Rund die Hälfte aller COVID-Fälle in Deutschland bleibt unentdeckt, sagen Experten. Statt fünf Millionen Infektionen soll es deshalb bereits zehn Millionen geben. Aber das ist nicht so schlimm, wie es erstmal klingt.
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Die Zahlen klingen schon sehr hoch : In Deutschland erreicht die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Menschen jeden Tag neue Rekordwerte; zuletzt überschritt sie am Montag zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie die 300er-Marke. Insgesamt hat Deutschland mittlerweile laut Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) gut fünf Millionen Corona-Infektionen zu verzeichnen.
Fünf Millionen ist eine extrem hohe Zahl. Aber Experten sagen, dass es in Wirklichkeit noch viel mehr Fälle sind.
Laut der bundesweiten Studie "Leben in Deutschland – Corona-Monitoring von Oktober 2020 bis Februar 2021" des RKI und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung wurde etwa jede zweite Person, die sich im Studienzeitraum mit SARS CoV-2 infiziert hatte, nicht getestet und tauchte somit auch nicht in der offiziellen Statistik auf. "Die Zahl der Infektionen ist etwa doppelt so hoch wie aus den Meldezahlen für den genannten Zeitraum bekannt", heißt es in der Zusammenfassung.
Eine Fortsetzung der Studie läuft noch bis Dezember dieses Jahres. Epidemiologe Hajo Zeeb schätzt schon jetzt, dass die Dunkelziffer weiter hoch ist. "Ich gehe davon aus, dass die uns bekannten Fälle zwischen der Hälfte und einem Drittel der tatsächlichen Zahlen ausmachen", sagt Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen, im DW-Gespräch.
Wer keine Symptome hat, lässt sich nicht testen
Bei Corona-Fällen, die nicht registriert werden, sind die Betroffenen häufig asymptomatisch oder haben so milde Symptome, dass sie diese nicht ernst nehmen, erklärt Zeeb. Bei einem Halskratzen beispielsweise geht man nicht automatisch davon aus, dass man sich mit SARS CoV-2 angesteckt haben könnte.
Viele dieser unbemerkten Fälle kommen aus einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, sagt Zeeb. "Geimpfte haben tendenziell mildere Verläufe oder bemerken gar nicht, dass sie COVID haben", so der Epidemiologe. "Sie würden es nur mit einem Test merken."
Aber wer keine Symptome hat, kommt im Normalfall nicht auf die Idee, sich testen zu lassen (außer ein Negativ-Ergebnis ist beispielsweise für eine Reise erforderlich).
Deswegen sei es auch nicht entscheidend, ob die Bürger-Schnelltests nun kostenlos seien oder nicht, sagt Zeeb. Tatsächlich akkurate Zahlen könnte man nur erreichen, wenn man immer wieder stichprobenartig in der Bevölkerung testen würde, sagt Zeeb.
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Hospitalisierungsrate entscheidender als genaue Fallzahlen
Stichprobenartiges Testen, auch von Personen, die keinerlei COVID-Symptome zeigen, wäre ein großer Aufwand. Wie wichtig wäre es, die Dunkelziffer zu drücken, also weniger COVID-Infektionen unbemerkt zu lassen? Oder anders gefragt: Ist es schlimm, dass wir nur von ungefähr der Hälfte aller Corona-Fälle wissen?
Nicht wirklich, sagen die Experten. "Die Dunkelziffer ist nicht so ein großes Problem", sagt Zeeb. Ein Faktor, der weitaus entscheidender sei, ist die Krankenhauseinweisungsrate.
Das bestätigt auch Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. "Der genaue Wert der Dunkelziffer ist für die Vorhersage der Krankenhausbelastung und für eine Abschätzung des Trends nicht relevant", sagte Priesemann der Nachrichtenagentur dpa.
Um einzuschätzen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Pandemie einzudämmen, lohne eher ein Blick auf Hospitalisierung und die Belegung der Intensivstationen, als auf die Gesamtanzahl der Fälle, so die Physikerin. "Das ist ausreichend, um die Dynamik abzuschätzen."
Geringes Long-COVID-Risiko
Für die Gesellschaft sei die hohe Dunkelziffer also nicht von allzu großer Bedeutung. Stellt es für einzelne Betroffene ein Problem dar, wenn sie COVID hatten, ohne es zu bemerken? Zeeb hält das Risiko dafür, dass jemand, der während der akuten Erkrankung keinerlei Symptome hatte, später zum Beispiel unter Long COVID leidet, für gering.
"Bisher gibt es einen Zusammenhang zwischen schweren Symptomen und Long COVID", sagt der Forscher. "Wenn ich gar keine Symptome hatte, sind die Chancen günstig, dass ich auch kein Long COVID bekomme."
Weihnachtsmärkte vor und während Corona
Wie werden die Weihnachtsmärkte in diesem Jahr aussehen? Hoffentlich nicht wie im Corona-Jahr 2020, sondern eher wie in 2019. Eine Gegenüberstellung in Bildern.
Bild: Michael Probst/AP Photo/picture alliance
Dresdner Striezelmarkt
Er ist einer der ältesten Weihnachtsmärkte der Welt: der Dresdner Striezelmarkt. Er findet in diesem Jahr zum 587. Mal statt. Wer gut im Kopfrechnen ist, erkennt damit sofort, dass er bereits seit 1434 stattfindet. Der Name leitet sich übrigens vom Dresdner Stollen, auch Striezel genannt, ab. Das ist ein Hefegebäck. Mit rund 2,5 Millionen Besuchern steht der Markt auf Platz fünf in Deutschland.
Bild: Robert Michael/dpa/picture alliance
Dresden ohne Striezelmarkt
Im vergangenen Jahr waren es gut 2,5 Millionen Besucher weniger. Da wurde der Dresdner Striezelmarkt - so wie auch die anderen Weihnachtsmärkte in Deutschland - wegen Corona abgesagt. Etwas verloren wirken Weihnachtsbaum, Krippe und der sonstige Weihnachtsschmuck in der fast menschenleeren Innenstadt. In diesem Jahr beginnt der Striezelmarkt am 22. November.
Bild: Birgit Seifert/Zoonar/picture alliance
Frankfurter Weihnachtsmarkt
Keine Hochhäuser sind zu sehen, dafür aber der Römer. So heißt das Haus links neben dem futuristisch anmutenden Weihnachtsbaum. Seit dem 15. Jahrhundert befindet sich das Rathaus von Frankfurt am Main im Römer. Noch früher, nämlich seit 1393, werden in Frankfurt Märkte an Weihnachten abgehalten. Das lässt sich urkundlich belegen. Im letzten Jahr nicht - auch das lässt sich belegen.
Bild: Michael Probst/AP Photo/picture alliance
Wenn nur die Hochhäuser strahlen
Zum Beispiel mit diesem Foto. Es zeigt den Römer am 13. Dezember 2020. Nur der ausgeschaltete Weihnachtsbaum lässt erahnen, dass überhaupt Weihnachtszeit ist. Normalerweise kommen rund 2,6 Millionen Menschen jedes Jahr zum Frankfurter Weihnachtsmarkt. Damit liegt der deutschlandweit auf Platz vier laut der aktuellsten Studie der ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH aus dem Jahr 2018.
Bild: Florian Gaul/greatif/picture alliance
Münchner Christkindlmarkt
München knackt laut der Studie die Drei-Millionen-Besucher-Marke und liegt damit passenderweise auch auf Platz drei der meistbesuchten Weihnachtsmärkte in Deutschland. Wie der Dresdner und der Frankfurter Weihnachtsmarkt beginnt auch der in München am 22. November. Münchner Christkindlmarkt heißt er übrigens offiziell - nicht zu verwechseln mit dem Christkindlesmarkt in Nürnberg.
Bild: Lino Mirgeler/dpa/picture alliance
Viel Platz für die Polizei
Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist weltweit bekannter als der Münchner Christkindlmarkt, aber wegen der mittelalterlichen Altstadt auch kleiner. Er zieht nur etwas über zwei Millionen Besucher an. Im Jahr 2020 aber zogen München und Nürnberg gleich viele Besucher an - nämlich Null. Hier sieht man, wie die Münchener Polizei, den nahezu verwaisten Marienplatz bewacht.
Bild: Martin Ley/picture alliance
Stuttgarter Weihnachtsmarkt
Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt beginnt erst zwei Tage später als die eben genannten Weihnachtmärkte - nämlich am 24. November. Dafür geht er aber eine Woche länger, nämlich bis zum 30. Dezember. In Stuttgart kann man also auch noch auf den Weihnachtsmarkt gehen, wenn Weihnachten schon vorbei ist. Rund 3,5 Millionen Menschen besuchen ihn normaler Weise. Platz zwei im Weihnachtsmarkt-Ranking.
Bild: Christoph Schmidt/dpa/picture alliance
Bändchen für offene Buden
Im vergangenen Jahr gab es zwar Buden auf dem Weihnachtsmarkt, die waren aber geschlossen. Damit sie in diesem Jahr öffnen können, haben sich Stuttgarter etwas einfallen lassen. Besucher, die geimpft, genesen oder getestet sind, sollen Bändchen bekommen. Die Regeln zum Schutz vor Corona sind auf den Weihnachtsmärkten in Deutschland sehr unterschiedlich, je nach Stadt und Bundesland.
Bild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance
Weihnachtsmarkt am Kölner Dom
Der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom ist mit rund vier Millionen Besuchern der meistbesuchte in Deutschland. Besonders beliebt ist er im Ausland. Besucher aus dem Ausland machen fast 20 Prozent der Gesamtbesucher aus. Der Durchschnitt in Deutschland liegt nur bei knapp fünf Prozent ausländischen Besuchern. Besonders schön: Das vom Weihnachtsbaum ausgehende Lichterzelt mit 70.000 LEDs.
Bild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopress/picture alliance
Kölner Dom ohne Weihnachtsmarkt
Richtig trostlos sah der Platz vor dem weltberühmten Kölner Dom im vergangenen Jahr aus. Kein Markt wegen Corona. In diesem Jahr heißt es: kein Gerüst. Erstmals seit zehn Jahren ist der Kölner Dom ohne Gerüst sehen. Wenn das mal kein Grund zum Weihnachtsmarktbesuch ist. Schöne Fotos sind da fast garantiert.