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Politik

Coronavirus: Keine Entspannung in Sicht

18. Februar 2020

Chinas Behörden hatten gehofft, das Virus schnell in den Griff zu bekommen. Aber danach sieht es nicht aus. COVID-19 dürfte das öffentliche Leben noch über Monate stark einschränken. Und auch die Wirtschaft leidet.

China Hubei Check Point Mitarbeiter Coronavirus Sars Covid-19
Bild: picture-alliance/Photoshot

Es ist eine düstere Prognose: Der Chef der Expertengruppe der chinesischen Regierung, Zhong Nanshan, geht davon aus, dass sich die Corona-Epidemie erst zu Ende April stabilisiert. So lange dürfte die Zahl der Infizierten und Toten weiter steigen. Aktuell melden Chinas Behörden fast 73.000 Infizierte und 1868 Tote. Damit wurden 98 neue Todesfälle registriert, die meisten davon in der Provinz Hubei, in der die Epidemie begonnen hat und die von den Behörden weitgehend von der Außenwelt abgeschottet wurde.

Zhong Nanshan, Leiter der Expertengruppe der chinesischen RegierungBild: Getty Images/AFP

Zhong Nanshan leitet nicht nur die Expertengruppe der chinesischen Regierung, er gilt auch als einer der führenden chinesischen Experten für das Coronavirus. Er geht davon aus, dass der Ausbruch von COVID-19 Ende Februar seinen Höhepunkt erreichen könnte. "Den Höchststand zu erreichen, bedeutet aber nicht den Wendepunkt", so der renommierte Mediziner. Allerdings würden die radikalen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus Wirkung zeigen. Selbst die jetzt laufende Rückreisewelle von Wanderarbeitern nach den wegen des Virus verlängerten Ferien zum chinesischen Neujahrsfest würde "möglicherweise keinen großen Anstieg" bringen, so Zhong.

Krankenhauschef unter den Opfern

Zum ersten Mal ist auch ein Krankenhauschef der neuen Lungenkrankheit zum Opfer gefallen. Liu Zhiming, der Direktor des Wuchang Hospitals in Hubeis Provinzhauptstadt Wuhan ist am Montag gestorben. Alle Bemühungen zur Rettung seines Lebens seien vergeblich gewesen, berichtete der staatliche Fernsehsender CCTV. Ein Kollege des Krankenhausdirektors berichtete, der Chefarzt sei in gutem Gesundheitszustand gewesen und hätte selbst nicht erwartet, dass er an der Lungenkrankheit sterben würde.

Trauer um den Augenarzt Li WenliangBild: KW

Insgesamt sind damit nach offiziellen chinesischen Angaben mindestens sieben Mitarbeiter des medizinischen Personals des Landes durch die Epidemie gestorben. Weitere 1716 Ärzte und anderes medizinisches Personal haben sich angesteckt. Besonders großes Aufsehen erregte der Tod des jungen Augenarztes Li Wenliang, der Anfang des Monats an der Infektion gestorben war. Li hatte als einer der ersten vor dem Virus gewarnt. Nach seiner Schilderung versuchte die Polizei jedoch, ihn mundtot zu machen. Sein Tod löste in chinesischen Online-Netzwerken große Bestürzung aus, vielfach wurde der Ruf nach Meinungsfreiheit laut.

Immer mehr Auswirkungen auf die Wirtschaft

Wegen der Epidemie wird die internationale Automesse im April in Peking verschoben. Wie die Veranstalter mitteilten, sei die Entscheidung getroffen worden, "um die Gesundheit und Sicherheit der Aussteller und Teilnehmer zu gewährleisten". Die wichtigste Messe auf dem weltgrößten Automarkt sollte eigentlich vom 21. bis zum 30. April in der chinesischen Hauptstadt abgehalten werden. Wann die Ausstellung nachgeholt wird, ist noch offen.

Der Apple-Konzern wird wegen des Coronavirus-Ausbruchs seine erst wenige Wochen alte Umsatzprognose für das laufende Quartal verfehlen. Bei iPhones gebe es Lieferengpässe, weil die Produktion in China langsamer hochgefahren werde als geplant. Alle Produktionswerke liefen zwar wieder. Die iPhone-Lieferengpässe würden aber vorübergehend den Umsatz weltweit beeinträchtigen. Zudem sei der Absatz von Apple-Geräten in China zuletzt gedämpft gewesen, da viele Geschäfte zeitweise geschlossen blieben und schlecht besucht worden seien.

"Diamond Princess" weiter vor Japan unter Quarantäne

Hunderte von Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffes "Diamond Princess", das im Hafen der japanischen Stadt Yokohama festliegt, müssen aufgrund des Corona-Virus weiter an Bord ausharren. Das Schiff steht seit zwei Wochen unter Quarantäne. Anlass war der Fall eines 80-Jährigen aus Hongkong, der positiv auf das Virus getestet worden war. Der Mann war am 20. Januar in Yokohama zugestiegen und fünf Tage später in Hongkong von Bord des Kreuzfahrtschiffes gegangen.

US-Passagiere der "Diamond Princess" bei ihrer Ankunft in den USABild: Getty Images/C. Court

Bisher sind 454 der über 3000 Passagiere und Crewmitglieder positiv getestet worden, 20 Betroffene sollen schwere Symptome haben, sie werden in Kliniken betreut. Für etwa die Hälfte der Passagiere liegen allerdings noch keine Testergebnisse vor. Die USA haben ihre Staatsbürger von Bord des Kreuzfahrtschiffes geholt; die 338 Amerikaner sind inzwischen auf der kalifornischen Luftwaffenbasis Travis und dem texanischen Stützpunkt San Antonio-Lackland angekommen.

US-Heimkehrer müssen erneut in Quarantäne

Nach Angaben des US-Außenministeriums sind unter den Heimkehrern 14 Menschen, die mit dem Virus infiziert sind. Sie wurden in den Flugzeugen von den anderen Passagieren getrennt. 13 der 14 Infizierten wurden nach Angaben von US-Behördenmitarbeitern als "Hochrisikofälle" eingestuft. Sie wurden für weitere Tests und zur Behandlung zu einem medizinischen Zentrum der Universität von Nebraska weitergeflogen.

Alle in die USA zurückgeholten Menschen von Bord der "Diamond Princess" müssen weitere zwei Wochen in Quarantäne verbringen. Weitere rund 40 US-Bürger von Bord des Kreuzfahrtschiffs werden derzeit in japanischen Krankenhäusern wegen Infektion mit dem Virus behandelt.

bru/AR (dpa, afp, rtr)

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