Schock für Indiens Fußballerinnen
24. Januar 2022Beim 0:0 gegen den Iran zum Auftakt des 20. Asian Cup blieb der erhoffte Erfolg für die Gastgeberinnen aus. Ein Grund dafür: In den Köpfen dürften den Spielerinnen des schwedischen Teamchefs Thomas Dennerby die zwei positiven Corona-Tests ihrer Teamkolleginnen herumgeschwirrt sein. "Zwei Mitglieder der indischen Frauen-Nationalmannschaft für den AFC Women's Asian Cup India 2022 sind positiv auf COVID-19 getestet worden und befinden sich derzeit in einer medizinischen Einrichtung in Isolation", hatte der indische Fußballverband AIFF vor der Auftaktpartie mitgeteilt.
Nun sorgt der Ausschluss vom Turnier bei den "Blue Tigresses" für einen Schock. Dabei wollten sie beim zweiten Asian Cup im eigenen Land nach 1989 für Sternstunden des indischen Frauenfußballs sorgen. Indien habe aufgrund der "Sonderregeln für AFC-Wettbewerbe während der COVID-19-Pandemie" vom Turnier zurücktreten müssen, schrieb der Asiatische Fußballverband AFC auf Twitter. Zuvor war das für Sonntag (23. Januar) angesetzte zweite Spiel der Gastgeberinnen aufgrund weiterer Corona-Fälle abgesagt worden. Das Team habe "die geforderte Mindestzahl von 13 Spielerinnen für das Spiel der Gruppe A gegen Chinesisch-Taipeh beim AFC Frauen-Asien-Pokal Indien 2022 nicht melden" und "daher nicht an dem Spiel teilnehmen" können, hieß es in der Verbandsmitteilung.
"Am Boden zerstört" und "untröstlich"
"Sprachlos, untröstlich und traurig", schrieb Mittelfeldspielerin Dalima Chhibber auf Twitter. Sie sei "am Boden zerstört", sagte Torhüterin Aditi Chauhan, die den Frauenfußball in Indien mit der Initiative "She kicks FA" fördert. AIFF-Präsident Praful Patel sagte in seiner Erklärung: "Wir sind genauso enttäuscht über die Situation wie wahrscheinlich die ganze Nation. Die Gesundheit und das Wohlergehen der Spielerinnen sind für uns jedoch von größter Bedeutung und dürfen unter keinen Umständen gefährdet werden. Ich wünsche allen erkrankten Spielerinnen und Mannschaftsverantwortlichen eine rasche und vollständige Genesung."
Die Mannschaft sei "untröstlich. Ich bitte alle, ihre Gefühle und Empfindungen zu respektieren. Ich bin stolz auf das Team und hoffe, dass sie ihr Können in naher Zukunft erneut unter Beweis stellen wird", sagte Verbandschef Pratel und betonte, es sei "trotz der besten Maßnahmen" passiert und "reines Pech".
Das Spiel gegen Iran habe gezeigt, wie "vielversprechend" der indische Frauenfußball sei und man sei "zuversichtlich", sich von "diesem vorübergehenden Rückschlag" schnell zu erholen. Auch für den Iran hat der Rückzug Indiens Auswirkungen: Der zum Auftakt gegen die Gastgeberinnen erspielte Punkt wird dem Team aberkannt. "Alle Spiele Indiens werden gemäß Artikel 6.5.5 des Wettbewerbsreglements annulliert und als ungültig betrachtet. Alle Punkte und Tore werden gemäß Artikel 7.3 der Wettbewerbsregeln nicht berücksichtigt", hieß es dazu in der AFC-Mitteilung.
WM 2023 ohne Indien
Corona hatte schon zuvor seine Schatten auf das Turnier geworfen, von dem man sich in Indien einen massiven Popularitätsschub für den Frauenfußball erhofft hatte: Im Vorfeld hatte Indien die drei Spielorte des Turniers - bei dem erstmals seit 2008 wieder zwölf Teams in drei Gruppen, statt acht Teams in zwei Gruppen vorgesehen waren - aufgrund der Pandemie-Situation im Großraum Mumbai zusammengezogen.
"Der Asian Cup ist für uns eine große Bühne. Ein gutes Abschneiden hier könnte den indischen Frauenfußball nachhaltig verändern", hatte Offensiv-Star Manisha Kalyan die indischen Hoffnungen für das Heim-Turnier beschrieben. Doch stattdessen wurde es das nächste Kapitel der Enttäuschung, nachdem bereits die U17-WM 2021 in Indien ersatzlos abgesagt worden war.
"Ich habe von Anfang an gesagt, dass das Erreichen des Viertelfinales unser erstes Ziel ist und wir denken, dass es auch ein realistisches Ziel ist", hatte Trainer Thomas Dennerby seine Vorgabe formuliert. Und das Viertelfinale hätte für die "Blue Tigresses" unter Umständen schon die Teilnahme an der WM 2023 in Australien und Neuseeland bedeuten können. Auch dieser Traum ist geplatzt.