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Warum werden Genesene wieder positiv getestet?

Sascha Schüler
2. März 2020

In Japan und China gibt es erste Fälle von Corona-Erkrankten, die nach ihrer Genesung wieder positiv getestet wurden. Experten geben jedoch Entwarnung: Ein mehrphasiger Verlauf der Krankheit bleibt unwahrscheinlich.

Coronavirus in Japan Kawazu Kirschblüte
Bild: picture-alliance/AP/The Yomiuri Shimbun

Eine etwa 40-jährige Frau in Japan ist nach ihrer offiziellen Genesung erneut positiv auf SARS-CoV-2-Viren getestet worden. Erstmals wurde die Infektion bei ihr am 29. Januar festgestellt.

Die Frau hatte zuvor als Reiseleiterin einer Touristen-Gruppe die chinesische Stadt Wuhan besucht, die als Ausgangspunkt der Epidemie gilt. Obwohl sie immer noch hustete, wurde die Frau am 6. Februar negativ getestet und im Verlauf als geheilt entlassen, eine Woche später war sie vollkommen symptomfrei. Am 21. Februar begab sie sich aufgrund von Hals- und Bauchschmerzen ein weiteres Mal zum Arzt. Sie wurde am 26. ein zweites Mal positiv getestet und entwickelte in der Folge erneut schwerwiegende Symptome.

Auch aus China sind Fälle bekannt, in denen spätere Tests bei eigentlich geheilten Patienten abermals positive Resultate aufwiesen.  Um als geheilt zu gelten, müssen Infizierte einige Parameter erfüllen. So müssen sie länger als drei Tage frei von Fieber sein und jegliche Atemwegssymptome überwunden haben. Zusätzlich muss sich auf CT-Bildern der Lunge eine erkennbare Verbesserung zeigen. Um letztlich Sicherheit zu haben, werden die Patienten mit weiteren PCR-Tests auf den Virus getestet. Diese müssen an zwei aufeinander folgenden Tagen negativ ausfallen.

Vier chinesische Patienten erfüllten all diese Voraussetzungen, blieben zusätzlich noch fünf weitere Tage in Quarantäne. Sie wurden weiterhin getestet. Im Zeitraum von fünf bis dreizehn Tagen nach der offiziellen Genesung wurden bei ihnen jedoch erneut die gefährlichen Viren festgestellt. Tests von verschiedenen Herstellern schlugen allesamt an. Dies gaben chinesische Mediziner des Krankenhauses Wuhan im Fachjournal "JAMA" bekannt.

Mehrphasiger Verlauf?

Eine beunruhigende Erklärung für diesen Umstand wäre ein möglicherweise zwei- oder mehrphasiger Verlauf der Krankheit. Ein solcher ist bei anderen durch Viren hervorgerufenen Erkrankungen wie den Masern durchaus bekannt.

Dagegen spricht, dass die vier getesteten Chinesen im Gegensatz zur japanischen Patientin zur Zeit der zweiten Tests keine Symptome ausprägten. Allerdings gehörten sie auch bei ihrer ursprünglichen Erkrankung nicht zu den Extremfällen. Zwei zeigten nur moderate Symptome, einer blieb gänzlich asymptomatisch.

Messfehler und Ungenauigkeiten? Deutsche Experten halten die wissenschaftliche Grundlage des Papiers für fragwürdig.Bild: picture-alliance/dpa/M. Kusch

Experten geben allerdings vorsichtig Entwarnung. Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, stellt klar, dass er überhaupt nicht von dem chinesischen Befund überzeugt ist: "Das einzige, was hier maßgeblich ist, ist der PCR-Nachweis. Der kann aber nach der ersten Symptomwoche bei Patienten schwanken: mal positiv, mal negativ, während die Lunge immer noch voller Virus ist, und zwar unabhängig von den Symptomen." Die wissenschaftliche Grundlage des Papiers sei fragwürdig.

Messfehler und Ungenauigkeiten

So gibt es noch eine zweite und wahrscheinlichere Erklärung für die zwischenzeitlich negativen Proben. Bei der Entnahme oder beim Test selbst könnten Fehler gemacht worden sein. Man müsse "sehr vorsichtig sein, solche positiven Tests bei genesenen Patienten als eine Reinfektion zu interpretieren", sagt auch Prof. Dr. Isabella Eckerle, Leiterin der Forschungsgruppe emerging viruses am Universitätsklinikum Genf. Auch bei anderen respiratorische Erkrankungen auslösenden Viren, wie beispielsweise Grippeviren, kenne man solche Befunde. 

Zum einen seien die verwendeten Tests extrem empfindlich. Da Viruserbgut auch noch bei bereits wieder gesundeten Probanden vorhanden sein kann, können die Tests auch bei nicht mehr infektiösen Proben anschlagen. Eine Angabe zur Menge fehle aber in eben jenem JAMA-Bericht. So lasse sich von außen nicht feststellen, "ob es sich nur noch um Reste des Virus handelt oder noch eine aktive Infektion vorhanden ist."

Negative PCR-Tests an aufeinanderfolgenden Tagen sind ein verlässliches IndizBild: picture-alliance/AP/NIAID-RML

Zum anderen können Testergebnisse aber auch dadurch verfälscht werden, dass die Probe falsch entnommen wird. Ein Abstrich im Nasenrachenbereich könne für den Patienten sehr unangenehm sein, entsprechend ungeschultes Personal könne zu zaghaft vorgehen. Dadurch könnten Tests fälschlicherweise vorübergehend negativ ausfallen, so Eckerle: "Wird der Abstrich wieder korrekt durchgeführt, weist er beim nächsten Mal wieder Virus nach".

Keine Panik aufgrund von Einzelfällen

Bis dato geht man davon aus, dass genesene Patienten aufgrund der Bildung von Antikörpern vorrübergehend immun gegenüber SARS-CoV-2 sind. Dies lasse sich aus ersten Reports schließen, so Florian Krammer, Professor für Vakzinologie an der Icahn School of Medicine in New York, auch wenn der Schutz wohl "nicht lebenslang, wie bei manchen anderen Viren, aber doch für einige Zeit" gelten würde.

Der Fall der Japanerin sei zwar interessant und wieder genesene Patienten sollten generell weiterverfolgt werden, um sich ein Bild von den Langzeitauswirkungen von COVID-19 machen zu können. Dennoch könne man weiterhin davon ausgehen, dass ein Patient sich erholt hat, wenn die PCR-Tests für einige Tage negativ sind, so Prof. Dr. Krammer.

Aufgrund der wenigen und teils schwach dokumentierten Ausnahmen der Fälle in Japan und China die bisherigen Schlussfolgerungen zu überdenken, halten die Experten deshalb für unangebracht.

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