Zwei Studien zeigen, dass die Anti-COVID-19-Maßnahmen durchaus Wirkung zeigten. Hätten die Regierungen die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger nicht massiv eingeschränkt, wären hunderte Millionen mehr erkrankt.
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Forscher der Universität Kalifornien/ Berkeley (UC Berkeley) und des Imperial College London haben am 8. Juni zeitgleich Studien in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht, in denen sie der Frage nachgehen, wie schlimm sich die Corona-Pandemie entwickelt hätte, wenn die Regierungen keine Lockdown-Maßnahmen und andere Abstandsregeln erlassen hätten.
Das Team um Solomon Hsiang vom Global Policy Laboratory der UC Berkeley untersuchte die Lage in sechs großen Ländern: China, Südkorea, Italien, Frankreich, Iran und den USA. Ihr Ergebnis: Die Notmaßnahmen in all diesen Ländern hätten die Pandemie "signifikant und substantiell verlangsamt".
In sechs Ländern 530 Millionen Erkrankungen vermieden
In der wissenschaftlich begutachteten Studie schreiben die Autoren, dass Reisebeschränkungen, die Schließungen von Unternehmen und Schulen, Ausgehverbote und andere "nicht-pharmazeutische Interventionen", wie etwa Masken- oder Distanzgebote, etwa 530 Millionen Infektionen abgewendet hätten.
Davon wären vermutlich allerdings nur 62 Millionen als bestätigte Fälle registriert worden, weil die betroffenen Länder nur begrenzte Testkapazitäten hatten. Das Forscherteam hatte für seine Beobachtungen eine Periode bis zum 6. April zugrunde gelegt, und dabei 1717 politische Einzelmaßnahmen unter die Lupe genommen.
Hsiang hob hervor, wie hilfreich die Opferungsbereitschaft jedes Einzelnen in der Coronakrise war: "Die letzten Monate waren außerordentlich schwierig, aber durch unsere individuellen Opfer haben Menschen überall zu einer der größten kollektiven Errungenschaften der Menschheit beigetragen," sagte Hsiang.
"Keine menschliche Anstrengung hat je so viele Menschenleben in so kurzer Zeit gerettet. Das hat riesige persönliche Kosten verursacht, indem Menschen zuhause geblieben sind und Veranstaltungen abgesagt haben," betonte der Politikwissenschaftler. "Aber die Daten zeigen, dass jeder Tag einen grundlegenden Unterschied gemacht hat. Indem wir die Wissenschaft genutzt und zusammengearbeitet haben, haben wir den Verlauf der Geschichte geändert."
Die Autoren der Berkeley-Studie haben nicht analysiert, wie viele Menschenleben durch die Maßnahmen gerettet wurden. Das lag daran, dass eine derartige Schätzung bei dramatisch steigenden Infektionszahlen und dadurch entsprechend überlasteten Gesundheitssystemen zu große Unsicherheiten beinhaltet hätte.
In 11 Ländern 3,1 Millionen Menschenleben gerettet
Das Forscherteam um Samir Bhatt vom Zentrum für die Analyse globaler Infektionskrankheiten hat diese heikle Analyse hingegen gewagt. Dafür untersuchten sie elf europäische Länder. Die Studie betrachtete die Periode bis zum 4. Mai 2020 und zeigt ebenfalls, dass Lockdown-Maßnahmen die Pandemie wirksam zurückgedrängt haben. Ihr zentrales Augenmerk lag dabei auf der Entwicklung der Reproduktionszahl R.
Die Forscher haben errechnet, dass sich bis zu diesem Zeitpunkt zwischen 12 und 15 Millionen Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Das entspricht zwischen 3,2 und 4 Prozent der jeweiligen Bevölkerung der untersuchten Länder. Nach ihren Berechnungen konnten durch verschiedene Schutzmaßnahmen 3,1 Millionen Menschenleben gerettet werden.
Nicht nachlässig werden - eine zweite Welle droht!
"Unser Modell legt dar, dass die Maßnahmen, die im März 2020 in verschiedenen Ländern ergriffen wurden, die Epidemie erfolgreich eingedämmt und die Reproduktionszahl unter 1 gedrückt haben", sagt Seth Flaxman, der die Studie von Seiten der Mathematischen Fakultät begleitet hatte.
Auch in Zukunft sei es notwendig, die Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit zu verfolgen, um ein erneutes Ansteigen der Infektionen zu verhindern, ergänzte sein Kollege Bhatt.
Zwar gebe es bei der Forschung Unsicherheiten: "Eine Schwäche des Modells ist, dass es davon ausgeht, dass jede Maßnahme in allen Ländern den gleichen Effekt hatte. In Wahrheit gab es aber große Variationen darin, wie der Lockdown in verschiedenen Ländern umgesetzt wurde". Das ändere aber nichts an der Hauptaussage der Studie, so Epidemiologe Bhatt.
Nichts ist mehr so, wie es war. Die Corona-Pandemie hat das gesamte öffentliche und soziale Leben stark verändert, auch in Deutschland. Wo früher Betriebsamkeit war, herrscht heute gähnende Leere.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Schutt
Biergarten ohne Bier
Es sind Osterferien und es herrscht herrlichstes Frühlingswetter in Deutschland. Was gibt es da Schöneres, als den Nachmittag oder Abend mit Freunden oder Familie im Biergarten zu verbringen? Aber so isses nich´. So wie der Hirschgarten in München sehen aktuell alle Biergärten in Deutschland aus: leer. Darüber kann auch das fast geometrische Muster der Bierbänke und -tische nicht hinwegtrösten.
Bild: Reuters/A. Gebert
Badestrand ohne Badegäste
Viele Menschen fahren in den Osterferien gern auf Nord- und Ostseeinseln. Wie wäre es mit Usedom zum Beispiel? Da ist alles so schön wie immer. Es fehlen nur die Besucher. Ähnlich wie Biergärten dürfen auch Cafés, Restaurants und Hotels nicht öffnen - und die Menschen nicht frei verreisen. Bleibt nur, sich die Fußspuren im Sand auf Fotos anzuschauen.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Sauer
Kinderspielplatz ohne Kinder
Das arme Schaf. Oder was ist das für ein Tier? Schnauze, Schwanz und Hals mit Absperrband umwickelt. Das rot-weiße Absperrband sieht man jetzt häufig auf Spielplätzen. Denn auch deren Benutzung ist tabu. Wissen dürfte das vermutlich jeder. Aber sicher ist sicher: Also wurden Spielplätze rot-weiß eingewickelt. Erscheint fast wie eine deutschlandweite Kunstinstallation.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Schutt
Sportplatz ohne Sportler
Wenn Kinder nicht draußen spielen dürfen, ist es Erwachsenen auch verboten. Also sind Sportplätze in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen ebenfalls mit Absperrband verziert. Zusammen mit dem schief am Schild hängenden Mundschutz hat auch dieses Bild fast etwas Künstlerisches. Neben dem Absperrband haben sich auch Verbotsschilder auffällig vermehrt.
Bild: picture-alliance/HMB Media/Oliver Mueller
Touristenattraktion ohne Touristen
Sonst drängen sich hier Touristen aus aller Welt - aber obwohl das Brandenburger Tor in Berlin frei zugänglich ist, zieht es derzeit kaum jemanden an. Kein Wunder, sind doch Reisen zu touristischen Zwecken verboten. So bliebt Platz für (optische) Reflexion: Die Menschen spiegeln sich hier, und seien es noch so wenige.
Bild: Reuters/F. Bensch
Bundestag ohne Abgeordnete
Auf diesem Bild sind keine Bundestagsabgeordneten zu sehen. Dafür aber (mal wieder) Verbotsschilder - die weißen Punkte auf den blauen Stühlen. Dort steht allerdings nicht "Hinsetzen verboten", sondern "Bitte freilassen". Denn der Bundestag darf weiterhin betreten werden, allerdings nicht von allen Abgeordneten gleichzeitig, wegen des Abstandsgebots. So schafft Corona neue Muster.
Bild: Reuters/A. Hilse
Kirche ohne Gläubige
In Krisenzeiten sind die Kirchen meist voll. Aber auch das ist in dieser Krise anders. Aus Angst vor Ansteckung bleiben auch die Kirchen geschlossen. Der evangelische Pfarrer Hannes Schott in der Katharina-von-Bora-Kirche in Bayreuth filmt seinen Gottesdienst fürs Internet. So kann man ihn zumindest digital miterleben. Hoch lebe die Video-Installation!
Bild: Getty Images/AFP/C. Stache
Bordelle ohne Freier
Die Herbertstraße im Rotlichtviertel nahe der Reeperbahn auf Hamburg St. Pauli ist deutschlandweit bekannt. Seit ihrem Bau im 19. Jahrhundert wird sie zur Prostitution genutzt. Während sich sonst dort Sexarbeiterinnen und ihre Kunden drängen, ist sie heute wie ausgestorben. Beratungsstellen warnen, dass die Corona-Krise Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter besonders hart trifft.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius
Schule ohne Schüler
Zugegeben: In den Osterferien wären die Schulen sowieso geschlossen. Aber um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, wurden sie bereits Wochen vorher dicht gemacht. Keine Schüler, keine Lehrer - nur Fernunterricht über digitale Kanäle. Und wahnsinnig aufgeräumte Klassenzimmer.
Bild: picture-alliance/SvenSimon/F. Hoermann
Bahnhof ohne Bahnfahrer
Bahnhöfe galten mal als Kathedralen der Moderne. Jetzt, wo sie so leer sind wie sonst nie, kann man sie ungestört bestaunen - wie hier den Kölner Hauptbahnhof. Aber vielleicht haben die einsamen Reisenden auf dem Bahnsteig auch gar kein Auge dafür - vielleicht warten sie einfach darauf, dass ihr Zug in der Krise endlich mal pünktlich kommt.
Bild: Reuters/T. Schmuelgen
Flughafen ohne Fluggäste
Wenn Fluggäste ausbleiben, sammeln sich Flugzeuge am Boden. Dieses Foto symbolisiert gewissermaßen den weitgehenden Stillstand der Wirtschaft. Die Wirtschaftsleistung in Deutschland - wie in vielen anderen Ländern - wird in diesem Jahr zurückgehen. Fürs Klima dagegen ist es sicherlich nicht schlecht, dass die großen Vögel in Reih und Glied parken.