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Corona-Impfungen - was man wissen muss

12. Januar 2021

Gibt es Unterschiede zwischen den Impfstoffen? Welcher ist der richtige für mich? Wie schnell können die Menschen geimpft werden? Welche Nebenwirkungen gibt es? Hier einige Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Ein medizinischer Mitarbeiter impft einen Mann gegen die Coronavirus-Erkrankung (COVID-19)
Bild: Ronen Zvulun/REUTERS

Drei Coronavirus-Impfstoffe  sind derzeit in Großbritannien, der EU und den USA ganz vorne im Rennen: Die mRNA Impfstoffe von BioNTech-Pfizer und Moderna, sowie ein Vektorviren-Impfstoff, der von  von Forschern der Universität Oxford und AstraZeneca  gemeinsam entwickelt wurde. Daneben gibt es den russischen Impfstoff Sputnik V,  der ebenfalls ein Vektorvirus-Impfstoff ist sowie einen chinesischen Impfstoff.  

Weitere Hersteller stehen ebenfalls kurz vor der Zulassung. Hier ein FAQ zum Beginn der laufenden Impf-Kampagnen: 

Was unterscheidet die drei derzeit wichtigsten Impfstoffe?

Zunächst eins vorweg: Die von den europäischen und US-Zulassungsbehörden lizensierten Impfstoffe gelten grundsätzlich als sicher. Es ist nicht möglich zu sagen, dass einer der Impfstoffe besser für bestimmte Zielgruppen oder Altersgruppen ist als ein anderer. 

Die Impfstoffe von BioNTech-Pfizer und Moderna sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. Sie vermehren in den menschlichen Zellen einzelne Proteine, die für das Virus typisch sind. Darauf reagiert der Körper mit dem Aufbau einer Immunabwehr. Der wichtigste Unterschied zwischen beiden Impfstoffen: Der Impfstoff von Moderna kann bis zu 30 Tage in einem normalen Haushaltskühlschrank gelagert werden.

Er muss also nicht auf -70 Grad Celsius gekühlt werden, wie der Impfstoff von BioNTech-Pfizer. Letzterer kann zwar nach der Verarbeitung auch im Kühlschrank gelagert werden, muss dann aber innerhalb von fünf Tagen verbraucht werden. 

Der Impfstoff von AstraZeneca ist kein mRNA-Impfstoff, sondern ein sogenannter Vektorviren-Impfstoff. Er verwendet ein harmloses Erkältungsvirus, das normalerweise Schimpansen befällt, als Transportmechanismus. So befördert der Impfstoff das Oberflächenprotein von SARS-CoV-2 zu den menschlichen Zellen und löst dort eine Immunreaktion gegen das Coronavirus aus. Auch für diesen Impfstoff reicht ein normaler Haushaltskühlschrank aus. 

Was passiert, wenn die Kühlkette durchbrochen wird? 

In Bayern war es gleich zu Beginn der Impfkampagne zu einer Panne gekommen:  Der BioNTech-Pfizer-Impfstoff war auf dem Weg in die Impfzentren etwas wärmer geworden als die geforderten -70 Grad Celsius. Doch solange solche Pannen in einem gewissen Rahmen bleiben und der Impfstoff zügig verwendet wird, muss nichts weggeworfen werden. Die Fünf-Tage Frist, in der der Impfstoff verbraucht werden muss, beginnt dann ab dem Zeitpunkt, an dem die Kühlkette unterbrochen wurde. 

Warum müssen einige Impfstoffe in Impfzentren oder von mobilen Teams in Seniorenheimen verabreicht werden?

Nur so kann gewährleistet werden, dass etwa der tiefgekühlte BioNTech-Impfstoff fachgerecht aufbereitet und dann zeitnah verimpft wird. Die komplizierte Logistik ist auch ein Grund, weshalb Hausärzte diesen Impfstoff nicht an alleinlebende Senioren bei Hausbesuchen verimpfen können. Das System der Impfzentren hilft auch, zunächst diejenigen zu erreichen, die eine Impfung am nötigsten haben. 

Wann sollte ich eine zweite Impfung bekommen?

Die beiden Impfungen sollten im vorgegebenen Abstand erfolgen, den Impfstoff von BioNTech/Pfizer nach dem empfohlenen Zeitraum von 21 Tagen und den von Moderna nach 28 Tagen und nicht später als 42 Tage nach der ersten Dosis. Auch nach dem Ablauf dieser Frist ist die zweite Impfung noch möglich, sollte aber so früh wie möglich erfolgen, so die Richtlinien der US-Gesundheitsbehörde CDC.

Die britischen Gesundheitsbehörden haben ein anders Verfahren beschlossen. Die zweite Impfung wird dort nun zeitverzögert verabreicht, um früh möglichst viele Menschen impfen zu können. Dieses Verfahren hatten auch einige deutsche Virologen befürwortet.  Die Ständige Impfkommission STIKO  hat dagegen festgelegt, dass in Deutschland das vom Hersteller und den Zulassungsbehörden vorgesehene Zeitfenster eingehalten werden soll. 

Verteilung des Corona-Impfstoffs: Gespräch mit Thomas Mertens (RKI)

03:31

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Kommt für die zweite Impfung auch ein anderer Impfstoff infrage?

Nein, für die erste und zweite Impfung sollte immer der gleiche Impfstoffe verwendet werden. Es gibt keine Erfahrungen und keine Tests mit verschiedenen Impfstoffen, deshalb sollte niemand ein Risiko eingehen. 

Sollte ich mich auch impfen lassen, wenn ich schon einmal an COVID-19 erkrankt war?

Wer eine Infektion mit dem Virus überstanden hat, kann sich trotzdem impfen lassen und sollte das auch tun. Es ist nämlich nicht sicher, dass eine überstandene Infektion einen ausreichenden Schutz vor einer Neuansteckung bietet. Es gab seltene Fälle von erneuten Infektionen.

Allerdings dürfen Ärzte niemanden impfen, der gerade eine COVID-19-Erkrankung durchläuft oder auch eine Grippe oder andere fiebrige Erkältungskrankheit. In dem Fall soll die Impfung erst erfolgen, wenn der Patient wieder gesund ist.

Das gleiche gilt übrigens auch für Menschen, die sich in Quarantäne befinden, weil sie Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatten. Diese sollten erst nach dem Ende der Quarantäne geimpft werden. Sollten sie sich bereits infiziert haben, käme die Impfung ohnehin zu spät. 

Impfstoffe im Vergleich

02:08

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Wie lange wird es dauern, bis alle geimpft sind, die das möchten?

Es wird Jahre dauern, bis alle Menschen auf der Welt eine Coronavirus-Impfung erhalten haben. Selbst in den hochentwickelten Industrieländern wird es mindestens bis ins Jahr 2022 dauern, bis alle Interessenten an die Reihe kommen.

Nehmen wir Deutschland als Beispiel: Die Gesundheitsbehörden rechnen damit, dass im ersten Quartal des Jahres 13 Millionen BioNTech-Impfdosen verimpft werden könnten. Das reicht bei zwei Impfungen pro Person nicht einmal für ein Zehntel der Bevölkerung.

BioNTech CEO Ugur Sahin sagte der DW,  dass seine Firma und Pfizer hoffen, im Jahr 2021 1,3 Milliarden Impfdosen zu produzieren.

Selbst wenn weitere Impfstoffe auf den Markt kommen, würde das nicht für die ganze Weltbevölkerung mit ihren 7,8 Milliarden Menschen reichen. Aber es könnte gelingen, die am schwersten gefährdeten Menschen – Senioren und Patienten mit Vorerkrankungen – bis zum Sommer 2021 zu schützen. 

Wer sollte sich nicht impfen lassen?

Grundsätzlich muss ein Arzt zuvor abklären, ob bestimmte Vorerkrankungen vorliegen, die eine Impfung ausschließen. Das kann insbesondere der Fall bei Allergikern sein, die gegen bestimmte Inhaltsstoffe allergisch sind oder schon einmal einen anaphylaktischen Schock erlitten haben.

Die meisten Allergiker – etwa Menschen die unter Heuschnupfen, Tier- oder Lebensmittelallergien leiden – werden sich indes impfen lassen können. Andere schwere Vorerkrankungen wie Diabetes, Rheuma, Übergewicht oder auch ein geschwächtes Immunsystem sprechen eher für eine Impfung, weil damit das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung steigt.

Können Kinder geimpft werden?

Die bisherigen Corona-Impfstoffe sind nur für Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene zugelassen. Das RKI schreibt indes, dass Studien zu COVID-19 Impfungen bei Kindern bereits geplant und zum Teil auch begonnen worden seien.  Derzeit gibt es aber noch keine Impfempfehlung. 

Was müssen Schwangere beachten?

Experten halten es für unwahrscheinlich, dass die mRNA-Impfstoffe ein Risiko für Schwangere und ungeborene Kinder darstellen, dennoch laufen derzeit noch Tierstudien zur Reproduktionstoxizität. Es bleibt also eine Abwägung, die unbedingt mit einem Arzt besprochen werden sollte: Schwangerschaft gilt einerseits als Risikofaktor für schwere COVID-19 Verläufe, die dem Kind auch schwere Schäden zufügen können. Andererseits sollten werdende Mütter auch das individuelle Infektionsrisiko einschätzen – wie sehr begeben sie sich in Gesellschaft und wie wahrscheinlich ist eine Coronavirus-Infektion individuell? 

Die STIKO empfiehlt Schwangeren derzeit eine Impfung gegen COVID-19 nicht generell, schließt sie aber auch nicht aus. Schwangeren mit Vorerkrankungen und hohem COVID-19 Risiko könne nach eingehender Nutzen-Risiko-Abwägung und ausführlicher Aufklärung eine Impfung angeboten werden, schreibt die STIKO.  

Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?

Nach der Impfung kommt es bei den meisten Geimpften zu leichten bis mittelschweren vorübergehenden Nebenwirkungen.  Das können Schwellungen an der Injektionsstelle sein, vorübergehende Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Müdigkeit und auch Fieber. Die Nebenwirkungen treten üblicherweise in den ersten drei Tagen nach der Impfung auf und klingen nach etwa zwei Tagen wieder ab.

Bei schwereren Komplikationen müssen sich Geimpfte an die Impfzentren bzw. Ärzte wenden. In diesem Fall müssen Nebenwirkungen in den meisten Ländern an die Zulassungsbehörden gemeldet werden.

Wirken die Impfstoffe auch gegen mutierte Virenstämme?

Wahrscheinlich wirken die Impfstoffe auch gegen die jüngst aufgetretenen mutierten Virusstämme.  BioNTech-Gründer Ugur Sahin sagte, dass seine Firma ihren Impfstoff bereits an 20 aufgetretenen Virus-Mutationen im Labor getestet habe. Zuletzt war der Impfstoff auch auf den neuesten in Südengland aufgetretenen Virusstamm getest worden. 

Wie lange sollte ich warten, bis ich mich gegen eine andere Krankheit impfen lasse?

Andere Impfungen, etwa gegen Grippe oder Mumps, Masern und Röteln oder auch Tetanus sollten im Abstand von 14 Tagen vor oder nach einer Coronavirus-Impfung erfolgen. Dieser Abstand gilt derzeit als reine Vorsichtsmaßnahme. Zwar gehen Mediziner davon aus, dass auch gleichzeitige Impfungen unproblematisch sind, weil aber noch keine Daten verfügbar sind, die zeigen, dass eine gleichzeitige Impfung mit anderen Impfstoffen harmlos ist, gilt: besser auf Nummer sicher gehen. 

Ist die Impfung auch halal? 

Das müssen natürlich am Ende Religionsgelehrte beantworten. Aber die Chancen stehen gut: Pressesprecher der drei großen Hersteller: Pfizer, Moderna und AstraZeneca haben gegenüber der Times of India bestätigt, dass ihre Produkte keine Schweineprodukte beinhalten. 

Muss ich nach der Impfung weiterhin die AHA-Regeln beachten?

Zwar bieten beide Impfstoffe nach zweimaliger Impfung einen bis zu 95 prozentigen Schutz gegen das Coronavirus, dennoch sollten auch geimpfte Menschen die allgemein gültigen Hygieneregeln weiterhin beachten und auch weiterhin Masken tragen. Noch gibt es keine Studien dazu, wie lange der Impfschutz anhält und ob der Impfstoff eine Verbreitung des Virus in der Bevölkerung wirklich effektiv eindämmen kann. 

Dieser Artikel wurde zuletzt am 12.01.2021 aktualisiert. 

Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen
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