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USA: Die Jahrhundertimpfung

Oliver Sallet | Carolina Chimoy
15. Dezember 2020

Die USA haben die meisten Corona-Fälle weltweit. Jetzt haben sich die ersten Amerikaner gegen das Virus impfen lassen, doch ein Ende der Pandemie ist noch nicht in Sicht. Oliver Sallet und Carolina Chimoy berichten.

USA New York | Krankenschwester Sandra Lindsay bekommt Covid-19 Impfung
Bild: Mark Lenninhan/AFP/Getty Images

Für Sarah Lindsey war es kleiner Stich in den Arm, für die Amerikaner ein großer Schritt im Kampf gegen COVID-19. Die Krankenschwester aus New York durfte den Anfang machen und berichtete im Anschluss, dass es sich anfühle "wie jede andere Impfung auch".

Doch diese Impfung war mitnichten wie jede andere. Millionen Zuschauer sahen live im Fernsehen zu, als Sarah Lindsey die erste von zwei notwendigen Impfdosen injiziert bekam. Den ganzen Montag über sendeten die Networks Live-Berichte von den ersten Impfungen in den verschiedenen US-Bundesstaaten. Die Botschaft war klar: es scheint Licht am Ende des Tunnels.

Krankenschwester Sandra Lindsay bekam als erste US-Amerikanerin eine Covid-19 ImpfungBild: Mark Lenninhan/AFP/Getty Images

300.000 Tote in den USA

Ein Hoffnungsschimmer, mehr nicht, denn am gleichen Montag starb in den USA der 300.000. Corona-Tote und die Situation spitzt sich weiter zu. Bis die Impfung flächendeckend verabreicht und die so genannte Herdenimmunität erreicht ist, werden Monate vergehen.

Die Hoffnungen ruhen dennoch auf dem Produkt der deutschen Firma BioNTech und des US-Pharmariesens Pfizer, das als erste die Notzulassung der zuständigen Behörde FDA erhielt und in klinischen Studien an mehr als 100.000 Menschen erprobt wurde. Die Produktion läuft auf Hochtouren, bis zum Jahresende sollen in den USA 20 Millionen Menschen eine der beiden notwendigen Spritzen erhalten.

Bereits seit Monaten schulen Krankenhäuser wie das Winchester Medical Center im US-Bundesstaat Virginia ihre Mitarbeiter, denn die BioNTech-Pfizer Impfung ist empfindlich und muss bei -70 Grad Celsius gelagert werden. "Die Erwärmungsprozedur ist ein komplizierter Vorgang", sagt Jeffrey Feit vom Klinikmanagement, aber seine Mitarbeiter seien bereit dafür. Die ersten 2.000 bis 3.000 Dosen für sein Krankenhaus erwartet Feit schon am Dienstag.

Präsident Donald Trump trägt für viele die Hauptschuld an den vielen Corona-Toten in den USABild: Yuri Gripas/ZUMA Wire/imago images

Die Impfung ist "ein Segen"

Für die sechs Krankenhäuser und deren Mitarbeiter des "Valley Health Systems" markiert Montag, der 14. Dezember, den Anfang vom Ende eines schwierigen Jahres, sagt Feit: "Wir haben alles getan, um unsere Mitarbeiter zu schützen, aber sie kamen jeden Tag mit Angst zur Arbeit und es bestand immer ein Risiko". Jetzt in der Lage zu sein, zur Arbeit zu gehen und sich dabei sicher zu fühlen, sei schlichtweg ein Segen.

Laut Empfehlungen des Center for Disease Control (CDC) sollen nun zunächst Hochrisikogruppen wie Krankenpfleger und Ärzte die Impfung erhalten. Später sollen Lehrer und Kinderpfleger dazu kommen. Der Rest der Bevölkerung wird wohl noch bis zum Frühling oder Sommer auf die erlösende Spritze warten müssen - wer sie überhaupt möchte, denn Umfragen sehen derzeit nur 60 Prozent der Amerikaner willens, sich gegen Corona immunisieren zu lassen.

Für Empörung sorgten derweil die Pläne Donald Trumps, seine Mitarbeiter im Weißen Haus noch vor dem Rest der Bevölkerung zu impfen. Am Sonntag hatte die New York Times berichtet, dass die US-Regierung dazu engen Mitarbeitern des Präsidenten sowie des Vizepräsidenten Mike Pence Priorität einräumen wolle.

In vielen Staaten herrscht keine umfassende Maskenpflicht.Bild: Jeff Chiu/AP Photo/picture alliance

Eskalation im Mittleren Westen

Stunden später ruderte Trump auf Twitter dann zurück und versprach, die Mitarbeiter erst später impfen zu lassen. Auch Trump, der selbst an COVID-19 erkrankt war, wolle die Vakzine nehmen, einen genauen Zeitpunkt nannte er jedoch nicht.

Trotz Impfung am Horizont appellieren Gesundheitsexperten wie Jeffrey Feit an die Bevölkerung, wegen steigender Fall- und Todeszahlen weiterhin Masken zu tragen.

In vielen Staaten herrscht jedoch keine umfassende Maskenpflicht. Der mittlere Westen ist derzeit besonders betroffen und in South Dakota, führend bei Krankenhausfällen und Todesopfern, weigert sich Gouverneurin Kristi Noem von den Republikanern trotz der prekären Situation, auf Masken zu setzen. Trotz anderslautender Studien bezweifelt sie deren Wirksamkeit.

Die Gouverneurin von South Dakota Kristi Noem zweifelt die Wirksamkeit von Masken öffentlich anBild: picture-alliance/AP Photo/J. Easton

"Präsident Trump trägt Schuld daran"

Christina Bjorkman aus der Kleinstadt De Smet, South Dakota, ist eine von Hunderttausenden Angehörigen, die durch COVID-19 ein Familienmitglied verloren haben. Sie wirft der Politik Versagen vor, denn die Debatte um die Maskenpflicht sei politisiert worden, obwohl es dabei doch allein um eine medizinische Fragestellung ginge. "Ich glaube, Präsident Trump trägt Schuld daran", sagt Bjorkman. Er habe den Zweifel an der Maske als erster gesät.

Nach seiner Amtseinführung am 20. Januar hat der designierte US-Präsident Joe Biden deshalb eine landesweite Maskenpflicht per Dekret angekündigt. Doch auch bis diese Verordnung Wirkung zeigt, werden wohl noch Tausende Amerikaner dem Coronavirus zum Opfer fallen.

Corona-Tote in El Paso, TexasBild: Justin HAMEL/AFP
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