Die WHO hat dem Totimpfstoff der Firma Bharat Biotech eine internationale Notfallzulassung erteilt. Covaxin muss nicht so tief gekühlt werden wie mRNA- oder Vektorimpfstoffe.
Was unterscheidet den neuen von den bisher verfügbaren Imfpstoffen?
Covaxin ist ein Totimpfstoff. Damit ist er eher mit traditionellen Impfstoffen vergleichbar: etwa mit denen gegen Polio, Hepatitis A, Tollwut, Frühsommerhirnhautentzündung (FSME) oder Grippe.
Die Impfstoffe, die in der EU und den USA gegen COVID-19 zugelassen sind, sind entweder mRNA-Impfstoffe oder Vektorimpfstoffe.
Covaxin ist allerdings nicht der einzige weltweit verfügbare Totimpfstoff gegen COVID-19. Auch Impfstoffe der chinesischen Firmen Sinopharm und Sinovac sowie der kasachische Impfstoff QazVac sind Totimpfstoffe.
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Die beiden chinesischen Impfstoffe sind weltweit in zahlreichen Ländern zugelassen, aber nicht in der EU oder den USA. QazVac ist nur in Kasachstan und Kirgistan zugelassen. Weitere Totimpfstoffe befinden sich derzeit in klinischen Versuchen der Phase-III.
Vor allem schütze die Impfung zu 93 Prozent gegen schwere COVID-19-Verläufe, bei denen Patienten im Krankenhaus behandelt werden müssen. Gegen weniger schwere symptomatische Verläufe schütze Covaxin zu 78 Prozent und gegen asymptomatische Verläufe zu 64 Prozent.
Das bedeutet wie bei anderen Impfungen auch: Wer geimpft ist, kann immer noch erkranken und auch andere infizieren. Aber die Impfung rettet Leben.
Warum ist Covaxin vor allem für Entwicklungsländer interessant?
Der wichtigste Unterschied zu bisherigen Impfstoffen: Covaxin kann vor dem Verimpfen bis zu einer Woche bei Raumtemperatur gelagert werden. Das erleichtert gerade in Ländern mit schlechter Infrastruktur die Arbeit der Impfteams deutlich.
Der derzeit in Indien führende Vektorimpfstoff von AstraZeneca, der dort unter dem Namen CoviShield vertrieben wird, ist zwar auch gut für Entwicklungsländer geeignet, benötigt aber noch einen haushaltsüblichen Kühlschrank. Bei zwei bis acht Grad Celsius bleibt er bis zu einem halben Jahr einsetzbar.
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Die mRNA-Impfstoffe sind am schwierigsten zu handhaben. Sie werden nach der Herstellung bei Temperaturen unter -60 Grad Celsius gelagert und können vor der Verwendung bis zu zwei Wochen in einem üblichen Tiefkühlfach bei -20 Grad Celsius verbleiben. Bis zu fünf Tage vor dem Verimpfen dürfen sie in einem einfachen Kühlschrank gelagert werden.
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Wird COVAXIN bald auch in anderen Ländern verfügbar sein?
Die WHO-Zulassung wird es Indien erleichtern, Covaxin weltweit zu exportieren. Zudem kann das Land den Impfstoff nun auch über die internationale Impfstoff-Verteil-Initiative COVAX anbieten.
Bharat Biotech hat angekündigt, seine Produktion in Indien an mindestens zwei Standorten in Hyderabad und Bhubaneswar auszuweiten, so dass die Firma ab Ende 2021 in der Lage sein soll, bis zu einer Milliarde Impfdosen pro Jahr zu produzieren.
Bisher liegen keine ausreichenden Daten zur Impfung von schwangeren Frauen vor. Auch zur Frage von Kreuzimpfungen gibt es noch keine Empfehlungen.
Es ist ferner noch nicht klar, wie lange die Impfung immunsupprimierten Patienten oder HIV-Patienten einen Schutz bietet. Allerdings empfiehlt der Hersteller den Betroffenen eine Impfung, weil gerade diese Patientengruppen durch COVID-19 gefährdet sind.
Welche Nebenwirkungen sind bekannt?
Die Impfreaktionen ähneln denen anderer Coronavirus-Impfstoffe: Schmerzen und mögliche Schwellungen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Fieber, grippeartige Gliederschmerzen, Übelkeit und Schwindel sowie Ausschläge sind möglich.
Nebenwirkungen sind bislang nicht bekannt. Allergikern wird geraten, vor der Impfung abzuklären, ob sie gegen einen Bestandteil des Impfstoffes allergisch sind.
Corona: An diesen entlegenen Orten wird geimpft
Impfteams begeben sich auch auf lange, manchmal beschwerliche Reisen, um Menschen überall auf der Welt gegen Corona zu impfen. Es geht über Gebirge und Wasser, per Boot oder Flugzeug - und manchmal auch zu Fuß.
Bild: Tarso Sarraf/AFP
Aufstieg zu türkischen Bergdörfern
Wer die Menschen in den Bergregionen im Südosten der Türkei impfen will, muss körperlich fit sein. Die Impfung in den Bergdörfern ist besonders wichtig, so Ärztin Zeynep Eralp im DW-Interview: "Die Menschen leben oft eng beieinander." Eine Infektion könnte sich schnell ausbreiten. Außerdem gingen die Leute nicht gerne in die Krankenhäuser. "Also müssen wir zu ihnen kommen."
Bild: Bulent Kilic/AFP
Auch bei Schnee und Eis
Wer alt ist, der schafft den Weg zu einem Impfzentrum nicht mehr unbedingt allein. Im Mairatal im Westen der italienischen Alpen ganz nah zur Grenze nach Frankreich, gehen Mediziner von Haus zu Haus, um Menschen über 80 gegen das Coronavirus zu impfen. Religiöser Beistand am Wegesrand ist inklusive.
Bild: Marco Bertorello/AFP
Per Flugzeug zum Yukon-Fluss
Mit einer einzigen Phiole Corona-Impfstoff - die mehrere Impfdosen enthält - reist diese Krankenschwester per Flugzeug nach Eagle. Weniger als 100 Menschen leben in dem Ort direkt am Yukon-Fluss in Alaska, USA. Die indigene Bevölkerung wird in vielen Impfprogrammen bevorzugt. Leben sie sehr entlegen, ist es bis zur nächsten Krankenstation oft weit.
Bild: Nathan Howard/REUTERS
Überzeugungsarbeit notwendig
Anselmo Tunubala wäscht sich die Hände, bevor er eine alte Dame impft. Jeden Tag ist der 49-Jährige in den Bergen im Südwesten Kolumbiens unterwegs, um den Menschen in der lokalen Sprache zu erklären, wie wichtig die Impfung ist. Er ist selbst Angehöriger der dort lebenden Misak. Bei ihnen herrscht viel Skepsis gegen die Impfung, weil sie auf traditionelle Medizin und religiöse Führer vertrauen.
Bild: Luis Robayo/AFP
Stundenlanger Fußmarsch nötig
Bis zu vier Stunden waren diese Männer und Frauen zu Fuß unterwegs, um sich im entlegenen Örtchen Nueva Colonia im Zentrum Mexikos ihre Corona-Impfung abzuholen. Sie gehören zum indigenen Volk der Wixarika, wie sie sich selbst nennen. International bekannt sind sie eher unter dem Namen Huicholen.
Bild: Ulises Ruiz/AFP/Getty Images
Wackelige Angelegenheit
Olga Pimentel parkt ihr Boot einfach neben dem des Impfteams. Die Gemeinde Nossa Senhora Livramento am Rio Negro in Brasilien ist nur über den Fluss erreichbar. "Schön! Es hat kaum wehgetan", sagt die 72-Jährige mit einem Lachen und ruft: "Viva o SUS!" - Lang lebe Brasiliens öffentliches Gesundheitssystem.
Bild: Michael Dantas/AFP
Impfen bei Kerzenschein
Lange machte der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro in Brasilien Stimmung gegen die Corona-Impfung. Doch nun ist die Kampagne angelaufen. Indigene und Quilombolas, Nachfahren afrikanischer Sklaven gehörten, zu den ersten Menschen, die geimpft wurden. Darunter auch die 70-Jährige Raimunda Nonata. Ihre Gemeinde hat keinen Zugang zum Stromnetz, das Vakzin wird bei Kerzenlicht verabreicht.
Bild: Tarso Sarraf/AFP
Zur Impfung per Wassertaxi
Die Dame vorne im Boot hat es schon hinter sich. Mit ihrer Tochter verlässt sie die Insel Bwama wieder, die größte im Bunyonyi-See in Uganda. Auch in dem zentralafrikanischen Land bemüht sie die Regierung, abgelegene Gebiete mit Impfstoff zu versorgen.
Bild: Patrick Onen/AP Photo/picture alliance
Unwegsame Routen
Zwar ohne Boot, trotzdem ging es durchs Wasser: Auf dem Weg in die Ortschaft Jari musste dieses Impfteam eine überflutete Straße passieren. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde der Afrikanischen Union, Africa CDC, ist weniger als ein Prozent der Bevölkerung in Simbabwe bisher vollständig geimpft. Oberste Priorität hatte auch hier medizinisches Personal.
Bild: Tafadzwa Ufumeli/Getty Images
Willkommene Abwechslung
Auch in Japan kommt der Arzt nach Hause. Zwar gehören japanische Metropolen zu den größten Städten der Welt, dennoch gibt es in dem ostasiatischen Land auch kleine, abgeschiedene Dörfer mit nur ein paar hundert Einwohnern, wie Kitaaiki. Wer sich nicht auf den Weg in die nächstgrößere Stadt machen kann, freut sich über den Hausbesuch.
Bild: Kazuhiro Nogi/AFP
Wertvolles Gut
Anfang Januar hatte auch Indonesien mit dem Impfen begonnen. Von Banda Aceh aus
ging es per Boot zu abgeschiedenen Inseln. Die Vakzine in der Kühlbox sind so wertvoll, dass Sicherheitspersonal das Team begleitet.
Bild: Chaideer Mahyuddin/AFP
Impfung als Superspreading-Event?
Indien ist derzeit wohl das am härtesten von der Pandemie getroffene Land. Mitte März kam medizinisches Personal ins Dorf Bahakajari am Fluss Brahmaputra. Diese Frauen wollten sich für eine Corona-Impfung registrieren lassen. Ohne Maske, ohne Abstand - bleibt zu hoffen, dass diese Situation nicht zu weiteren Corona-Infektionen führte.