Mundschutz, FFP2-Maske, Alltagsmaske ― eine Begriffsklärung
29. Juni 2021Eine neue britische Studie zeigt: Krankenhäuser, in denen Ärzte und Pfleger strikte Hygiene beachten und FFP3-Masken tragen, konnten COVID-19-Übertragungen zu fast 100 Prozent ausschließen.
Masken wirken also - manche mehr, manche weniger.
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie haben die meisten Länder der Welt eine Maskenpflicht für den öffentlichen Raum, für Nahverkehr und Geschäfte eingeführt. Auch in Deutschland galt während der letzten Corona-Welle in öffentlichen Gebäuden und auf Ämtern, in Bahn und Bus oder im Taxi eine Maskenpflicht. Erst reichte eine sogenannte Alltagsmaske, später wurde eine FFP2-Maske verlangt. Wir erklären, was die verschiedenen Standards bedeuten.
Alltagsmaske
Eine bis Anfang 2021 in Deutschland geltende Regelung schrieb für die meisten öffentlichen Bereiche eine Alltagsmaske vor. Dabei handelt es sich um ein Stück Stoff, das Mund und Nase komplett bedeckt. Es kann auch ein Halstuch sein oder ein Schal. Beim Ausatmen hemmt es den Luftstrom. Und das senkt bereits das Ansteckungsrisiko für andere Menschen erheblich.
Das Tragen einer Alltagsmaske dient also nicht dazu, diejenigen vor einer Ansteckung zu schützen, die die Maske tragen. Es ist genau andersherum: Alle anderen sollen vor den möglicherweise vorhandenen Keimen des- oder derjenigen geschützt werden, der oder die die Maske trägt. Und weil Infizierte schon vor dem Ausbruch von Krankheitssymptomen Überträger sein können, gilt praktisch jeder Mensch als potentielle Virenschleuder.
Die Alltagsmaske aus Stoff sollte häufig gewechselt und heiß gewaschen werden, damit die Viren nicht überleben. Die Logik hinter der Maskenpflicht lautet folglich: Wenn alle sich daranhalten, sinkt insgesamt das Infektionsrisiko in der Gesellschaft.
OP-Masken
Der einfache Mund-Nasen-Schutz, eine Maske aus recht dünnem Papiervlies, ist praktisch die professionelle Variante der Alltagsmaske. Er wurde früher fast ausschließlich in Operationssälen verwendet, ist aber heute fast überall zu sehen.
Ärzte und OP-Assistenten trugen diesen Mundschutz vor allem, um ihre Patienten auf dem Operationstisch nicht mit Erregern zu infizieren. Wenn der Träger der Maske etwa hustet oder niest, bleiben die meisten Tröpfchen in der Maske hängen.
Das funktioniert aber auf Dauer nur, wenn die Maske regelmäßig gewechselt und hygienisch sicher entsorgt wird. Im OP-Bereich muss die Maske mindestens alle zwei Stunden gewechselt werden. Trägt man eine solche Maske hingegen immer wieder, verliert sie schnell ihre Funktion.
Als Anfang 2021 in Deutschland die dritte Welle anrollte, wurde das Tragen einer solchen Maske zur Pflicht. Eine Alltagsmaske reichte da nicht mehr aus.
Wie viel Eigenschutz bietet die Maske?
Der Träger der Maske kann sich vor Tröpfchen- und Schmierinfektionen schützen, aber nur in sehr beschränktem Maße. Das Virus dringt zwar meist durch den Mund oder die Augen in den Körper ein (wenn es keine offenen Wunden gibt), aber die wichtigste Rolle spielen die Hände.
Die OP-Maske, sinnvollerweise kombiniert mit einer Schutzbrille, dient weniger zum Abfangen der virenhaltigen Tröpfchen. Vielmehr sind sie eine ständige Erinnerung daran, dass man sich nicht mit den Händen an die Nase fassen soll, wenn es juckt. Genauso wenig sollte man sich die Augen reiben.
In Corona-Zeiten tragen Mediziner und Pfleger indes kaum noch einfache OP-Masken. Angesichts der Pandemie haben sich im professionellen Bereich praktisch überall höherwertige Masken mit besserer Filterwirkung durchgesetzt.
FFP-Halbmasken bieten besseren Schutz
Dabei handelt es sich um partikelfiltrierende Halbmasken in unterschiedlicher Bauart, die in der Europäischen Union in drei sogenannte FFP-Schutzklassen eingeteilt sind. Das steht für "filtering face piece" also sinngemäß: "Gesichtsfilterstück". Solche Masken enthalten ein spezielles Filtervlies, das durch Ausnutzung elektrostatischer Kräfte Viren bindet. Es gibt sie entweder als Einweg-Maske, meist aus starkem Zellstoff gepresst mit einem Filterelement - mit oder ohne Ausatemventil. Oder als Kunststoff-Maske, in die ein passender Filter eingesetzt wird. Hat die Maske allerdings ein Ausatemventil, schützt sie dritte nicht vor dem möglicherweise infektiösen Träger der Maske.
FFP1
Masken der Schutzstufe FFP1 sind zwar besser als OP-Masken, bieten aber nicht den gewünschten Schutz gegen Viren. Diese Masken sind eher für Handwerker gedacht, die sich vor gesundheitsschädlichen Stäuben und Aerosolen schützen möchten - zum Beispiel Tischler, die an einer Bandsäge mit Absauganlage arbeiten, um die gröberen Stäube abzufangen. Auch Maurer können sie sich aufsetzen, bevor sie Zement mit der Kelle mischen und dabei etwas Staub aufwirbeln.
FFP2
FFP2-Masken setzen sich in Corona-Zeiten immer mehr im Bereich der Alten- und Krankenpflege durch. Sie bieten ein gewisses Maß an Schutz vor Viren, sollten allerdings nicht beim Kontakt mit hochinfektiösen Patienten genutzt werden.
Angesichts der vorübergehenden Knappheit an Hygienematerial während der ersten Corona-Welle 2020 gestand damals das Robert Koch-Institut auch notfalls den Einsatz von FFP-2 Masken in der Infektionsmedizin zu. Dies war aber unter Medizinern umstritten. Mittlerweile gibt es keine Knappheit an hochwertigen Masken in derart kritischen Bereichen mehr.
FFP3
Nur Masken der Klasse FFP-3 schützen den Träger vor Tröpfchenaerosolen, Eiweißmolekülen, Viren, Bakterien, Pilzen und Sporen, und - bei richtiger Anwendung - sogar vor hochgefährlichen Stäuben wie etwa Asbestfasern.
So kommen FFP3-Masken etwa dann zum Einsatz, wenn Pfleger und Ärzte mit hochinfektiösen Patienten in Kontakt kommen. Dann tragen sie neben der Schutzbrille auch Gummihandschuhe und Einwegschürzen oder - Overalls.
Wenn schon Maske, dann aber richtig
FFP-3-Masken können den Träger - anders als die einfache OP-Maske - vor einer Infektion schützen. Also auch vor einem hochinfektiösen Erreger wie Masern oder Tuberkulose.
Aber auch hier funktioniert der Schutz nur, wenn weitere Schutzmaßnahmen gleichzeitig getroffen werden: Strikte Hygiene beim Anlegen von Maske, Schutzbrille, Handschuhen und Plastikkittel bzw. Schürze oder Overall, fachgerechte Entsorgung der möglicherweise kontaminierten Einwegartikel und regelmäßiges Händewaschen. Auch das Umfeld muss systematisch desinfiziert werden.
Diese Masken kommen zum Beispiel in Quarantänestationen zum Einsatz, wo bereits nachweislich infizierte Patienten betreut werden. Das medizinische Fachpersonal betreibt einen erheblichen Aufwand beim An- und Ablegen der gesamten Schutzkleidung inklusive Schutzmaske.
Was bringt Double-Masking?
Es bedeutet zwei Masken übereinander zu tragen: Erst eine OP-Maske oder FFP2-Maske und darüber eine eng anliegende Stoffmaske, die aber so gut sitzt, dass sie insbesondere an den Rändern luftdicht abschließt. Die Idee dahinter: Es soll verhindert werden, dass Luft an der Maske vorbei ein- oder ausströmt.
Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat Versuche mit Double-Masking durchgeführt und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich so im Vergleich zu einer einfachen Maske die Ansteckungsgefahr noch einmal um 95 Prozent reduzieren lässt. Es funktioniert aber nur bei konsequenter Anwendung. Außerdem ist das Tragen einer eng anliegenden Doppelmaske über einen langen Zeitraum hinweg noch deutlich unangenehmer als das einfache Maskentragen.
Probleme bei der Einführung einer FFP2-Masken-Pflicht
Eine Verpflichtung zum Tragen von FFP2-Masken im Einzelhandel oder im Personenverkehr bringt zahlreiche Probleme bei der Umsetzung und Kontrolle mit sich.
Zwar ist klar, dass eine FFP-2 Maske besser schützt als eine OP- oder Stoffmaske, aber sie tut das nur dann, wenn sie auch richtig verwendet wird. Grundsätzlich sind FFP2-Masken als Einwegmasken konzipiert. Zwar lassen sie sich mehrfach wiederverwenden, wenn sie in einem Backofen bei 80 Grad Celsius sterilisiert werden, aber eben nur wenige Male.
Die deutsche Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) betont, dass eine solche Wiederverwendung "grundsätzlich nicht vorgesehen" ist und nur bei "akutem Mangel" angezeigt sein kann.
Nun ist aber kaum davon auszugehen, dass die meisten Menschen, jedes Mal, wenn sie Bahn und Bus fahren oder einkaufen gehen, eine neue Maske kaufen. Wahrscheinlicher ist wohl, dass viele Menschen sich dann alleine schon aus finanziellen Gründen nur eine oder wenige Masken zulegen, um der gesetzlichen Pflicht zu genügen. Diese könnten sie dann über Wochen oder Monate tragen, zumal das nicht kontrollierbar ist.
Anforderungen an den Arbeitsschutz
Für Arbeitgeber wird es indes komplizierter. Arbeitnehmervertreter werden nämlich sehr darauf achten, dass der Arbeitsschutz für etwa Bahnbegleiter oder Beschäftigte in Supermärkten gewahrt bleibt.
Hier spielt es eine Rolle, dass die Masken einen höheren Atemwiderstand haben als einfache OP- oder Stoffmasken. Nach den in Deutschland geltenden Regeln des Arbeitsschutzes dürfen gesunde Beschäftigte die FFP2-Masken nur 75 Minuten lang tragen. Danach müssen sie eine 30-minütige Pause beim Tragen der Maske einlegen. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung schreibt zudem vor, dass eine individuelle Gefährdungsbeurteilung - zu der auch eine arbeitsmedizinische Untersuchung gehören kann - Voraussetzung für den Einsatz partikelfiltrierender Halbmasken ist.
Auch vorerkrankte oder behinderte Menschen mit Atemwegserkrankungen oder reduziertem Lungenvolumen können oft aus medizinischen Gründen keine partikelfiltrierenden Halbmasken tragen.
Andere Ansätze für bessere Masken
Neben den drei zertifizierten FFP-Maskentypen gibt es auch noch andere Konzepte für Masken, die eine antivirale Wirkung entfalten. Diese würden im Falle eine FFP2-Maskenpflicht aber nicht den gesetzlichen Anforderungen genügen, selbst wenn sie sich als effektiv herausstellen sollten.
Eine Idee besteht darin, sich die keimtötende Wirkung von Kupfer zunutze zu machen. Das nutzen auch Krankenhäuser, die etwa Türklinken aus Kupfer verwenden, um Ansteckungen zu minimieren. Ein Hersteller produziert so etwa Masken, die ein feines Kupfergewebe als Filtermaterial haben.
Ein weiterer Ansatz für den Hausgebrauch ist der Einsatz von Zitronensäure zur Imprägnierung des Mundschutzes. Phil Sadler, Maschinenbau-Experte am Arizona Controlled Environment Agricultural Center bewirbt etwa in dem nebenstehenden Youtube Video seine Idee.
So ist schon länger bekannt, dass Zitronensäure etwa vor Noroviren schützen kann, die Magen- und Darmerkrankungen hervorrufen. So kann man sich etwa mit viel Zitrone durch eine Infektion beim Muschelessen schützen.
Der US-Hygieneprodukthersteller Kimberly-Clark hat schon in den 1980er und 1990er Jahren mit antiviral imprägnierten Taschentüchern auf Zitronensäurebasis experimentiert, um den saisonalen Erkältungs- und Grippewellen etwas entgegenzusetzen.
Vor 41 Jahren hatte sich Sadler als Proband auch an einem entsprechenden Forschungsprojekt auf der McMurdo Antarktisstation beteiligt, berichtete er gegenüber der DW.
Zum Teil wurde Zitronensäure in den letzten 30 Jahren auch gezielt in Masken des US-Standards N95 als antiviraler Wirkstoff eingesetzt.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 29. Juni 2021 aktualisiert.