Bislang sind Forscher davon ausgegangen, dass COVID-19 bei Kindern einen milden Verlauf nimmt. Gerade Kinder aber können Folge-Erkrankungen mit schwerwiegenden Symptomen entwickeln, so eine Studie aus Texas.
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MIS-C ist die Abkürzung für "Multisystemisches inflammatorisches Syndrom" und die Bezeichnung für das entzündliche Syndrom, das bei Kindern nach einer Infektion auftauchen kann, auch nach einer Infektion mit COVID-19. Diese Erkrankung kann unter anderem zu Gewebe- und Herzschäden führen.
Bekannt sei das Syndrom schon lange, nicht erst seit der Corona-Pandemie, erklärt Nikolaus Haas. Er leitet die Abteilung Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München."Im Rahmen verschiedener Infektionserkrankungen kann es bei Patienten mit einer bestimmten Prädisposition zu einem Krankheitsbild kommen, bei dem der ganze Körper mit einer schweren Entzündung reagiert." Das gilt auch für Kinder.
Amerikanische Studie zu MIS-C
In einer Studie hatte ein Ärzteteam aus Texas 662 Fälle aus 39 Studien ausgewertet, bei denen Kinder die Entzündungskrankheit MIS-C entwickelt hatten. Die Fälle waren zwischen dem 1. Januar und dem 25. Juli weltweit gemeldet worden. Anfang September dieses Jahres wurden die Ergebnisse der Studie im Fachmagazin'The Lancet‘ veröffentlicht.
Insgesamt 71 Prozent der Kinder mussten auf der Intensivstation behandelt werden, 60 Prozent erlitten einen schweren Kreislaufschock. Bei den fast 90 Prozent, bei denen ein Echokardiogramm durchgeführt wurde, stellten die Ärzte bei weit über der Hälfte eine Herzfunktionsstörung fest. Alle Kinder litten unter Fieber, ein Großteil von ihnen hatte Bauchschmerzen oder Durchfall und Erbrechen. Elf Kinder starben. Das entspricht 1,7 Prozent.
Bei den meisten Kindern konnten im Blut Antikörper gegen SARS-CoV-2 festgestellt werden, sie hatten die Infektion also bereits überstanden, auch ohne Krankheitszeichen zu zeigen. Bei der darauffolgenden Erkrankung MSI-C kam es dann allerdings in vielen Fällen zu umso heftigeren Symptomen.
Haas steht der amerikanischen Studie kritisch gegenüber und ist der Meinung, man müsse relativieren: "Von den vielen Kindern, die mit COVID-19 in den USA infiziert waren, zeigt nur ein sehr geringer Teil der Kinder das Krankheitsbild MIS-C." Die Sterberate sei extrem gering.
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Kausaler Zusammenhang?
Seit April 2020 häufen sich die Berichte über Kinder mit dem Krankheitsbild MIS-C. "Auch wenn der Nachweis einer direkten Kausalität bisher nicht geführt werden konnte, ist der zeitliche Zusammenhang, lokale Cluster, aber auch ein positiver Virusnachweis von SARS-CoV-2 bei einigen dieser Kinder auffällig", heißt es auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie.
"Den Daten zufolge müssen die Kinder zuvor keine der klassischen Corona-Atemwegssymptome gezeigt haben, um an MIS-C zu erkranken – was beängstigend ist”, wird Dr. Alvaro Moreira in einer Mitteilung der Universität zitiert. Er ist Kinderarzt im Health Science Center der Universität von Texas in San Antonio. "Wir müssen diese Kinder engmaschig weiter überwachen, um zu verstehen, welche Folgen dies für sie langfristig haben könnte."
Das Kawasaki-Syndrom
Ein ähnliches Krankheitsbild wie MIS-C zeigt auch das sogenannte Kawasaki-Syndrom. Es wird ebenfalls häufig mit COVID-19 in Verbindung gebracht. Genauso wie MIS-C war aber auch diese Erkrankung schon lange vor der Corona-Pandemie bekannt. Der Japaner Tomisaku Kawasaki hatte das nach ihm benannte Syndrom bereits 1967 beschrieben. Woher das Kawasaki-Syndrom kommt, ist auch mehr als 50 Jahre nach seiner Entdeckung noch immer unklar.
Auch bei dieser Erkrankung gibt es starke Entzündungsreaktionen im Körper mit über 38,5 Grad Fieber. Die beiden Erkrankungen Kawasaki und MIS-C unterschieden sich vor allem graduell, sagt Haas. "Beim Kawasaki-Syndrom sind nicht so viele Organe betroffen. Es ist in den meisten Fällen das Herz. Die Patienten haben Fieber, und die Leberwerte gehen nach oben. Bei MIS-C sind häufig auch die Nieren betroffen, die Lunge und die Leber. Auch die Blutwerte zeigen Entzündungsreaktionen, die Anzahl der weißen Blutkörperchen steigt an", erklärt Haas.
Behandelt werden Patienten mit Immunglobulin und Glukokortikosteroide, eine Therapie, die sich beim Kawasaki-Syndrom als erfolgreich erwiesen hat.
Situation in Deutschland
Die DGPI sammelt seit Monaten bundesweit die Daten aller Kinder, die stationär mit Symptomen einer entzündlichen Erkrankung aufgenommen wurden. Momentan liegt die Zahl bei 200. Bei 40 Kindern konnte MIS-C nachgewiesen werden. Der COVID-Test aber fiel bei 92 Prozent negativ aus.
Eine Infektion mit MIS-C muss also nicht notwendigerweise eine Folge von COVID-19 sein. "Wir haben jetzt weltweit viele COVID-Fälle und entsprechend gibt es natürlich auch viele Patienten, die COVID-positiv sind. In ganz Deutschland waren bei über 200.000 nachgewiesenen Fällen gerade mal 200 Kinder, die ins Krankenhaus mussten. Davon ist eines gestorben. Das lag allerdings nicht an MSCI, sondern an einem Fehler, der auf das Management zurückzuführen ist."
Einen kausalen Zusammenhang zwischen MIS-C oder dem Kawasaki-Syndrom und SARS-CoV-2 hält der Mediziner Haas für unwahrscheinlich.
Coronavirus-AHA-Regeln: Wie viel Abstand darf es bitte sein?
Abstand ist wichtig. Aber eine festgesetzte Abstandsregel wird der realen Ausbreitung von Viren nicht gerecht, sagen britische Forscher. Und die CDC warnt: Infektionen drohen schon nach wenigen Minuten.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Wüstneck
Aber bitte mit Abstand!
Das sind die AHA-Regeln wie wir sie kennen: Abstand von 1,5 bis 2 Metern halten (in angelsächsischen Ländern: 6 Fuß), Hygiene beachten und Alltagsmaske tragen. Doch das werde der komplexen Realität, wie sich Aerosole ausbreiten, nicht gerecht, schrieben Forscher aus Oxford und London (UK) sowie aus Cambridge (USA) in einer Analyse, veröffentlicht im British Medical Journal Ende August.
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Wie jetzt?
Der britische Premierminister Johnson führte die Abstandsregeln in einem Klassenzimmer vor. Aber was heißt das jetzt genau? Müssen zwischen seinen Fingerspitzen und denen eines potentiellen weiteren Menschen auch nochmal 1,50 Meter liegen? Eigentlich wäre das logisch. Wenn ein Mensch aber schon mit zwei Armlängen 1,50 Meter misst, da kommen schnell mal Strecken von gut 4,50 Meter zusammen.
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Oder doch besser in Schaflängen rechnen?
Der isländische Verband der Schafzüchter hat eigene Regeln aufgestellt: Zwei Schafslängen sind sachgerecht zur Vermeidung einer Infektion. Ob die Alltagsmaske da wohl aus echter Schafswolle gestrickt ist? Dieser junge Schäfer im Senegal zieht dem Tier schon mal die Hammelbeine lang. Vielleicht will er herauszufinden, wie lang ein Schaf ist. Die Isländer wissen es schon: genau ein Meter.
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Natürliche Abstandhalter
So geht es natürlich auch. Die Standardlänge einer Hundeleine entspricht ziemlich genau den geltenden Corona-Regeln. Kann es da Zufall sein, dass in der englischsprachigen Welt für Orte an denen Leinenpflicht herrscht meist eine "sechs-Fuß-Leine" vorgeschrieben wird?
Bild: picture-alliance/chromorange
Woher stammt eigentlich die 2-Meter-Regel?
Das Autorenteam um die Professorin für Strömungsdynamik Lydia Bourouiba schreibt, dass die Regel veraltet sei. Der deutsche Mediziner C. Flügge habe 1897 diesen Abstand empfohlen. Sichtbare Tröpfchen, die er in diesem Bereich aufgefangen hatte, waren noch ansteckend. Eine andere Studie von 1948 zeigte, dass 90 Prozent ausgehusteter Streptokokken in Tröpfchen nicht weiter flogen als 1,70 Meter.
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Zwei Meter sind nicht genug
Die Studie von 1948 war im American Medical Journal erschienen. Sie zeigte auch, dass immerhin 10 Prozent der Streptokokken viel weiter flogen: Bis zu 2,90 Meter. Unter solchen Umständen wären vielleicht die Menschen auf dieser Wiese am Düsseldorfer Rheinufer sicher - wenn jeder zweite Kreis frei bleibt. Aber Moment mal! Es geht uns doch dar nicht um Streptokokken (Bakterien) sondern um Viren.
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Viren verbreiten sich über Aerosole
Viren sind viel kleiner als Bakterien und können damit stundenlang herumschweben und sich auch besser in der Raumluft verbreiten. Deshalb empfehlen die Forscher, nicht nur den Abstand zwischen zwei Menschen zum Sicherheitskriterium zu machen sondern noch weitere Faktoren: die Belüftung des Raumes, ob die Menschen Masken tragen, ob sie schweigen, leise sprechen oder singen und rufen.
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Bloß nicht singen oder husten
Zahlreiche Studien jüngeren Datums zeigen zudem, dass beim Husten regelrechte Virenpakete bis zu acht Meter weit geschleudert werden können. Auch lautes Sprechen oder Singen wirbelt einiges an Aerosolen und Tröpfchen in den Raum. Wird indes nur leise gesprochen, wie in einer Bibliothek und sitzen die Menschen dazu noch an der frischen Luft, können die Abstände wieder geringer sein.
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Wie lange bleibe ich in dem Raum?
Entscheidend für die Gefahreneinschätzung ist auch die Dauer des Aufenthalts in dem kontaminierten Raum und wie viele Menschen sich darin aufhalten. Aus all diesen Faktoren haben die Forscher ein Ampelmodell entwickelt. Das klare Ergebnis: In Räumen mit vielen Menschen sollte man sich grundsätzlich nur kurz aufhalten, gut lüften, Alltagsmaske tragen und leise sprechen.
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Auch eine Minute reicht, um sich zu infizieren
Auch sehr kurze Kontakte können reichen, um SARS-CoV-2 weiterzugeben. Die US-Gesundheitsbehörde CDC musste am 21. Oktober ihre Regeln verschärfen. Zuvor hatte sich ein Gefängniswärter bei Gefangenen angesteckt hatte, mit denen er niemals länger als wenige Minuten Kontakt hatte. Ab jetzt gilt als "enger Kontakt": unter zwei Meter, mindestens 15 Minuten aber kumuliert - über 24 Stunden.
Bild: picture-alliance/empics
Hier geht es auch ohne Maske
Hier zeigt die Ampel des britisch-amerikanischen Forscherteams indes grün: Ohne Maske ist es nämlich nur draußen auch über längere Zeit sicher, wenn wenige Menschen in der Nähe sind, alles gut belüftet ist und niemand viel spricht. Aber ob dann die 1,50 Meter reichen?