Nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 kämpft Volkswagen seit Jahresbeginn mit der Corona-Krise. Erst brach das Geschäft in China ein, jetzt in Europa, wo die meisten Werke geschlossen werden.
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Vorstandschef Herbert Diess sagte bei der Präsentation der Jahresbilanz, es zeichne sich ab, dass die Fabriken in Deutschland und Europa für zwei bis drei Wochen pausieren müssen, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Zuvor hatten bereits andere europäische Hersteller wie FiatChrysler, PSA und Renault Werksschließungen angekündigt.
In den VW-Fabriken hatte es in den vergangenen Tagen erste bestätigte Fälle von Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus gegeben, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann.
"Zweiklassengesellschaft"
Der Betriebsrat hatte daraufhin eine "Zweiklassengesellschaft" kritisiert. Im Gegensatz zur Büroarbeit, die oft auch aus dem Homeoffice erledigt werden kann, bestehe in der Produktion ein erhöhtes Ansteckungsrisiko. Hier werde oft Schulter an Schulter gearbeitet, die vom Robert-Koch-Institut empfohlenen Mindestabstände könnten nicht eingehalten werden. An den meisten Standorten soll am Freitag (20. März) die letzte Schicht laufen - nach Ansicht des Betriebsrats viel zu spät.
Damit geht für Volkswagen in Europa das weiter, was den Konzern schon seit Anfang des Jahres in China beschäftigt. "Wir sind seit Anfang Januar im Task-Force-Modus", sagte Konzernchef Diess.
Mit der Verbreitung des Coronavirus seit Jahresbeginn war der ohnehin kriselnde chinesische Automarkt eingebrochen, im Februar gingen die Verkäufe dort um 80 Prozent zurück.
Jetzt, wo in Europa und in den USA große Einbußen zu erwarten sind, wird in den meisten chinesischen Werken aber bereits wieder produziert. Auch die Verkäufe ziehen dort wieder an.
Wie groß die finanziellen Einbußen der Virus-Krise für Volkswagen sind, ist laut Finanzvorstand Frank Witter bisher nicht abschätzbar. Im ersten Quartal dürfte sich das operative Ergebnis aber gegenüber dem Vorjahreszeitraum wohl "mindestens halbieren", so Witter.
Mehr Umsatz, mehr Gewinn
Immerhin geht Volkswagen gestärkt in diese schwierige Zeit, denn das zum 31. Dezember 2019 abgelaufene Geschäftsjahr war erfolgreich.
Der Konzern konnte seinen Umsatz um 7,1 Prozent steigern auf 252 Milliarden Euro. Nach Steuern blieb ein Gewinn von gut 14 Milliarden Euro, das waren 15 Prozent mehr als im Vorjahr.
Auch beim Absatz konnte Volkswagen zulegen und erreicht mit fast elf Milliarden verkauften Fahrzeugen eine neue Bestmarke. Die Belegschaft wuchs um knapp zwei Prozent auf 668.000 Mitarbeiter, inklusive der Beschäftigten in den chinesischen Gemeinschaftsunternehmen.
Allerdings fand die Präsentation der Bilanz wegen des Coronavirus ohne Publikum statt; die Präsentation wurde im Internet übertragen, Journalisten konnten per Telefon oder Email fragen stellen.
Besonders stolz war die Konzernleitung darauf, dass Volkswagen in China gegen den Trend leicht zulegen konnte. Während der chinesische Markt insgesamt um 7,5 Prozent eingebrochen war, konnte Volkswagen seine Auslieferungen dort um 0,6 Prozent steigern.
Corona-Fragezeichen
Volkswagen ist auf gute Nachrichten wie diese angewiesen, den für seine Neuausrichtung braucht der Konzern viel Geld. Zum einen sind die Folgen des Abgasbetrugs immer noch nicht überwunden. Außerdem bindet der Umbau der Konzernflotte zu mehr Elektroautos enorme Mittel.
"2020 ist ein sehr schwieriges Jahr", sagte Konzernchef Diess. Er betonte aber, dass Volkswagen in China bereits viel über den Umgang mit der Coronavirus-Krise gelernt habe. Als Beispiel nannte er sanitäre Vorschriften, Telearbeit, reduzierte Dienstreisen und Betriebskantinen, die nur noch Lunchpakete verteilen.
Unternehmensziele für das laufende Jahr will Volkswagen derzeit nicht nennen. "Eine Prognose ist schlichtweg nicht möglich", sagte Finanzchef Witter. "Wir werden darum kämpfen, bestmöglich durch dieses Jahr zu kommen."
Auch hier lasse das Beispiel China hoffen. Wenn die Erholung in Europa nach dem ähnlichen Muster verlaufe wie dort, sei das Jahr vielleicht noch zu retten, so Witter. "Wir werden darum kämpfen, bestmöglich durch dieses Jahr zu kommen."
Herzlichen Glückwunsch! Der Bulli wird 70
Der VW-Transporter feiert seinen 70. Geburtstag. Das Auto mit dem knuffigen Spitznamen "Bulli" ist wohl das einzige Fahrzeug, das Polizisten und Schmuggler, Hippies und Rentner gleichermaßen lieben - und zwar weltweit.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Dittrich
Traummobil
Traumwetter, Traumstrand, Traumurlaub - und das für relativ wenig Geld, denn das eigene Bett fuhr ja immer mit. Und das alles wurde möglich durch den VW-Bulli. Natürlich gibt es inzwischen viele Wohnmobile verschiedener Firmen und für jeden Geldbeutel. Aber der VW-Bulli, dessen Produktionsbeginn auf den 8. März 1950 datiert, steht, quasi als "Ur-Wohnmobil", für ein ganz besonderes Lebensgefühl.
Bild: Caroline Gutman
Weltenbummler
Ganze Generationen von Globetrottern, die Wert darauf legen, Individualisten und keine Pauschaltouristen zu sein, sind mit dem Volkswagen-Transporter (hier ein Modell der ersten Baureihe, einem "T1" also) buchstäblich um die ganze Welt gereist. Obwohl - auch auf heimischen Landstraßen macht der Bulli immer noch eine gute Figur.
Bild: DW
Lastesel
Woher der Name "Bulli" kommt, ist nicht geklärt. Wenig romantisch veranlagte Historiker vermuten, die Bezeichnung verdanke sich den zusammengesetzten Abkürzungen von BUs und LIeferwagen. Na ja. Sicher aber ist: Der Bulli war zuerst kein Freizeitmobil, sondern ein wahres Arbeitstier für alle Anwendungen, als Kasten- oder Pritschenwagen, mit oder ohne Verdeck und mit allen möglichen Aufbauten.
Bild: DW
Allwetterkämpfer
Als Nutzfahrzeug ist der Bulli ein wesentlicher Träger des deutschen Wirtschaftswunders der 1950er und 60er Jahre gewesen. Nicht viel teurer als der "VW Typ I" (der Käfer) wurde der Bulli, werksintern "Typ II" genannt, zum unverzichtbaren Helfer für viele Handwerker. Hier kämpft sich gerade ein T1 durch die nach einem Sturm im Jahr 1967 überfluteten Straßen von Elmshorn nahe Hamburg.
Bild: AP
Liebhaberstück
Heute sind vor allem die ersten Modelle, die T1, heißbegehrte Objekte der Begierde bei Oldtimer-Freunden. Dieses Modell aus dem Jahr 1963 ist originalgetreu restauriert ein Blickfang auf jedem Liebhaber-Treffen. Charakteristisch für die erste Baureihe ist die geteilte Frontscheibe, die zahlreichen kleinen Seiten- und Dachfenster, die zweifarbige Lackierung und das tiefe Dekolleté mit Chrombesatz.
Bild: DW
Gesetzeshüter
Besonders seine Vielseitigkeit machte den Bulli so begehrt. Kaum eine (westliche) Armee kam ohne ihn aus. Feuerwehren nutzten ihn ebenso wie Zollbehörden und städtische Unternehmen. Das Foto dieses T2 stammt aus dem brasilianischen Sao Paulo. Der T2 wurde bis 2013 in Brasilien gebaut. Inzwischen baut Volkswagen den Bulli bereits in der sechsten Generation - oder eben T6.
Bild: cc/by/sa/Mr.choppers
Gesetzesbrecher
Übrigens: Nicht nur Zöllner fahren Bulli. Auch schlimme Finger und ganz böse Buben haben für den Kultlaster Verwendung. In diesem T1, zu erkennen an den vielen kleinen Seitenfenstern, haben Drogenschmuggler Kokainpakete transportiert. Aber zum Glück haben die Guten hier die Oberhand behalten und für uns dieses Beweisfoto gemacht.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinardt
Kultkutsche
Dieses auf den ersten (und auch auf jeden weiteren noch folgenden) Blick verstörend wirkende Exemplar diente 1969 dazu, Musikenthusiasten zum später legendär gewordenen "Woodstock-Festival" zu kutschieren. Da trafen zwei Mythen aufeinander: Das Kultauto beim Kulttreffen der Flower-Power-Generation.
Bild: AP
Messeschönheit
Bulli gibt's auch in schön. Hier der Beweis: eine Sonderlackierung zum 70. Geburtstag. Allerdings schon vor drei Jahren und auch nicht zum Bulli-Jubeltag, sondern 2017 zum Jubiläum der Hannover-Messe. Da wurde dieser außergewöhnlich geschmackvoll lackierte Bulli im Shuttle-Service der Messe eingesetzt.
Bild: DW/H. Böhme
Museumsstück
Der Bulli als Symbol für eine ganze Epoche. Das ist nicht nur so eine Journalisten-Idee, damit wir was zum Schreiben haben. Nein,gar nicht: Das haben wir sogar akademisch! Im Bonner "Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" steht nämlich ein T1 von VW und symbolisiert dort die 60er Jahre, die "Flower-Power- und Hippiezeit". Wenn sogar Museums-Kuratoren das sagen, muss es ja stimmen!
Bild: DW/H. Mund
Zukunftsvision
Mit dem T6, der aktuellen Version des mehr als 13 Millionen Mal gebauten Bulli, könnte die Geschichte der knuffigen Kultkutsche ihr Ende finden. Aber es gibt Hoffnung: Der Herr links im Bild ist Herbert Diess, Chef von Volkswagen. Eer sieht die Zukunft in der E-Mobilität. Warum nicht auch mit einem stromangestriebenen "ID Buzz"? Vielleicht hat der Bulli ja doch noch eine - abgasfreie - Zukunft.