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Politik

Corona: Lateinamerika schottet sich ab

José Ospina-Valencia
14. März 2020

Lange war das Coronavirus in Lateinamerika kaum ein Thema. Jetzt versuchen immer mehr Staaten, die Verbreitung von COVID-19 einzudämmen. El Salvador hat noch keinen registrierten Fall, macht aber komplett dicht.

Pressestelle der Präsidentschaft von El Salvador | Maßnahmen gegen das Coronavirus
Desinfektion am Flughafen von San SalvadorBild: AFP/Salvadorean Presidency

Das neuartige Coronavirus macht auch vor Lateinamerika nicht Halt. Die Lungenkrankheit COVID-19 hat dort mittlerweile in mindestens 18 Ländern Fuß gefasst. Die Staaten die mit den meisten bestätigten Infektionen sind derzeit Brasilien (151), Chile (43), und Argentinien (31), so der Stand am Samstag.

Nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO am vergangenen Mittwoch den Ausbruch der Viruserkrankung zur Pandemie erklärte, scheint sich in den lateinamerikanischen Ländern ein "Konsens zwischen Experten, Politikern und Behörden zu formen, dass es nun vordringlich darum geht, die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen", so Samuel Ponce de León, Leitender Arzt für Infektionskrankheiten an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM), gegenüber dem Fernsehsender El Financiero TV. Der Mediziner fügte hinzu, das eine "Eindämmungsstrategie mindestens auf ein Jahr oder länger angelegt sein sollte", da dies die Zeit wäre, die Mikrobiologen für die Entwicklung eines zuverlässigen Impfstoffes benötigten.

In Lateinamerika gibt es mehrere Hundert registrierte Corona-Infektionen und bisher einige wenige Todesopfer - die Zahlen verändern sich naturgemäß laufend. Angesichts der weitaus höheren Fallzahlen in anderen Teilen der Welt verordnen einige Länder der Region teils drakonische Maßnahmen, um ein Einschleppen weiterer COVID-19-Fälle zu vermeiden.

Fieberkontrolle an der Grenze zwischen Paraguay und ArgentinienBild: AFP/D. Duarte

Argentinien, Bolivien, Paraguay, Peru und Venezuela kündigten am Donnerstag vorübergehende Verbote von Flügen aus Europa an. In Argentinien sagte Staatschef Alberto Fernández, Flüge aus Europa sowie unter anderem auch aus den USA und China würden für 30 Tage gestoppt. Auch in Venezuela untersagte Präsident Nicolás Maduro für einen Monat alle Flüge aus Europa. Obwohl im zentralamerikanischen El Salvador bisher keine einzige Infektion mit Coronavirus bekannt ist, stellte der dortige Präsident Nayib Bukele gleich das ganze Land unter Quarantäne, eben um "die Ankunft des Virus zu verhindern".

Aus dem Flugzeug direkt in die Quarantäne

Praktisch bedeutet dies, dass jeder, der sich in den 30 Tagen vor seiner Ankunft in Deutschland oder Frankreich aufgehalten hat, nicht nach El Salvador einreisen darf. Salvadorianische Staatsbürger und Diplomaten, die aus den beiden Ländern kommen, dürfen zwar einreisen, werden aber für 30 Tage unter Quarantäne gestellt. Eine drastische und vom Präsidenten persönlich auf Twitter verkündete Maßnahme, die in El Salvador einerseits Verblüffung und Applaus auslöste, andererseits Chaos an den Flughäfen, da zu diesem Zeitpunkt mehrere Flugzeuge in das Land unterwegs waren.

Im Gespräch mit der DW befürwortet der salvadorianische Virenexperte Jorge Panameño die totale Abschottung des Landes: "Ich halte die Maßnahme für angemessen, weil es sich um eine Pandemie handelt." Es sei wichtig, das Coronavirus so lange wie möglich außerhalb des Landes zu halten, da El Salvador nicht über die Ressourcen verfüge, um eine Infektionswelle aufzuhalten. "In Italien ist die Lage katastrophal, in Mittelamerika könnte sie weitaus schlimmer werden".

Auch in Mexiko beherrscht das Coronavirus die SchlagzeilenBild: AFP/G. Arias

Doch was in einem Land mit sechs Millionen Einwohnern möglicherweise machbar erscheint, lässt sich vermutlich nicht so einfach auf einen größeren Staat übertragen, wie zum Beispiel Mexiko mit 125 Millionen Einwohnern.

"Die Umstände sind in jedem Land verschieden. Allein das Volumen der mexikanischen Wirtschaft ist um ein Vielfaches größer als das von El Salvador", sagt Jorge Panameño. Außerdem spiele die föderale Struktur Mexikos mit seinen Bundesstaaten auch eine wichtige Rolle bei der Ausarbeitung eines Plans zur Bewältigung der Krise.

Für den salvadorianischen Mediziner kommt es jetzt vor allem auf effektive Maßnahmen an, die sich an den Ressourcen und Möglichkeiten des Landes orientieren. "Der größte Feind ist die Panik", betont er. Die Gefahren, die von einer Ausbreitung des Coronavirus in Lateinamerika ausgehen, hält er für übertrieben: "Die jetzt in Lateinamerika ergriffenen Maßnahmen, so drastisch sie auch erscheinen mögen, verschaffen uns nur etwas Zeit, um nationale und internationale Eindämmungsmaßnahmen auszuarbeiten", betont Panameño. Es gehe vorrangig darum, einen Kollaps der medizinischen Versorgung zu verhindern und Menschenleben zu retten. Dies gelte für alle lateinamerikanischen Länder.

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