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Politik

Corona: Mehr Maske und weniger Party

1. Oktober 2020

Die meisten Deutschen befürworten verschärfte Corona-Regeln. Das geht aus dem aktuellen ARD-Deutschlandtrend hervor, der sich außerdem mit der deutschen Identität 30 Jahre nach der Wiedervereinigung beschäftigt.

Maßnahmen gegen Corona treten in München in Kraft
Bild: Peter Kneffel/dpa/picture alliance

Am 3. Oktober 1990 wurde aus der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik ein geeintes Deutschland. 30 Jahre liegt das jetzt zurück. Wer durch die Republik fährt, kann sehen, dass sich Ost und West seitdem weitgehend angeglichen haben. Trotzdem ist die Grenze in den Köpfen vieler Menschen weiterhin vorhanden.

Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle ARD-Deutschlandtrend, den das Meinungsforschungsinstitut infratest-dimap erstellt hat. Gefragt, ob sie sich als Westdeutsche, als Ostdeutsche oder als Deutsche fühlen, sagen 41 Prozent der Bürger, die auf dem Gebiet der ehemaligen DDR leben: Vorrangig als Ostdeutsche. Für sie ist das offensichtlich weiterhin identitätsstiftend. 55 Prozent fühlen sich als Deutsche.

Im Westen ist es genau umgekehrt. Eine große Mehrheit von 78 Prozent fühlen sich als Deutsche, nur 16 Prozent betonen, dass sie sich vorrangig als Westdeutsche fühlen.

Näher bei einander als gedacht

Verschieden bleibt 30 Jahre nach der Wiedervereinigung auch die Bewertung der bestehenden politischen Strukturen. So sind die Ostdeutschen weiterhin weniger zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie in der Bundesrepublik: Während im Westteil mit 68 Prozent eine deutliche Mehrheit zu einem positiven Urteil gelangt, ist im Osten jeder Zweite unzufrieden mit der Demokratie.

Nicht ganz so unterschiedlich fällt der Blick aus, wenn es darum geht, die Bundesrepublik und die frühere DDR in wichtigen Punkten zu vergleichen. Auch unter den Ostdeutschen überwiegt der Eindruck, dass Meinungsfreiheit im wiedervereinigten Deutschland weitaus besser garantiert ist.

Auch eine höhere Leistungsfähigkeit des heutigen Gesundheitssystems wird von den Ostdeutschen anerkannt. Eine Sichtweise, die im Zuge der Corona-Pandemie im Osten der Republik an Bedeutung gewonnen und einen höheren Stellenwert hat als noch vor einem Jahr.

Im Osten war nicht alles schlecht

Kaum verändert hat sich dagegen in den vergangenen Monaten der Blick auf den sozialen Zusammenhalt. Hier überwiegt im Osten wie im Westen das Gefühl, die Bundesrepublik bliebe hinter der früheren DDR zurück.

Noch näher sind sich West- und Ostdeutsche bei der Bewertung der aktuellen Politik. Die Zufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung überwiegt derzeit in beiden Landesteilen, hat sich insgesamt allerdings leicht abgeschwächt. Sechs von zehn Bundesbürgern äußern sich positiv zur Arbeit des Bundeskabinetts.

Damit bewegt sich die Regierungskoalition weiterhin auf dem überdurchschnittlich hohen Vertrauensniveau, das ihr seit Ausbruch der Corona-Pandemie entgegengebracht wird. Ablehnung dominiert in den Reihen der Parteianhänger der Linken und der AfD.

Wenn jetzt gewählt würde

Angela Merkel bleibt laut ARD-Deutschlandtrend die beliebteste Politikerin. Auf Platz zwei des Rankings folgt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, auf Platz drei Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz.

CDU/CSU und SPD verlieren trotzdem leicht an Zustimmung. Zulegen können hingegen die Grünen und die Linkspartei.

Bei einem solchen Wahlausgang gäbe es rechnerische Mehrheiten sowohl für die Fortsetzung des bestehenden Regierungsbündnisses wie für die erstmalige Bildung einer schwarz-grünen Koalition auf Bundesebene.

Mit Corona in den Herbst

Die Corona-Neuinfektionen sind zuletzt in Deutschland wieder deutlich gestiegen und damit auch die Sorgen vor einer Ansteckung. Aktuell sind 36 Prozent besorgt, dass sie sich selbst oder Familienmitglieder mit Corona infizieren könnten - so viele wie seit Anfang Mai nicht mehr. Für Beunruhigung sorgen zudem Meldungen über mögliche längerfristige Beschwerden nach einer überstandenen Corona-Infektion.

Seit längerem wird zudem über psychosoziale Folgen der Corona-Pandemie diskutiert. Beispielsweise über die Gefahr der Vereinsamung aufgrund der Corona-Auflagen. Im ARD-Deutschlandtrend gibt jeder vierte Deutsche an, sich seit Beginn der Corona-Pandemie einsamer zu fühlen als früher. Ein Problem insbesondere von Alleinlebenden. Von ihnen berichtet fast jeder Dritte über verstärkte Einsamkeit.

Schärfere Auflagen finden Zuspruch

Angesichts der steigenden Neuinfektionen sieht die Mehrzahl der Deutschen keinen Anlass für eine Lockerung der geltenden Einschränkungen und Auflagen im Alltag. Kaum verändert zu August betrachten bundesweit nur elf Prozent die geltenden Corona-Maßnahmen als zu weitgehend. Für 27 Prozent gehen demgegenüber die aktuell geltenden Auflagen nicht weit genug.

59 Prozent bezeichnen die bisherigen Maßnahmen rückblickend als ausreichend. In der derzeitigen Lage sind die Bürger aber durchaus offen für weitere Schritte. Eine Ausweitung der Maskenpflicht beispielsweise auf belebte öffentliche Räume ginge nach Ansicht von 63 Prozent in die richtige Richtung. Die Einführung einer Obergrenze von 50 Gästen bei Privatfeiern, wie von Kanzleramt und Ministerpräsidenten in dieser Woche vereinbart, unterstützen 85 Prozent.

Die Hälfte der Bürger ist trotzdem der Meinung, dass jeder Einzelne in der Pandemie auch eigenverantwortlich handeln muss. 54 Prozent finden das wichtiger als strenge Regeln. 43 Prozent teilen diese Position nicht und sind der Meinung, dass der Staat maßgeblich die Richtung vorgeben sollte. 78 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Einheitlichkeit unter den Bundesländern bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Nur jeder Fünfte will das nicht.

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