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Coronavirus sorgt für Ängste

Gudrun Heise
20. Januar 2020

Das mysteriöse Coronavirus breitet sich weiter in China aus und hat jetzt auch Südkorea erreicht. Die Zahl der Infizierten steigt weiter. Trotzdem gebe es keinen Grund zur Sorge, so Experten.

Coronavirus aus China auch in Japan nachgewiesen
Bild: picture-alliance/dpa/AP/E. Hoshiko

Bisher gab es drei Todesfälle, die durch das neuartige Coronavirus verursacht wurden und 200 weitere Fälle, von denen einige in einem recht kritischen Zustand seien, so die Angaben der Gesundheitsbehörde in der zentralchinesischen Stadt Wuhan. Zunächst waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass der Ursprung der Krankheit auf einem Fischmarkt in Wuhan zu finden sei und die infizierten Menschen sich dort angesteckt hätten. Dieser Markt wurde mittlerweile geschlossen. Es hat sich mittlerweile aber gezeigt, dass einige Infizierte diesen Tiermarkt niemals besucht hatten, also auch nicht mit Tieren in Berührung gekommen sind. Außerdem traten auch außerhalb von Wuhan Fälle auf, etwa in Peking und Guangdong sowie in Japan und Südkorea. 

Weitere Details sind nötig

Einige Experten befürchten, dass das neuartige Coronavirus in China nicht nur vom Tier auf den Menschen, sondern auch von Mensch zu Mensch übertragen werden könnte. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es für einen solchen Übertragungsweg allerdings keine eindeutigen Beweise. Auch Prof. Dr. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, hält die Übertragung vom Tier auf den Menschen für sehr wahrscheinlich. "Man geht davon aus, dass alle Infizierten auf die eine oder andere Weise mit Tieren in Berührung gekommen sein müssen."

Epidemiologische Auswertungen

"Wir haben jetzt die Meldung, dass es weitere Fälle allein in China gibt, auch außerhalb von Wuhan. Da ist die Rede von Peking", sagt Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg. "Man muss eben sehr viele Daten sammeln und zusammen mit Epidemiologen schauen: Sind das Mensch zu Mensch-Übertragungen gewesen, zum Beispiel in Familienclustern, oder waren alle Infizierten auf diesem Markt? Hatten sie Kontakt zu Tieren?" Das aber sei eben noch nicht im Detail bekannt.

in Hongkong werden Reisende auf ihre Gesundheit geprüftBild: picture alliance/dpa/Informationsdienst der Hongkonger Regierung

Wichtige Gen-Sequenzen

Vor kurzem hatten Experten die Gen-Sequenz des neuen Virus entschlüsselt. Das ist ein entscheidender Schritt, denn er gibt Aufschluss über das Virus. "Man sieht an den Sequenzen, wie das Virus springt. Es gibt viele Daten, die man anhand der Gen-Sequenz berechnen und analysieren kann", so Chanasit. Aber man brauche noch viel mehr dieser Sequenzen. "Die Thailänder haben eine sehr wichtige Sequenz zur Verfügung gestellt. Damit kann man jetzt berechnen, ob es diese Mensch- zu Mensch-Übertragung gibt oder nicht."

Ganz wichtig dabei seien die epidemologischen Untersuchungen vor Ort. Dazu gehört es, auf den betroffenen Markt zu gehen, die Patienten zu befragen. Viele Daten müssen gesammelt werden. "Mit einer erhöhten Wachsamkeit und einer intensiveren Suche wird man auch leichtere Fälle identifizieren können und so ein genaueres Bild entwickeln können", ist Chanasit überzeugt.

Keine Gefahr für westliche Länder

Meist verursachen Coronaviren harmlose Erkrankungen wie Erkältungen. Aber auch andere Erreger gehören zu dieser Gruppe, Erreger von Atemwegserkrankungen beispielsweise. Diese können dann gefährlich werden. Besondere Maßnahmen seien aber nicht nötig, so Cichutek. Das trifft zumindest auf Deutschland zu. "Derzeit ist die Gefahr wirklich sehr gering. Wir haben bereits Nachweismethoden entwickelt, so dass man feststellen kann, ob es sich um eine Infektion mit einem neuartigen Coronavirus handelt oder nicht." Das trifft vor allem auf westliche Länder zu. "Wichtig ist, dass ein permanentes Monitoring der Situation geschieht, nicht nur durch die WHO, sondern auch durch das Robert Koch-Institut (RKI) und das 'European Centre for Disease Prevention and Control' (Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten)."

Aufnahme vom Coronavirus Bild: picture-alliance/AP

Mehr Fakten sind nötig

Das neuartige Virus schafft in der Bevölkerung Unruhe und schürt Ängste. Kann das Virus denn nun von Mensch zu Mensch übertragen werden oder nicht? Wird es sich zu einer Epidemie oder gar einer Pandemie ausweiten? Chanasit sieht das neu aufgetretenen Virus nicht als Grund zur Panik. "Das Virus war schon immer da. Menschen sind mit diesem Virus, das in Wildtieren vorkommt, in Kontakt gekommen. Jetzt müssen wir abwarten und zuverlässig herausfinden, ob dieses Virus fähig ist, sich von Mensch zu Mensch weiterzuverbreiten." Die andere Variante für Schmidt-Chanasit ist, dass das Virus in Tieren ist, aber mit Menschen kaum etwas zu tun hat. "Das heißt: Es gelingt einmal der Sprung von dem Tier auf den Menschen, und das war´s. Das wäre natürlich positiv für diesen Ausbruch und dafür, dass dieser Ausbruch auch relativ schnell vorbei ist", sagt der Virologe. Aber erst einmal heißt es offenbar: Abwarten.

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