Impfstoffstudie nach Erkrankung ausgesetzt
13. Oktober 2020Der US-Arzneimittelhersteller Johnson & Johnson hat seine Erprobung eines möglichen Corona-Impfstoffs wegen der ungeklärten Erkrankung eines Probanden vorläufig unterbrochen. Das Unternehmen teilte mit, eine unabhängige Expertengruppe prüfe den Vorfall gemeinsam mit den beteiligten Ärzten. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob die Erkrankung durch den Wirkstoff ausgelöst wurde. Nähere Informationen zu dem Studienteilnehmer wurden unter Hinweis auf dessen Privatsphäre zurückgehalten.
Johnson & Johnson erklärte weiter, es sei nicht immer sofort ersichtlich, ob ein Proband tatsächlich eine Behandlung oder - zu Kontrollzwecken - ein wirkstofffreies Scheinpräparat, ein sogenanntes Placebo, erhalten habe. Mit "unerwünschten Ereignissen" wie Krankheiten und Unfällen sei bei jeder klinischen Studie zu rechnen.
60.000 Teilnehmer
Vor drei Wochen hatte der Pharmakonzern die dritte und entscheidende Phase der klinischen Tests gestartet. Wegen der vorläufigen Unterbrechung sind zunächst keine weiteren Online-Anmeldungen zu der Versuchsreihe möglich. Mit bis zu 60.000 Freiwilligen auf drei Kontinenten sollten Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten namens JNJ-78436735 überprüft werden. Eine Besonderheit des Mittels ist, dass bereits eine Dosis ausreichenden Schutz bieten soll. Das Unternehmen hoffte ursprünglich, bis Anfang kommenden Jahres die ersten Dosen eines Impfstoffs "für den Notfallgebrauch" bereitstellen zu können.
Die EU-Kommission hatte in der vergangenen Woche mit einer belgischen Tochter von Johnson & Johnson Verträge über die mögliche Lieferung von 200 Millionen Impfdosen geschlossen. Vorgesehen ist zudem eine Option für weitere 200 Millionen Menschen. Ähnliche Vereinbarungen hatte die Kommission auch mit AstraZeneca und Sanofi-GSK getroffen, die ebenfalls aussichtsreiche Kandidaten testen.
Wettlauf rund um den Globus
An Impfstoffen gegen das Virus SARS-CoV-2 wird rund um den Globus intensiv geforscht. Mehrere Unternehmen befinden sich in der dritten und damit letzten Testphase. Die meisten Hersteller gehen davon aus, dass für einen Schutz gegen COVID-19 zweimal geimpft werden muss. Bisher ist allerdings für keinen Vakzinkandidaten nachgewiesen, dass er tatsächlich eine Corona-Immunität herbeiführt, ohne schwere Nebenwirkungen auszulösen.
jj/fab (dpa, afp)