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PolitikEuropa

Corona-Maßnahmen in Europa

Robert Mudge jdw
1. März 2021

Die Corona-Lockdowns in Europa unterscheiden sich von Land zu Land. Im März kommt es in einigen Ländern zu Lockerungen, denn viele Menschen sind der Restriktionen müde. Doch nicht überall sind Öffnungen geplant.

Schild mit Piktogramm Maskenpflicht am Biergarten Viktualienmarkt München
Bild: Ralph Peters/Imago Images

Deutschland

Für alle, deren Frisur über die letzten Wochen aus der Form geraten ist, gibt es eine gute Nachricht: Seit diesem Montag dürfen Frisöre deutschlandweit wieder öffnen. Während bei vielen Deutschen andere Dinge höhere Priorität als ein Haarschnitt genießen dürften, hat ein neuer Haarschnitt - nach den Worten von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder - mit "Hygiene, aber auch mit Würde zu tun in diesen schwierigen Zeiten".

Natürlich müssen beim Frisörbesuch strenge Hygieneregeln eingehalten werden. Einige Bundesländer gestatten gewisse Dienste in Kosmetiksalons. Um den Frühlingsanfang noch greifbarer zu machen, dürfen in den meisten Bundesländern sogar die Baumärkte wieder öffnen, in anderen nur die Gartencenter.

An diesem Mittwoch treffen sich die 16 Ministerpräsidenten erneut mit Kanzlerin Angela Merkel, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Zuletzt wuchs die Kritik daran, dass die Regierung keine klare Strategie für einen schrittweisen Ausstieg aus dem Lockdown aufzeigt.

Finnland

Nachdem Finnland lange Zeit relativ glimpflich durch die Corona-Krise gekommen war, hat sich die Lage zuletzt deutlich verschlechtert. Am Montag erklärte die Regierung den Notstand, nachdem die Infektionszahlen durch Virus-Varianten rapide gestiegen waren. Das bedeutet, dass die Regierung nun Restaurants, Bars, Geschäfte und öffentliche Räume schließen kann. Auch Schulschließungen werden erwartet.

Nach einem starken Anstieg der Infektionszahlen hat die finnische Regierung den Notstand ausgerufenBild: Markku Ulander/AP Photo/picture alliance

Tschechien

Auch Tschechien geht durch eine besonders harte Zeit. Nachdem Premierminister Andrej Babis Fehler im Umgang mit der Pandemie eingeräumt hatte, hat seine Regierung dem Land nun die härtesten Maßnahmen seit Ausbruch der Krankheit verordnet.

Am Donnerstag der vergangenen Woche haben sich laut offiziellen Zahlen 14.457 Menschen infiziert - fast 20 Prozent mehr als eine Woche zuvor. Gemessen an der Bevölkerung ist das einer der höchsten Werte weltweit. Ziel ist es nun, diesen Wert auf 1000 Infektionen pro Tag zu senken.

Seit Montag dürfen die Tschechen nicht mehr den Kreis verlassen, in dem sie wohnen, außer, um zur Arbeit zu fahren oder Verwandte zu pflegen. In Städten besteht nun Maskenpflicht - sowohl auf der Straße als auch bei der Arbeit. Unternehmen müssen ihre Angestellten regelmäßig testen. Die Regierung hat die Quarantänezeit von zehn auf 14 Tage verlängert. Zudem sind nun auch Kindergärten und Sonderschulen geschlossen.

Um das Gesundheitssystem zu entlasten, erwägt die Regierung, Patienten mit schwerem COVID-19-Verlauf in Krankenhäuser in Deutschland und Polen zu verlegen. Sachsen, Bayern und Thüringen wollen Tschechien mit Corona-Impfstoff aushelfen. Ab dieser Woche sei die Lieferung von insgesamt 15.000 Impfstoff-Dosen an das Nachbarland geplant, bestätigte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.

Auch die Regierung in Prag hat die Restriktionen verschärft und überlegt, Kranke ins Ausland zu verlegenBild: Petr David Josek/AP Photo/picture alliance

Dänemark

Nach Anti-Lockdown-Protesten am Wochenende in Kopenhagen bereitet sich Dänemark auf Lockerungen vor: Geschäfte unter 5000 Quadratmeter werden öffnen dürfen. An der frischen Luft darf man sich in Gruppen von bis zu 25 Menschen treffen. Auch Schulen sollen in Teilen des Landes wieder geöffnet werden, aber die Schüler werden sich zweimal pro Woche einem Corona-Test unterziehen müssen.

Die übrigen Maßnahmen dagegen wurden bis zum 5. April verlängert. Dazu gehört neben vielen Bildungseinrichtungen auch die Schließung von Bars und Restaurants.

Die Zahl der Neuinfektionen ist in den letzten Wochen deutlich gefallen, aber die Behörden sorgen sich offenbar vor der Verbreitung der Virus-Mutationen.

Nach Protesten gegen den Lockdown in Dänemark hat die Regierung einige wenige Restriktionen aufgehobenBild: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix/picture alliance

Niederlande

Ab dem 1. März haben die weiterführenden Schulen und Hochschulen wieder geöffnet - zumindest in Teilzeit. Zwei Tage später sollen auch Einzelhändler wieder ihre Pforten öffnen dürfen. Allerdings müssen die Kunden Termine machen: Pro Stockwerk sind nur zwei Kunden gleichzeitig in sechs Schichten pro Stunde zulässig.

Dienstleister mit Kundenkontakt wie Frisöre, Kosmetiker, Masseure und Fahrschulen dürfen bereits einen Tag früher loslegen. Öffentliche Einrichtungen wie Theater, Museen und Zoos bleiben geschlossen.

Zuhause dürfen die Niederländer weiterhin nur eine Person empfangen. Draußen dürfen sich nur noch zwei, statt wie bisher vier Personen treffen. Sport an der frischen Luft ist Menschen bis zum 27. Lebensjahr gestattet. Wettbewerbe bleiben verboten.

In den Niederlanden haben Menschen gewaltsam gegen die Einschränkungen protestiertBild: ROBIN UTRECHT/picture alliance

Vereinigtes Königreich 

Viel gescholten für seinen anfänglich verwirrenden Kurs ist das Vereinigte Königreich zu Europas Impf-Champion avanciert. Nun hat Boris Johnsons Regierung einen Vier-Stufen-Plan zur Lockerung der Restriktionen vorgestellt. Das Ziel: Bis zum 21. Juni soll es keine mehr geben. Die erste Phase soll am 8. März beginnen.

Allerdings gehen die verschiedenen Landesteile unterschiedlich schnell voran. Zum Beispiel wollen Schottland und Wales die Schulen nach und nach öffnen, in England dagegen soll der Unterricht ab 8. März an allen Schulen weitergehen. Auch Heimbewohner werden dann wieder Besucher empfangen dürfen - allerdings immer nur eine Person, wenn sie einen negativen Antigen-Test vorweisen kann und eine Schutzausrüstung trägt. Auch Treffen zwischen Personen aus unterschiedlichen Haushalten werden dann wieder erlaubt sein - allerdings nur zu zweit.

Österreich

Bereits seit drei Wochen dürfen in Österreich die Geschäfte wieder öffnen. Obwohl die Zahl der täglichen Infektionen zuletzt wieder gestiegen ist, prüft die Regierung weitere Lockerungs-Möglichkeiten. Aufgrund der vergleichsweise geringen Zahlen bei den Corona-Neuinfektionen werde es ab 15. März im westlichsten Bundesland Vorarlberg zu Lockerungen kommen, kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz nach Gesprächen mit Experten, Landeshauptleuten und den Oppositionsparteien an. Dies betreffe den Sport, die Kultur und die Gastronomie. Landesweit soll die Außengastronomie wieder ab dem 27. März möglich sein. "Wir beginnen outdoor, bevor wir uns an weitere Indoor-Öffnungsschritte heranwagen können", erläuterte Kurz.

Bei den Lockerungen sollen weiterhin so genannte Zutrittstests eine zentrale Rolle spielen. Jede Woche werde aktuell etwa ein Viertel der österreichischen Bevölkerung getestet, hieß es in Wien. Zudem hoffe man, dass die Zahl der geimpften Personen im Laufe des März und des April deutlich steigen werde. Im April solle möglichst auch die Hotellerie wieder öffnen, sagte Kurz. Aber es bleibe dabei, dass die weiteren Schritte von der Entwicklung bei den Neuinfektionen abhingen.

Ab diesem Montag stehen Personen über 14 Jahren fünf kostenlose Selbsttests zu, die sie sich in der Apotheke abholen können.

Aus dem Englischen adaptiert von Jan D. Walter

(Der Beitrag wurde am 2.3. ergänzt [uh/ack])

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