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Katastrophe

Coronavirus: Sprunghafter Anstieg in China

2. Februar 2020

Die chinesischen Behörden vermelden mehr als 2500 neue Fälle und 45 Tote an einem Tag. Von den Philippinen kommt die Nachricht über den ersten tödlichen Krankheitsverlauf außerhalb Chinas.

China | Coronavirus | Menschen mit Atemmaske in Peking
Gerade an den Flughäfen und Bahnhöfen Chinas gehören Atemschutzmasken inzwischen zur StandardausrüstungBild: picture-alliance/AP Images/Y. Shimbun

In China sind laut offiziellen Zahlen vom Sonntag mehr als 14.300 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. In diese Zahl flossen laut Nationaler Gesundheitskommission 2590 Fälle ein, die binnen eines Tages bestätigt wurden.

Auch bei der Zahl der Toten wird ein starker Anstieg vermeldet: In der Provinz Hubei, von der sich die Erkrankung immer weiter ausgebreitet hat, sind 45 weitere Patienten gestorben. Die Gesamtzahl der Toten erhöhte sich auf 304. Gemeldet wurde inzwischen auch ein Todesfall auf den Philippinen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sei am Samstag ein 44-jähriger Mann aus der Stadt Wuhan ums Leben gekommen, nachdem er eine schwere Lungenentzündung bekommen habe. Damit starb erstmals ein Mensch außerhalb Chinas durch das Coronavirus.

Auch auf den Philippinen steigt die Nachfrage nach SchutzmaskenBild: Getty Images/AFP/T. Aljibe

In China selbst hat die rasant steigende Verbreitung des Virus dafür gesorgt, dass nun auch außerhalb der Provinz Hubei die Bewegungsfreiheit der Bürger eingeschränkt wurde. In der Neun-Millionen-Stadt Wenzhou an der Ostküste des Landes dürfe nur noch ein Mensch pro Haushalt alle zwei Tage auf die Straße, um das zum Leben Notwendige einzukaufen, teilten die örtlichen Behörden mit. 46 Autobahn-Mautstellen der Metropole wurden geschlossen. Die Provinz Zhejiang, zu der Wenzhou gehört, ist nach Hubei die Provinz mit der höchsten Zahl an bestätigen Infektionen. Dort gibt es den Behörden zufolge 265 Patienten, die am Coronavirus leiden. 

Angesichts der sich ausweitenden Krise im Land hat die chinesische Zentralbank der heimischen Wirtschaft ihre Unterstützung zugesichert. Zur Öffnung der Finanzmärkte nach den verlängerten Neujahrsferien am Montag will sie 1,2 Trillionen Yuan, rund 156 Milliarden Euro, bereitstellen. Damit soll das Bankensystem mit ausreichend Geld versorgt und der Devisenmarkt stabil gehalten werden. Die Zentralbank appellierte an die Finanzinstitute, unter anderem Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen ausreichend Kredite zur Verfügung zu stellen. 

Zwei Infizierte in deutscher Quarantänestation

Die aus China ausgeflogenen deutschen Staatsbürger und Familienangehörige haben unterdessen die Kaserne im pfälzischen Germersheim erreicht. Dort sollen sie vorsichtshalber unter Quarantäne die maximale Inkubationszeit des Virus abwarten - von einer möglichen Ansteckung können bis zu 14 Tage vergehen, bis die Lungenkrankheit ausbricht. Die Maschine der Luftwaffe mit 124 Passagieren war am Samstagnachmittag in Frankfurt gelandet; neben 100 Deutschen waren 22 Chinesen, ein US-Bürger und ein Rumäne an Bord.

Ein Bus mit Passagieren, die aus China ausgeflogen wurden, bei der Ankunft in GermersheimBild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Nach Angaben von Gesundheitsminister Jens Spahn konnten bei zwei der mehr als 100 Rückkehrer Infektionen festgestellt werden. Die beiden Personen seien in der Kaserne positiv auf das Virus getestet und anschließend in die Uniklinik Frankfurt am Main gebracht worden. Zuvor waren insgesamt neun Fälle erkrankter Deutscher bekannt geworden: Acht von ihnen in Bayern, ein weiterer Deutscher wird momentan auf der spanischen Insel La Gomera behandelt.

Von China in die Welt

Insgesamt sind Fälle in 27 Ländern über China hinaus bestätigt, kürzlich vermeldeten die USA ihren achten Corona-Patienten. Einige Staaten haben bereits ähnliche Rückholaktionen wie Deutschland organisiert. In Großbritannien richtet sich eine Klinik laut einem Medienbericht auf eine weitere Gruppe ausgeflogener Staatsbürger ein, die unter Quarantäne gestellt werden soll; bisher sind in der Klinik 83 britische Ankömmlinge aus China untergebracht. Zudem verhängen immer mehr Staaten Einreisebeschränkungen gegen Menschen, die sich zuvor in betroffenen Gebieten aufgehalten haben.

Das Coronavirus "2019-nCoV" trat Ende 2019 erstmals in der zentralchinesischen Stadt Wuhan auf. Als Ort der ersten Übertragung auf einen Menschen gilt ein Fischmarkt in der Stadt, auf dem offenbar auch illegal mit Wildfleisch gehandelt wurde. Seitdem springt das Virus, vermutlich über Tröpfcheninfektion, immer weiter über. Die chinesischen Behörden riegelten die Stadt Wuhan ab, ab kommender Woche sollen zwei aus dem Boden gestampfte Krankenhäuser mit Tausenden Betten die immer zahlreicheren Patienten aufnehmen. Ende Januar hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" erklärt.

Die großen Flughäfen der Welt, wie hier im äthiopischen Addis Abeba, gelten als Drehkreuze des VirusBild: Getty Images/L. Dray

Wie gefährlich ist das Virus?

Wie groß die Gefahr ist, die von dem neuartigen Virus ausgeht, lässt sich noch nicht mit Gewissheit sagen. Experten halten "2019-nCoV" jedoch für weniger gefährlich als die verwandten Viruserkrankungen Sars und Mers, die Anfang der 2003 bzw. 2012 ausbrachen. Bisher liegt die Sterblichkeitsrate beim neuen Coronavirus laut WHO-Experten Michael Ryan bei rund zwei Prozent der nachgewiesenen Infizierten, also unter denen jener anderen Erkrankungen.

Die Dimension der globalen Erkrankungswelle ist zudem kaum mit einigen altbekannten Krankheiten wie der Grippe zu vergleichen: Pro Saison sterben WHO-Schätzungen zufolge zwischen 290.000 und 650.000 Menschen an einer Infektion mit dem Influenza-Virus.

ehl/haz/djo/se (afp, rtr, ap, dpa)

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