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Herausforderung für Entwicklungshilfe

Uta Steinwehr
18. April 2020

Die Hilfe für afrikanische Staaten in der Krise um das Coronavirus lief eher langsam an. Ein Ökonom aus Tansania zeichnet ein ziemlich düsteres Bild: Ohne Unterstützung sieht es für einige Staaten schlecht aus.

Menschen in Schutzanzügen desinfizieren eine Straße in Nairobi gegen das Coronavirus (Foto: Getty Images)
Desinfektionskampagne auf Straßen und Plätzen in Kenias Hauptstadt NairobiBild: Getty Images/AFP/L. Tato

Für Honest Prosper Ngowi, Wirtschaftsprofessor an der Mzumbe Universität in Tansania, hat Entwicklungshilfe nicht immer das gebracht, was sie sollte, nämlich Länder zu unterstützen, auf ihren eigenen Füßen zu stehen: "Einige Staaten in Afrika erhalten seit der Unabhängigkeit Entwicklungshilfe, seit über 50 Jahren, und doch wurde die Armut dort nicht wirklich reduziert." Trotzdem sagt der Ökonom: "Wenn es einen Zeitpunkt gibt, an dem Staaten Hilfe benötigen, dann ist das jetzt."

Die Coronavirus-Pandemie hat den afrikanischen Kontinent später erreicht als Europa. Und doch ist kaum ein Land wirklich gut vorbereitet. Viele afrikanische Staaten haben das öffentliche Leben heruntergefahren oder setzen auf eine Maskenpflicht. Aber sie werden in der Krise verstärkt Hilfe von außen brauchen. Weil ihre Gesundheitssysteme nicht auf eine Epidemie mit diesem Ausmaß ausgelegt sind. Weil ein Großteil der Bevölkerung auf die täglichen Einnahmen angewiesen und kaum abgesichert ist. Weil die Wirtschaft stark vom Tourismus abhängt, der auf noch nicht absehbare Zeit völlig wegbricht.

Späte Hilfe

Doch zunächst mussten sich die Geberländer mit der Situation im eigenen Land beschäftigen. Denn auch sie sind von der Ausbreitung des Virus betroffen. Nun läuft die Hilfe an. Christine Hackenesch ist Regionalkoordinatorin für Afrika am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE). Sie beobachtet, dass Deutschland und die Europäische Union seit Anfang April stärker darauf schauen, wie sie Entwicklungsländer, besonders in Afrika, in der Krise unterstützen können.

Wie eine Sprecherin der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) mitteilte, prüft die Organisation mit dem Bundesentwicklungsministerium, wie "laufende Projekte kurzfristig in Richtung Gesundheitsfürsorge und Pandemiebekämpfung ausgerichtet werden können". Demnach unterstützt die GIZ Partnerländer auch dabei, Labormaterial zu beschaffen, oder sie schult medizinisches Personal.

Am Mittwoch kündigten die 20 führenden Wirtschaftsnationen (G20) an, den ärmsten Ländern der Welt einen Zahlungsaufschub bei ihren Schulden zu gewähren. Das Geld sollen sie für den Kampf gegen die COVID-19-Pandemie nutzen. Vor anderthalb Wochen beschloss die EU-Kommission, für Entwicklungsländer 15,6 Milliarden Euro einzusetzen. Der Haken: Der Großteil der Gelder war sowieso schon verplant und wird nun zur Corona-Hilfe umgewidmet. Dies kritisierte auch der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller. Er mahnte, es brauche "auch frisches Geld, zusätzliches Geld".

Zerreißprobe für Geber

Für Christine Hackenesch ist es noch zu früh, um abschätzen zu können, ob sich dieses Umschichten von Mitteln negativ auf Bereiche auswirkt, in denen die Gelder dann eventuell fehlen. "Es ist schon sehr wichtig, kurzfristig auf die Krise zu reagieren. Gleichzeitig muss man im Blick behalten, dass es eben nicht nur eine Gesundheitskrise ist, sondern dass sich sehr wahrscheinlich sehr starke soziale und wirtschaftliche Auswirkungen ergeben." An mittelfristige Folgen sollte man ihrer Meinung nach heute schon denken. Ein Punkt, der Entwicklungszusammenarbeit von Katastrophenhilfe unterscheidet.

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Ob die Pandemie zu einem Comeback der Entwicklungshilfe führt, lässt sich noch nicht sagen. "Ich denke, dass im Zuge der Corona-Pandemie die Bedeutung von Entwicklungspolitik eher steigt", sagt Hackenesch vom DIE, "aber was das im Haushalt für Konsequenzen hat, ist schwierig abzusehen. Das ist auch eine politische Entscheidung." Eigentlich hatte die Bundesregierung geplant, dass der Entwicklungsetat von 2022 bis 2024 auf unter zehn Milliarden Euro sinkt. Diese Rechnung stammt aber aus der Zeit vor COVID-19.

"Alles ist möglich"

Der Ökonom Ngowi glaubt, die Hilfe für Afrika werde nun eher weniger: "Die Geberländer sind auch getroffen, seien es Großbritannien, die USA, Deutschland, China oder Italien. Sie haben nun genug eigene Probleme zu lösen." Er schätzt, dass sie Mittel eher im eigenen Land einsetzen werden.

Außerdem werden die Gelder, die ein Land für Entwicklungshilfe ausgibt, oft prozentual am Bruttoinlandsprodukt festgemacht. Durch die Pandemie wird die Wirtschaftsleistung vieler Länder zurückgehen. Sollten Regierungen dann an dem üblichen Prozentsatz für Entwicklungshilfe festhalten, bedeute das am Ende weniger Geld für die Partnerstaaten, erklärt Ngowi. Für ihn steht fest: "Wenn die Hilfe zurückgeht, wird Afrika stärker leiden."

Doch er sieht auch etwas Positives: Die Krise könne neue Partnerschaften hervorbringen. Als Beispiel nennt er die kubanischen Ärzte, die in Italien aushelfen. "In Zeiten von COVID-19 ist alles möglich. Wir werden einiges erleben, was wir noch nie gesehen haben."

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