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Covaxin: Ein Impfstoff für Entwicklungsländer

4. November 2021

Die WHO hat dem Totimpfstoff der Firma Bharat Biotech eine internationale Notfallzulassung erteilt. Covaxin muss nicht so tief gekühlt werden wie mRNA- oder Vektorimpfstoffe.

Eine Hand hält ein Fläschchen mit dem Coronaimpfstoff Covaxin von Bharad Biotech.
COVAXIN ist ein Totimpfstoff, ähnlich den heute üblichen gegen Polio oder GrippeBild: Pradeep Gaur/Sopa/Zuma/picture alliance

Die Weltgesundheitsorganisation hat am 3. November beschlossen, einen weiteren Impfstoff gegen COVID-19 zum Notfalleinsatz zu empfehlen.  Es handelt sich um den Totimpfstoff Covaxin der indischen Firma Bharat Biotech. Hier die wichtigsten Informationen zu der neuen Vakzine:

Was unterscheidet den neuen von den bisher verfügbaren Imfpstoffen?

Covaxin ist ein Totimpfstoff. Damit ist er eher mit traditionellen Impfstoffen vergleichbar: etwa mit denen gegen Polio, Hepatitis A, Tollwut, Frühsommerhirnhautentzündung (FSME) oder Grippe.

Die Impfstoffe, die in der EU und den USA gegen COVID-19 zugelassen sind, sind entweder mRNA-Impfstoffe oder Vektorimpfstoffe.

Covaxin ist allerdings nicht der einzige weltweit verfügbare Totimpfstoff gegen COVID-19. Auch Impfstoffe der chinesischen Firmen Sinopharm und Sinovac sowie der kasachische Impfstoff QazVac sind Totimpfstoffe.

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Die beiden chinesischen Impfstoffe sind weltweit in zahlreichen Ländern zugelassen, aber nicht in der EU oder den USA. QazVac ist nur in Kasachstan und Kirgistan zugelassen. Weitere Totimpfstoffe befinden sich derzeit in klinischen Versuchen der Phase-III.

Insgesamt haben erst sieben Impfstoffe weltweit das Gütesiegel der WHO erhalten. 

Wie wirksam ist Covaxin?

Der Impfstoff hatte bereits im Januar 2020 eine Notfallzulassung in Indien erhalten,  als noch die klinischen Studien liefen. Er wurde seitdem an mehr als 110 Millionen Menschen verimpft. Insofern gibt es mittlerweile sehr umfassende Daten über den Impfstoff: Die Wirksamkeit gibt Bharat Biotech in einem Preprint  wie folgt an: 

Vor allem schütze die Impfung zu 93 Prozent gegen schwere COVID-19-Verläufe, bei denen Patienten im Krankenhaus behandelt werden müssen. Gegen weniger schwere symptomatische Verläufe schütze Covaxin zu 78 Prozent und gegen asymptomatische Verläufe zu 64 Prozent.

Das bedeutet wie bei anderen Impfungen auch: Wer geimpft ist, kann immer noch erkranken und auch andere infizieren. Aber die Impfung rettet Leben.

Warum ist Covaxin vor allem für Entwicklungsländer interessant?

Der wichtigste Unterschied zu bisherigen Impfstoffen: Covaxin kann vor dem Verimpfen bis zu einer Woche bei Raumtemperatur gelagert werden. Das erleichtert gerade in Ländern mit schlechter Infrastruktur die Arbeit der Impfteams deutlich.

Der derzeit in Indien führende Vektorimpfstoff von AstraZeneca, der dort unter dem Namen CoviShield vertrieben wird, ist zwar auch gut für Entwicklungsländer geeignet, benötigt aber noch einen haushaltsüblichen Kühlschrank. Bei zwei bis acht Grad Celsius bleibt er bis zu einem halben Jahr einsetzbar. 

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Die mRNA-Impfstoffe sind am schwierigsten zu handhaben. Sie werden nach der Herstellung bei Temperaturen unter -60 Grad Celsius gelagert  und können vor der Verwendung bis zu zwei Wochen in einem üblichen Tiefkühlfach bei -20 Grad Celsius verbleiben. Bis zu fünf Tage vor dem Verimpfen dürfen sie in einem einfachen Kühlschrank gelagert werden. 

Wird COVAXIN bald auch in anderen Ländern verfügbar sein?

Die WHO-Zulassung wird es Indien erleichtern, Covaxin weltweit zu exportieren. Zudem kann das Land den Impfstoff nun auch über die internationale Impfstoff-Verteil-Initiative COVAX  anbieten. 

Bharat Biotech hat angekündigt, seine Produktion in Indien an mindestens zwei Standorten in Hyderabad und Bhubaneswar auszuweiten, so dass die Firma ab Ende 2021 in der Lage sein soll, bis zu einer Milliarde Impfdosen pro Jahr zu produzieren.

Wer wird geimpft, und wie oft?

Bharat Biotech empfiehlt zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen für Menschen über 18 Jahren.  Für Kinder und Jugendliche ist der Impfstoff nicht zugelassen.

Bisher liegen keine ausreichenden Daten zur Impfung von  schwangeren Frauen vor. Auch zur Frage von Kreuzimpfungen gibt es noch keine Empfehlungen. 

Es ist ferner noch nicht klar, wie lange die Impfung immunsupprimierten Patienten oder HIV-Patienten einen Schutz bietet. Allerdings empfiehlt der Hersteller den Betroffenen eine Impfung, weil gerade diese Patientengruppen durch COVID-19 gefährdet sind. 

Welche Nebenwirkungen sind bekannt?

Die Impfreaktionen ähneln denen anderer Coronavirus-Impfstoffe: Schmerzen und mögliche Schwellungen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Fieber, grippeartige Gliederschmerzen, Übelkeit und Schwindel sowie Ausschläge sind möglich.

Nebenwirkungen sind bislang nicht bekannt. Allergikern wird geraten, vor der Impfung abzuklären, ob sie gegen einen Bestandteil des Impfstoffes allergisch sind.

Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen
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