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Tipps für eine glückliche Beziehung - auch im Lockdown

16. Dezember 2020

Eine glückliche Beziehung zu führen ist schon in normalen Zeiten kein Kinderspiel. Der Lockdown macht es mit wenigen sozialen Kontakten und psychischem Stress nicht gerade leichter. Wie kommen Paare gut durch diese Zeit?

Themen: Glücklich sein Symbolbild
Bild: Inderlied/Kirchner-Media/picture alliance

Beziehungen sind kompliziert. Da wären einmal die vielfältigen Beziehungsformen: monogam, polyamor, Fernbeziehungen und Paare, die zusammenwohnen; mit Kindern oder ohne, Patchwork, und, und, und. Selbst, wenn wir uns die verbindliche Partnerschaft zweier Menschen, die zusammenwohnen, herauspicken, lichtet sich das Dickicht der möglichen Beziehungsdynamiken kaum. 

"Die durchschnittliche Beziehung gibt es nicht", sagt die Psychologin und Sexualforscherin Marieke Dewitte von der Universität Maastricht in den Niederlanden. Dewitte legt besonderen Wert auf die banal erscheinende Tatsache, dass jede Partnerschaft extrem individuell ist. Diese Individualität macht zwar das Schreiben über Beziehungen kompliziert. Gleichzeitig ist sie ein potentieller Schlüssel für große Zufriedenheit – auch im Lockdown.

1. Akzeptiere, dass die Situation hart ist

Die Corona-Pandemie selbst, aber auch die Maßnahmen zur Eindämmung selbiger, die vielleicht mit Jobverlust oder der Arbeit von zu Hause einhergehen, gepaart mit Kinderbetreuung und dem Verlust lieb gewonnener sozialer Ablenkung, setzt viele Menschen unter außergewöhnlichen Stress. 

Es wäre frommes Wunschdenken zu glauben, diese Ausnahmesituation hätte keine Auswirkungen auf die Paarbeziehung. Weniger Qualitätszeit miteinander lässt die Räume für Intimität schnell eng werden. Mehr Konflikte und weniger Sex können die Folge sein.

Impotenz - unser Experte im Gespräch

09:02

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Wer akzeptiert, dass die eigene Definition von Normalität gerade auf den Kopf gestellt wird, kann nicht nur die Ansprüche an sich selbst, sondern auch an die Partnerschaft herunterschrauben. Wenn "business as usual" im Leben nicht mehr gilt, muss auch die Beziehung neue Wege finden.

Eine gute Nachricht kommt aus Österreich. Dort hat die Soziologin Barbara Rothmüller im Frühjahr und Herbst eine Befragung in Österreich und Deutschland durchgeführt, die Aufschluss gibt über Veränderungen von Intimität und intimen Beziehungen während der Pandemie. 74 Prozent der befragten Paare, die im selben Haushalt leben, gaben im April an, dass sie viel Spaß miteinander haben und die Zeit miteinander genießen. Bei Rothmüllers zweiter Befragung im November waren es immerhin noch 69 Prozent. Wie machen die das?

2. Raum für mich

"Ein großes Problem in Paarbeziehungen, aber auch in Wohngemeinschaften und größeren Haushalten mit Kindern, sind fehlende Rückzugsorte", weiß die Soziologin Rothmüller aus ihrer Datenerhebung. Das fällt natürlich besonders auf, wenn plötzlich alle zu Hause sind - immer.

In einem zu kleinen Haushalt sei es deshalb wichtig, sich bewusst gegenseitig zu mehr Raum zu verhelfen. Manche Menschen haben beispielsweise als Lösung angegeben, ein paar Stunden spazieren zu gehen, damit  andere Haushaltsmitglieder auch mal in Ruhe allein sein können. 

Kinderwunsch

26:06

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Im Vorteil sind hier diejenigen, die ihre Bedürfnisse artikulieren können. Aber um eigene Wünsche und Interessen benennen zu können, müssen wir sie erstmal selbst wahrnehmen. Hier spielt uns die Pandemie geradezu in die Hände: Die fehlenden sozialen und kulturellen Ablenkungen, abgesagte Treffen und Termine konfrontieren uns bis zur Schmerzgrenze mit uns selbst. Das kann ätzend sein - und eine Chance.

3. Gewohnheiten durchbrechen

Eventuell ist auch in unserem Umgang mit uns selbst ein "business as usual" einfach nicht mehr drin. Damit können wir ganz unterschiedlich umgehen: Permanente Frustration darüber wäre eine Möglichkeit. Allerdings wird ein dauerhaft negatives Klima weder an der Situation etwas ändern noch der Partnerschaft guttun. "Es ist Zeit, neue Interessen zu entwickeln", sagt die Psychologin Dewitte: Lesen, Sport treiben oder kochen. Es hilft ja nichts. Und vielleicht macht das eine oder andere am Ende wirklich Spaß. 

Gemeinsam neue Dinge ausprobieren. Wenn nicht jetzt, wann dann?Bild: Jose Luis Carrascosa/Westend61/picture alliance

Auch unsere Sexualität ist stark davon beeinflusst, wie wir uns mit uns selbst fühlen. Ungeschminkt in Jogginghosen das Xte Glas Wein zu viel zu trinken und über all die Dinge traurig zu sein, die gerade nicht möglich sind, ist total okay. Sport zu machen, etwas Gesundes und Leckeres zu kochen, und sich für das Dinner zu Hause so richtig aufzubrezeln, ist besser. Auch Sex ist dann wahrscheinlicher. Und der kann wirklich helfen.

4. Sex gegen Stress

Barbara Rothmüllers Befragung ergab, dass bei einem Teil der Paare im ersten Lockdown das sexuelle Begehren abgenommen hat. Für einige Menschen war Sex aber auch ein Mittel, um sich vom Stress abzulenken. In einer Paarbeziehung kann das Thema nun allerdings auch zur Zerreißprobe werden. Ob Stress unsere Lust auf Sex steigert oder verschwinden lässt, ist wiederum höchst individuell. 

Konflikte in der Beziehung, ob durch Existenzsorgen oder Überlastung durch Arbeit und Kinderbetreuung, tun ihr übriges, um das Sexleben einzuschläfern. Andererseits kann körperliche Intimität eine stark bindende Funktion haben. Zu stark, um sie in einer Beziehung einfach zu missachten. 

Die Psychologin Dewitte, die nicht nur zu Sex forscht, sondern auch Sexualworkshops leitet, löst das Problem eingeschlafenen sexuellen Verlangens gern mit der 10-Minuten-Regel: Zehn Minuten zu kuscheln und sich zu küssen können reichen, um in eine Stimmung zu kommen, die vorher so fern schien wie das Ende der Corona-Pandemie. Und wenn nicht? "Dann hat das Paar zehn Minuten Zeit mit Küssen und Kuscheln verbracht", sagt Dewitte. Es sei nicht die Häufigkeit sexueller Begegnungen entscheidend, sondern die Qualität.  

5. Neue Prioritäten

Wenn unsere Idee von Normalität in jeder Hinsicht von rechts auf links gekrempelt wird, dann ist das eine prima Zeit, um auch die Prioritätenliste neu zu sortieren. Gesundheit, so lautet die kollektive Übereinkunft, gehört an die Spitze. Familie und Partnerschaft rangieren ebenfalls weit oben, sind es doch die Menschen, die im Zweifel mit uns auf der einsamen Insel sitzen oder die, die wir schmerzlich vermissen, wenn eine Pandemie uns von ihnen trennt.

Was ist eigentlich wirklich wichtig?Bild: Adam Gasson/empics/picture alliance

Auch die Monogamie, ein oft als verstaubt bewertetes Ideal einer heuchlerischen Spießergesellschaft, erlebte in Corona-Zeiten ein unverhofftes Comeback. So spricht Rothmüller von einer Monogamisierung von Beziehungen, auch weil ein Lockdown unverbindliche und offene Beziehungen erschwert. 

Laut der Befragung der Soziologin Rothmüller nutzten viele Paare die Pause des öffentlichen Lebens offenbar für ein Investment in sich selbst: eine Vertiefung ihrer Beziehung durch mehr Gespräche, mehr Intimität und mehr Miteinander. Ob sich das auch auszahlt, wenn die Pandemie vorbei ist? 

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