liegen, abhängig unter anderem von der jeweiligen Körperregion. In leicht saurem Milieu können sich Krankheitskeime nicht entwickeln. Der sogenannte Säureschutzmantel ist also von elementarer Bedeutung.
Je älter wir werden, umso weniger Feuchtigkeit kann unsere Haut speichern und auch die Eigenproduktion von Fett nimmt ab. Die natürliche Schutzhülle wird dünner und empfindlicher. So leidet die Haut älterer Menschen mehr unter häufigem Händewaschen als die Haut Jüngerer. Für jeden aber gilt: Häufiges Händewaschen erfordert häufiges Eincremen.
Unser Körper braucht ungefähr vier Wochen, um zum Beispiel die Oberhautfette zu produzieren. Wenn sich jemand also ständig die Hände wäscht, ohne danach zu cremen, zerstört er den Fettfilm. Um den entfettenden Effekt von Seife abzumildern, ist es wichtig, dass sie rückfettende Eigenschaften hat und möglichst keine Konservierungsstoffe enthält.
Übrigens ist das Händewaschen mit Seife wesentlich effektiver gegen das Virus als die Nutzung von Desinfektionsmittel. Ein Desinfizieren nach dem Händewaschen sollte man besser lassen, da es die Haut zusätzlich belastet. Sinnvoll ist das höchstens für Menschen mit Vorerkrankungen oder einer Immunschwäche.
Salbe, Creme oder Lotion?
Wichtig ist die Zusammensetzung der Pflege. Dabei spielt der Fettgehalt eine entscheidende Rolle. Salben besitzen den höchsten Fettgehalt. Damit Salben geschmeidig sind und sich leicht verteilen lassen, fügen die Hersteller dem Fett meist Wasser zu. Aber Öl und Wasser vermischen sich bekanntermaßen nicht leicht. Damit das gelingt, setzt die Industrie Emulgatoren ein. Es entstehen Salben und die werden hauptsächlich für medizinische Zwecke eingesetzt. Sie helfen etwa bei Verletzungen, bei Verbrennungen und Entzündungen.
Cremes haben im Gegensatz zu Salben einen wesentlich höheren Wasseranteil. Entsprechend sind sie weicher und lassen sich leichter auf der Haut verteilen. Aber Creme ist noch lange nicht gleich Creme. Eine sogenannte lipophile Creme besteht aus einem Öl-in-Wasser-Gemisch. Sie hinterlässt einen Fettfilm auf der Haut und schützt sie so vor dem Austrocknen.
Die gefährlichsten Super-Keime
Superbugs sind uns noch immer einen Schritt voraus. Multiresistente Bakterien wie Klebsiella pneumoniae verbreiten sich besonders in Krankenhäusern, so das Ergebnis einer neuen Studie des Universitätsklinikums Freiburg.
Bild: Imago/Science Photo Library
Klebsiella pneumoniae
Rund drei bis fünf Prozent der Bevölkerung tragen Klebsiella pneumoniae in sich, krank werden sie dank ihres Immunsystems nicht. Anders bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder akuten Infektionen. Die Folge: schwere Magen-Darm-Infektionen, Lungenentzündung, Blutvergiftung – je nachdem, wo sich das Bakterium einnistet. Klebsiella pneumoniae ist einer der gefährlichsten Krankenhauskeime.
Bild: Imago/Science Photo Library
Candida auris
Candida auris ist ein sich verbreitender Hefepilz. Gegen Fungizide, die bisher erfolgreich zur Bekämpfung von Candida Pilzen eingesetzt wurden, ist er bereits multiresistent. Er tauchte bisher auf fünf Kontinenten auf und war so schwer loszuwerden, dass einige Krankenhäuser schließen mussten, um ihn zu beseitigen.
Bild: picture-alliance/dpa/N. Armer
Pseudomonas aeruginosa
Dieses hochresistente Bakterium wurde von der WHO als eine der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit eingestuft. Außerdem ist es eines der häufigsten Krankenhauskeime. Es ist insbesondere für immungeschwächte Menschen gefährlich, doch auch gesunde Menschen können Ohr- oder Hautinfektionen bekommen, wenn sie mit ihm in Kontakt kommen.
Bild: picture-alliance/BSIP
Neisseria gonorrhea
Gegen Tripper gibt es keinen Impfstoff, daher sind Antibiotika die einzige Option zur Behandlung der Infektion. Doch die sexuell übertragbare Krankheit ist zunehmend resistent gegen die Medikamente, die normalerweise bei der Therapie zum Einsatz kommen. Zwei Fälle von sogenannter Super-Gonorrhö wurden 2018 in Australien und zwei weitere Anfang 2019 in Großbritannien gemeldet.
Bild: picture alliance/BSIP
Salmonellen
Eine Infektion mit Salmonellen kann verschiedene Erkrankungen auslösen, etwa Typhus, Paratyphus oder Darmentzündungen. In den letzten Jahrzehnten ist ein hochansteckender, antibiotikaresistenter Stamm entstanden. In Asien und Afrika gibt es zum Beispiel immer wieder Epidemien der medikamentenresistenten Bakterien, die sich durch kontaminierte Lebensmittel oder durchs Wasser verbreiten.
Bild: picture-alliance/AP Photo/E. Thompson
Acinetobacter baumannii
Dieser Erreger kommt häufig in Böden und Gewässern vor. Für gesunde Menschen ist er weitestgehend ungefährlich. Doch bei schwerkranken und schwachen Personen kann der Keim schwere Lungenentzündungen, Wundinfektionen und Blutvergiftungen (Sepsis) mit tödlichen Verläufen verursachen. Aus diesem Grund erleiden besonders Patienten auf Intensivstationen häufig Acinetobacter-Infektionen.
Bild: picture-alliance/BSIP/CDC
Arzneimittelresistente Tuberkulose
Mycobacterium tuberculosis ist eine der weltweit häufigsten Infektionskrankheiten mit mehr als 1,7 Millionen Todesfällen pro Jahr. Es wird geschätzt, dass bis zu sechs Prozent aller neuen Tuberkulose-Fälle weitgehend medikamentenresistent sind und nicht mehr auf die wirksamsten Behandlungsmethoden reagieren.
Bild: picture-alliance/BSIP/NIAID
7 Bilder1 | 7
Eine hydrophile Creme setzt sich aus einem Wasser-in-Öl-Gemisch zusammen. Sie hinterlässt auf der Haut lediglich einen geringen Fettfilm und zieht schnell ein. Die Haut bekommt viel Flüssigkeit, denn das Wasser umschließt das Öl. Da diese Art von Creme einen hohen Wasseranteil besitzt, können Bakterien leichter eindringen. Damit das nicht passiert, fügen die Hersteller Konservierungsstoffe hinzu.
Noch mehr Wasser als hydrophile Cremes enthalten Lotionen, die aber eher als Body-Milk gedacht sind denn als Handpflege. Sie enthalten einen noch höheren Wasseranteil als hydrophile Cremes.
Schließlich noch Vaseline. Es gibt sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Vaseline ist übrigens nur der Markenname. Im englischen Sprachgebrauch ist der Stoff bekannt als Petroleum-Jelly, also Erdöl-Gelee, denn Vaseline ist ein gereinigtes Gemisch von Kohlenwasserstoffen, gewonnen aus Erdöl. Nichtsdestotrotz hilft es schon seit Jahrzehnten gegen trockene Haut, beispielsweise an den Lippen, ist wegen seiner öligen Zusammensetzung als Handcreme allerdings nicht besonders zu empfehlen.
Do it youself
Dann gibt es schließlich noch die Möglichkeit, Cremes selbst anzurühren. Die Rezepturen kannten schon unsere Großmütter und Urgroßmütter. Da gibt es Rezepturen mit Rosenwasser und Lanolin, aber auch einige Ingredienzen, die etwas merkwürdig anmuten dürften. Dazu gehört "frisch gepresster Tomatensaft, Zitronensaft und Glyzerin zu gleichen Teilen verquirlen" - fertig ist eine ganz besondere Handcreme.
So leicht macht es sich die Industrie nicht. In Handcremes, die heute über die Ladentheke gehen, sind nicht selten über 20 verschiedene Substanzen - darunter etwa Simmondsia Chinensis Seed Oil, zu Deutsch: Jojobaöl. Oder wie wäre es mit Prunus Amygdalus Dulcis Oil? Für alle Nicht-Chemiker: Mandelöl. Wichtig ist in jedem Fall, nach intensivem und mehrfachem Waschen die Hände auf jeden Fall eincremen - je öfter desto besser.
Pfui, igitt, bäh, überall Keime!
Keime lauern überall. Aber die meisten nicht unbedingt dort, wo man sie am ehesten vermuten würde. Klicken Sie sich durch unsere Bakterien und Schimmel-Paradiese aber erschrecken Sie nicht!
Bild: Colourbox
Es geht um die Art der Keime
Nicht alle Keime sind gleich gefährlich. Bei Salmonellen, die etwa durch verdorbene Eier übertragen werden, muss ein gesunder Mensch gut 1000 schlucken, um krank zu werden. Bei Legionellen, die im feuchtwarmen Klima von Warmwasser-Anlagen entstehen, reichen bereits weniger als 100 eingeatmete Keime aus. Auch saubere Luft enthält schon hunderte von Bakterien und Pilzsporen.
Bild: picture-alliance/dpa
Stilles Örtchen ist meist sauberer als gedacht
Auf einem Quadratzentimeter Toilettensitz befinden sich im Durchschnitt weniger als zehn Keime. Damit ist die Toilette einer der saubersten Orte schlechthin. Selbst manche Fensterscheibe ist stärker mit Keimen und Pilzen belastet, denn die wird nur einmal im halben Jahr gereinigt. Das WC hingegen in der Regel mehrmals die Woche.
Viel schlimmer sieht es am Arbeitsplatz aus: Ein durchschnittlicher Schreibtisch enthält über 3000 Mikroben pro Quadratzentimeter - 400 mal mehr als ein Toilettenbecken. Am verkeimtesten ist die Computertastatur. Denn hier hat der Dreck beste Bedingungen um sich zwischen den Tasten und in den Ritzen festzusetzen. Über 10.000 Keime pro Quadratzentimeter sind an machen Tastaturen keine Seltenheit.
Bild: picture-alliance/dpa/N. Armer
Geld stinkt doch
Geldscheine und Münzen wandern von Hand zu Hand. Bis zu 3000 verschiedene Keime haben New Yorker Forscher auf Geldscheinen genetisch identifiziert. Mit sensiblen Messmethoden kann man an den meisten Scheinen sogar Spuren von Kokain finden - weil sie gerne zum Schnupfen genutzt werden. Verkäufer sollten jedenfalls nie Lebensmittel und Geld nacheinander berühren.
Bild: fotolia/Peter Atkins
Brutkasten für Schimmelpilze
Auch der vermeintlich saubere Kühlschrank enthält eine Vielzahl von Keimen. Das feuchte Klima und vorhandenes Fett und Zucker sind jedenfalls ideal für Schimmelpilze. Die finden auch bei regelmäßiger Reinigung noch irgendwo eine Nische - etwa hinter den Gummiabdichtungen der Türen.
Bild: BilderBox
Risikogebiet Krankenhaus
Besonders in Krankenhäusern muss penibel auf Handhygiene geachtet werden. Denn hier kann die Ausbreitung resistenter Bakterien schnell tödlich enden. Deshalb stehen in vielen Krankenhäusern - neben den Waschbecken mit Seife - auch Spender mit antibakterieller Lösung bereit. Vor dem Besuch beim Patienten heißt es dann: Hände desinfizieren.
Bild: picture-alliance/dpa
Gefährlicher Übeltäter
"Methicilin resistenter Staphylokokkus aureus" (MRSA) nennt sich dieser hochgefährliche Keim. Die bekannten Antibiotika wirken hier nicht mehr. Auch ohne Nahrung kann der hartnäckige Eitererreger sieben Monate lang überleben - auf dem Fußboden, dem Tisch, am Bett, auf der Haut und natürlich auch auf den vielen Türklinken.
Bild: picture-alliance/dpa/NIAID
Kupfer gegen Keime
Eine Klinik in Harburg hat nun ein erfolgversprechendes Experiment gestartet, um die Keimbelastung an Türklinken zu verringern. Die Bakterien mögen nämlich Kupfer nicht. Die Keimanzahl hatte sich um etwa die Hälfte verringert. Das soll aber kein Ersatz fürs Händewaschen sein, denn es bleiben noch immer genug Keime übrig.
Bild: Asklepios Kliniken GmbH
Bitte nicht zu unfreundlich
Sollen wir jetzt aufhören Hände zu schütteln? Im Krankenhaus wäre das vielleicht eine gute Idee, aber ansonsten wäre diese Vorsichtsmaßnahme übertrieben. Besser ist es da, auf ein gutes Maß an Hygiene zu achten: Immer wieder Hände waschen, regelmäßig Maus und Tastatur reinigen, nach dem Bezahlen nicht gleich das Essen anfassen und den Kühlschrank öfters mal auswischen!