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Politik

Zahlen in Deutschland weiter auf hohem Niveau

17. Januar 2021

Die Infektionszahlen in Deutschland scheinen sich zu stabilisieren – allerdings auf hohem Niveau. Eine weitere Verschärfung der Anti-Corona-Maßnahmen scheint unausweichlich.

Berlin Kanzlerin Merkel PK zu Corona-Maßnahmen
Am Dienstag will Kanzlerin Angela Merkel mit den Länderchefs über das weitere Vorgehen in der Pandemie beratenBild: Jan Huebner/imago images

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte diesen Sonntag, den 17. Januar, als den Termin benannt, an dem wieder Klarheit herrschen könnte über das SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen in Deutschland. Wegen der geringeren Zahl von Tests und Meldungen während der Weihnachts-Feiertage und dem Jahreswechsel galten die Zahlen in den vergangenen Wochen als nicht belastbar. Doch auch die neusten Werte des Robert-Koch-Instituts (RKI) scheinen wenig aussagekräftig.

Inzidenz weit vom Zielwert entfernt

Demnach meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland dem RKI 13.882 Neuinfektionen mit dem Coronavirus binnen 24 Stunden. Das sind gut 3000 weniger als am Sonntag vor einer Woche und rund 3700 weniger als am Samstag. 445 weitere Menschen starben in Verbindung mit dem Virus, wie aus den RKI-Daten hervorgeht. Die Zahl der Todesfälle, die im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung erfasst wurden, stiegt damit auf 46.419. Insgesamt wurden mehr als 2,033 Millionen Corona-Ansteckungen in Deutschland registriert.

Die zur Bewertung des Infektionsgeschehens entscheidende Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner, sank auf 136 von zuletzt 139. Sie geht damit zwar erneut zurück, ist aber immer noch weit von dem Zielwert von 50 entfernt, den Bund und Länder ausgegeben haben, um das Virus unter Kontrolle zu bringen und das Gesundheitssystem zu entlasten. Hinzu kommt, dass an Wochenenden die Zahlen in der Regeln niedriger ausfallen, da nicht alle Gesundheitsämter ihre Fälle an das RKI melden und auch weniger Tests vorgenommen und ausgewertet werden.

Weitere Einschränkungen drohen

Angesichts der angespannten Lage hatten Bundeskanzlerin Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder bereits vergangene Woche ihre ursprünglich für den 25. Januar geplanten Beratungen über das weitere Vorgehen um knapp eine Woche auf den kommenden Dienstag vorgezogen. Mehrere Länderchefs sprachen sich im Vorfeld nicht nur für eine Verlängerung des bis Ende des Monats geltenden Lockdowns aus, sondern sogar für eine Verschärfung der Maßnahmen.

Im Gespräch ist unter anderem eine weitere Einengung des teils bestehenden 15-Kilometer-Ausgangsradius, eine Pflicht zum Tragen besser schützender FFP2-Masken sowie Möglichkeiten, die Betriebe zu mehr Homeoffice-Angeboten zu bewegen. Der neue CDU-Chef und nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet sagte im ZDF, er gehe davon aus, "dass wir noch einmal zu Verschärfungen kommen". Man müsse erörtern: Wo können wir welche Wirkung erzielen?"

Laschet wies auch auf die wohl ansteckendere Virus-Variante aus Großbritannien hin, über die man zu wenige wisse. Die britische Virus-Variante B.1.1.7 wird unter anderem mit dem exponentiellen Anstieg der Corona-Zahlen in Irland in Zusammenhang gebracht. Dort stieg die Sieben-Tage-Inzidenz nach dem Jahreswechsel auf mehr als 1400. Irische Corona-Experten sehen den Hauptgrund für diese besorgniserregende Entwicklung aber inzwischen nicht in der Virus-Variante, sondern in den Lockerungen der Anti-Cornonamaßnahmen für die Weihnachtsfeiertage.

WM-Spiel der deutschen Handballer abgesagt

Unterdessen hat die Corona-Pandemie nun auch erste Auswirkungen auf den Turnierverlauf der derzeit in Ägypten stattfindenden Handball-WM. Das für Sonntagabend geplante zweite Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Kap Verde wurde wegen mehrerer Corona-Fälle im Team der Afrikaner abgesagt. Dies teilte der Weltverband IHF offiziell mit. Die Partie wird mit 10:0 für die DHB-Auswahl gewertet, die damit vorzeitig die Hauptrunde erreicht hat.

Beim deutschen Team herrschte nach der Spielabsage Erleichterung: "Es ist die einzig richtige Entscheidung, um Druck aus der Situation zu nehmen", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Damit hätten die Verantwortlichen deutlich gemacht, "dass die Spieler nicht einem unnötigen Risiko ausgesetzt werden. Daher begrüßen wir diese Entscheidung sehr."

Debatte um Fußball-EM in Corona-Zeiten

Während die Handball-WM in Ägypten unter schärfsten Hygienevorschriften weiter läuft, nimmt in Europa die Diskussion um die auf 2020 verschobene paneuropäisch Fußball-Europameisterschaft weiter Fahrt auf. Nicht nur das geplante Format mit Spielen in zwölf Ländern auf dem gesamten Kontinent steht zur Debatte, inzwischen werden auch Stimmen laut, die eine Komplett-Absage fordern.

"Ich glaube, dass die EM komplett abgesagt wird, weil wir im März eine Situation haben werden, die in vielen Ländern Europas schlechter sein wird als heute", sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dem Nachrichtenportal t-online. Bereits seit Wochen gibt es Gerüchte, dass an der geplanten Austragung im paneuropäischen Format nicht festgehalten werden kann. Die britische Hauptstadt London, in dem die Halbfinale und das Finale gespielt werden sollen, ist derzeit von der Pandemie besonders hart getroffen, mit Inzidenzwerten von teilweise über 1000.

SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach glaubt an Absage

Auch der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, Christian Seifert, äußerte Zweifel, ob das Turnier wie geplant ausgetragen werden sollte. "Reiseaktivitäten sind Risiken, die man nicht unnötigerweise eingehen muss", sagte der 51-Jährige in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Grundsätzlich aber sieht der DFL-Chef die EM nicht in Gefahr: "Ich bin der Meinung, dass die Europameisterschaft funktionieren kann", sagte Seifert.

Noch ist zwar etwas Zeit bis zum geplanten Termin der EURO (11. Juni bis 11. Juli), nicht aber bis zu einer Entscheidung. Bis zum 5. März soll endgültig feststehen, wie die EM ausgetragen wird. Lauterbach gab zu bedenken, dass aufgrund der Entwicklung der Pandemie im März eine Situation entstehen könnte, "in der kaum jemand überhaupt auf die Idee kommen wird, eine Fußball-EM auszutragen".

ww/uh (dpa, rtr, sid)

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