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Politik

Corona-Krise: RKI führt neue R-Kennzahl ein

12. Mai 2020

Mehrere Tage lag hierzulande die Corona-Reproduktionszahl R wieder über eins. Und sie wirft wegen statistischer Unsicherheiten allerlei Fragen auf. Deshalb kündigte das Robert Koch-Institut nun eine neue Kennzahl an.

Coronavirus - Pressekonferenz RKI mit Lars Schaade
RKI-Vizepräsident Lars SchaadeBild: picture-alliance/dpa/T. Schwarz

Um die Ausbreitung des Coronavirus besser zu erfassen, will das Robert Koch-Institut (RKI) zusätzlich einen neuen Reproduktionswert einführen. Bei einem Pressebriefing sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade, künftig werde man auch eine sogenannte geglättete Reproduktionszahl angeben. Hintergrund: Die Reproduktionszahl R lag in den vergangenen Tagen über eins, obwohl die Zahl der Neuinfektionen gesunken ist. Schaade sagte hierzu, die Reproduktionszahl R sei mit einer statistischen Unsicherheit behaftet, unter anderem weil die Zahl der Neuinfektionen mit einer Verzögerung eingerechnet werde. Schaade wies darauf hin, dass sich das Infektionsniveau in Deutschland stabilisiere und einem Plateau nähere.

R-Wert wieder unter eins

Nach dem jüngsten Lagebericht der Robert Koch-Instituts vom Dienstagabend ist der Reproduktionswert wieder unter den kritischen Wert von eins gesunken. Das RKI schätzt die Rate aktuell auf 0,94.

Seit Samstag hatte die sogenannte Reproduktionszahl in Deutschland über eins gelegen, nachdem sie zuvor bis Freitag unter diese Marke gesunken war. Der R-Wert gibt an, wie viele Personen ein Infizierter statistisch gesehen ansteckt. Bei einer Reproduktionszahl von eins oder mehr breitet sich eine Krankheit weiter aus und erfasst zusätzliche Menschen. Liegt sie unter eins, steckt jeder Infizierte weniger als einen weiteren Menschen an. Deshalb war diese Zahl im Zuge der jüngsten Lockerungen der Corona-Beschränkungen verstärkt in den Blick geraten. Zudem hatte es in einem Schlachthof im Landkreis Coesfeld in Nordrhein-Westfalen einen Corona-Ausbruch mit einer Vielzahl von Fällen unter den Arbeitern gegeben.

"Die Neuerkrankungen der letzten drei Tage können nicht in die Berechnung der Reproduktionsrate eingerechnet werden", sagte Schaade in Berlin. Er verwies auf die Berechnung von R, die auf dem Verhältnis der Infektionen in einem Intervall von vier Tagen mit den Infektionen in den vier Tagen zuvor beruht. Die aktuelle Reproduktionszahl bilde jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab. Weil die Fallzahlen in Deutschland insgesamt langsam sinken, hätten einzelne Ausbrüche wie in Altersheimen oder Schlachthöfen einen größeren Einfluss auf die Reproduktionszahl, so Schaade.

Geglätteter R-Wert

Deshalb führt das RKI nun zusätzlich den geglätteten oder stabilen R-Wert ein. Aus diesem sind die Schwankungen durch einzelne Hotspots noch einmal herausgerechnet. Dies sei besser geeignet, um längerfristige Trends abzubilden. "In der vergangenen Woche lag dieser stabile R-Wert an keinem Tag über eins", sagte Schaade. Die bisherige R-Zahl könne auch künftig um den Wert von eins liegen. Grundsätzlich sei die Reproduktionszahl nur ein Parameter, um die Dynamik der Corona-Infektionen zu beurteilen. Wichtig seien auch die Neuinfektionen, die Zahl der positiv ausgefallenen Tests, die Schwere der Erkrankung und die Belastung des Gesundheitswesens.

Wie in anderen Ländern rechnen Experten auch in Deutschland mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Infektionen. Schaade betonte daher, das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln sei weiterhin sehr wichtig. "Helfen Sie mit, das Virus auch weiterhin in Schach zu halten. Es ist noch da, auch wenn es deutlich weniger geworden ist", mahnte er.

Schaade machte zudem deutlich, dass er Grenzöffnungen zu Nachbarstaaten grundsätzlich für möglich halte. In fast allen gingen die Fallzahlen zurück und sie hätten ähnliche Maßnahmen eingesetzt. "Wenn es einen gewissen Gleichklang gibt und eine ähnliche epidemiologische Situation in den verschiedenen Staaten, dann denke ich, kann man so eine Grenzöffnung auch rechtfertigen.”

kle/qu (rtr, afp, dpa, welt.de)

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