Niederländische Forschende finden keinen Beleg für Behauptungen in Sozialen Medien, dass COVID-19-Impfungen für einen plötzlichen Herzstillstand bei Sportlern verantwortlich sind.
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Ein plötzlicher Herzstillstand bei einem Spitzensportler ist schockierend, und er wirft verständlicherweise Fragen auf. Schließlich geht es ja nicht um einen älteren Amateur, sondern meist um einen sehr jungen, durchtrainierten und medizinisch überwachten Hochleistungsathleten.
Beispiele für solch einen plötzlichen Herzstillstand gibt es immer wieder: Jüngst traf es das US-amerikanische Basketballtalent Bronny James, den Sohn von Basketball-Superstar LeBron James. Auch der italienische Radprofi Sonny Colbrelli und die Fussballprofis Charlie Wyke und Christan Eriksen erlebten einen plötzlichen Herzstillstand. Zum Glück haben ihn alle vier gut überstanden.
In den Sozialen Medien wird dann sehr schnell behauptet, der Zusammenbruch habe sicherlich etwas mit COVID-19 Impfung zu tun.
Niederländische Forschenden wollten es genauer wissen und ihre Erkenntnisse sind eindeutig: Die Forschenden am Amsterdamer University Medical Center (UMC) haben die gesamte vorhandene Literatur zu diesem Thema analysiert und keinerlei Beweis für solch einen Zusammenhang gefunden.
"Wir haben alle Studien ausgewertet, die wir finden konnten. Darunter auch eine aus Australien, an der mehr als vier Millionen Menschen teilnahmen. Dort fanden die Forscher heraus, dass weder die Raten des plötzlichen Herzstillstands noch die Raten der Myokarditis als Ursache für einen Herzstillstand zunahmen", so Dr. Harald Jorstad, Sportkardiologe am Amsterdamer UMC.
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Was ist Myokarditis?
Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kann jeden treffen, egal wie alt oder wie fit er ist. Ursache ist meist eine verschleppte Virusinfektion. Die meisten Menschen und auch die behandelnden Ärzte bemerken sie kaum, weil die Erkrankung oftmals ohne typische Symptome verläuft. Symptome wie Erschöpfung oder Müdigkeit werden häufig mit dem ursprünglichen Infekt und nicht mit der Herzmuskelentzündung in Verbindung gebracht.
Die wichtigste Maßnahme zur Behandlung einer Herzmuskelentzündung ist körperliche Schonung, meist ist keine weitere Therapie nötig. Also ausruhen und keinen Sport treiben, sonst besteht die Gefahr, dass die Herzmuskelentzündung eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen auslöst. Im schlimmsten Fall führt das zum plötzlichen Herztod.
Deshalb kann es fatal sein, wenn vor allem Hochleistungssportler aber auch Amateure solche Warnzeichen wie ein Schwächegefühl oder Kurzatmigkeit nicht als Symptome erkennen und sie ignorieren. Denn als nächstes droht ein plötzlicher Atemstillstand und Kollaps.
Myokarditis
03:53
Myokarditis durch Corona
Während der Corona-Pandemie gab es immer wieder vereinzelte Fälle von einer Herzmuskelentzündung infolge einer COVID-Infektion. Das ist nicht wirklich verwunderlich, denn eine Herzmuskelentzündung wird nun einmal durch eine Infektion der Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts mit Viren verursacht.
Das bedeutet aber nicht, dass eine COVID-Impfung auch für den plötzlichen Herzstillstand verantwortlich sein muss, so Joelle Daems, Doktorandin in Sportkardiologie am Amsterdamer UMC: "Obwohl Sportler aufgrund ihres relativ jungen Alters ein erhöhtes Risiko haben, an Myokarditis zu erkranken, fanden wir in den Studien keine Hinweise darauf, dass die COVID-19-Impfung in Verbindung mit intensiver sportlicher Betätigung dieses Risiko noch erhöht."
Das Herz - ein schlagendes Wunderwerk
Das Herz schlägt im Laufe eines Menschenlebens rund drei Milliarden mal. Eine Wahnsinnsleistung!
Bild: Fotolia/Dmytro Tolokonov
Wunderwerk der Natur
Das Herz ist ein Wunderwerk der Natur: Der faustförmige Hohlmuskel zieht sich etwa siebzigmal in der Minute zusammen und pumpt so am Tag bis zu 10.000 Liter durch den Körper. Und das ein Leben lang. Wenn nötig - beim Joggen etwa - transportiert das Herz sogar fünfmal so viel Blut durch den Körper.
Bild: picture-alliance/dpa
Doppelte Arbeit
Eigentlich besteht unser Herz aus zwei Pumpen. Denn es gibt nicht nur einen Blutkreislauf, sondern gleich zwei. Die rechte Herzkammer pumpt Blut in die Lunge, wo es sich mit Sauerstoff auftankt. Gleichzeitig befördert die linke Herzkammer die gleiche Menge Blut in den Körperkreislauf. Gar nicht so einfach. Denn im Körperkreislauf herrscht viel höherer Druck als im Lungenkreislauf.
Bumm, Bumm
Jede Herzhälfte besteht aus einem Vorhof und einer Herzkammer. Das Blut kann nur in eine Richtung fließen, da sich zwischen den Vorhöfen und den Kammern sowie zwischen den Kammern und den sich anschließenden Gefäßen Herzklappen (grün) befinden, die wie Rückschlagventile arbeiten.
Echte Muskelarbeit
Das Herz ist nur ein Muskel - aber ein ganz besonderer. Er ähnelt denen an Arm und Bein, denn er kann sich genauso schnell und kraftvoll zusammenziehen. Aber er ist besonders ausdauernd und ermüdet nicht. Außerdem sind alle Herzmuskelzellen miteinander gekoppelt, damit immer der gesamte Herzmuskel gleichzeitig kontrahiert.
Bild: picture-alliance/dpa
Natürlicher Schrittmacher
Versuchen Sie mal, Ihr Herz durch Willenskraft am Schlagen zu hindern! Das klappt nicht, da das Herz nicht von Nerven gesteuert wird, sondern seinen eigenen Taktgeber hat: Spezielle Muskelzellen im Sinusknoten erzeugen regelmäßig einen kleinen Stromstroß, der sich blitzschnell über das ganze Herz ausbreitet und es kontrahieren lässt. Ist der Sinusknoten defekt, übernimmt der AV-Knoten.
Aus dem Takt
Kommt das Herz aus dem Rhythmus, beispielsweise beim Kammerflimmern, entspannt es nicht mehr, sondern bleibt ständig verkrampft. Dann kann das Organ kein Blut mehr pumpen. Ein Schockgeber, der Defibrillator, unterbricht die lebensbedrohliche ständige Erregung im Herzen, damit der natürliche Taktgeber wieder übernehmen kann. Auch ein Laie kann das Gerät bedienen.
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Lebensretter
Schlägt das Herz eines Patienten zu langsam, hilft ein künstlicher Herzschrittmacher nach. Das Gerät erzeugt elektrische Impulse und leitet sie an den Herzmuskel weiter. Erstmals implantierten Ärzte einen Schrittmacher im Jahr 1958. Ein moderner Herzschrittmacher hat eine Funktionsdauer zwischen fünf und zwölf Jahren, durchschnittlich sind es acht Jahre.
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Am offenen Herzen
Um am Herzen operieren zu können, müssen die Ärzte es kurzzeitig stoppen und den Kreislauf stilllegen - eigentlich ein Todesurteil. Aber in den 50er Jahren lösten Wissenschaftler das Dilemma: Sie entwickelten die Herz-Lungen-Maschine. Das Gerät übernimmt für kurze Zeit die Funktion von Herz und Lunge, reichert das Blut mit Sauerstoff an und pumpt es durch den Körper.
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Durch die Leiste ins Herz
Die moderne Medizin ermöglicht es, das Herz zu untersuchen oder es zu operieren, ohne den Brustkorb des Patienten aufzuschneiden. Dazu führt der Arzt einen Herzkatheter - quasi einen dünnen Kunststoffschlauch - durch Leiste, Ellenbeuge oder Handgelenk ein und schiebt den Schlauch über Venen oder Arterien bis zum Herzen. Der Patient wird vorher nur örtlich betäubt.
Bild: picture-alliance/Andreas Gebert
Faltbare Herzklappe
Ist eine der Herzklappen kaputt oder ausgeleiert, muss eine neue her. Ärzte greifen entweder zu biologischem Ersatz vom Schwein oder zu mechanischen Herzklappen aus Metall. Inzwischen gibt es auch künstliche Herzklappen, die zusammenfaltbar sind (siehe Foto) und sich daher minimal-invasiv über einen Katheter einsetzen lassen. Eine Operation am offenen Herzen ist dann nicht mehr nötig.
Bild: picture-alliance/dpa
Verstopfte Gefäße
Die Herzkranzgefäße versorgen den Herzmuskel mit Blut, sprich Nährstoffen und Sauerstoff. Verstopft eines dieser Gefäße, stirbt das nicht mehr durchblutete Gewebe ab - Herzinfarkt! Mit einem Bypass überbrückt der Herzchirurg die verengte Stelle (im Bild grün). Dafür nimmt er eine Vene des Patienten, die nicht mehr gebraucht wird, oder eine Gefäßprothese aus Kunststoff.
Bild: picture-alliance/dpa
Lebensretter aus Metall
Ist ein Herzkranzgefäß verengt, kann der Arzt einen Katheter in das Blutgefäß einführen und die Engstelle mit einem Ballon aufdehnen. Damit sich das Gefäß hinterher nicht wieder zusammenzieht, hält man es mit einem Stent offen: Das sind feine Hülsen aus Metall, welche die Blutgefäßwand von innen stützen. Die Röhrchen können zusätzlich auch mit Medikamenten beschichtet sein.
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Wenn das eigene Herz nicht mehr will
Die erste Herztransplantation führten Herzchirurgen im Jahr 1967 durch. Damals eine Sensation. Inzwischen ist die OP keine Seltenheit mehr: Pro Jahr transplantieren Ärzte weltweit einige Tausend Spenderherzen von verstorbenen Menschen. Die Empfänger müssen allerdings ein Leben lang Medikamente nehmen, die verhindern, dass der eigene Körper das fremde Organ abstößt.
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Leben auf Pump
Spenderherzen sind rar. Wenn das eigene Herz nicht mehr richtig funktioniert, etwa bei einer Insuffizienz, lässt es sich mit einem Kunstherz unterstützen. Das eigene, kranke Herz bleibt im Körper, unterstützt wird es von einer implantierten Pumpe. Antrieb und Energieversorgung der Pumpe liegen außerhalb des Körpers.
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Ein künstliches Herz
Traum der Forscher ist ein Kunstherz, welches das kranke Herz des Patienten vollständig ersetzt. Es soll ohne Verbindungsschläuche zur Außenwelt in den Körper eingesetzt werden können und wartungsfrei viele Jahre schlagen. Prototypen gibt es bereits.
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Zeitpunkt für Impfung gut wählen
Nach Ansicht von Sportkardiologe Harald Jorstad sollten die Athleten aber den Zeitpunkt der Impfung so wählen, dass er die Leistung nicht negativ beeinflusst.
Bei den meisten Athleten treten nur leichte, kurzfristige Nebenwirkungen auf. So fällt die sogenannte VO2max minimal ab. Die VO2max wird als Maß für die Ausdauerfähigkeit angesehen, weil sie zeigt, wie viel Sauerstoff eine Person bei körperlicher Anstrengung verbrauchen kann. "Überraschenderweise haben wir in einer Studie einen leichten Rückgang der VO2max festgestellt", so Daems. In einer Studie aus den Niederlanden und Belgien wurde sieben Tage nach der Impfung ein geringer, aber statistisch signifikanter Rückgang der VO2max festgestellt.
Doch dieser geringe Rückgang der VO2max sei nur vorübergehend. Eine Studie mit 127 olympischen und paralympischen Athleten habe gezeigt, dass nur acht Athleten am Tag der Impfung nicht trainieren konnten, wobei sieben von ihnen das Training am nächsten Tag wieder aufnahmen.
"Zusammen mit den früheren Ergebnissen zeigt uns dies, dass Sportler keinen Grund zur Besorgnis haben. Allerdings sollten die Sportler, die in diesem Winter eine Impfung in Erwägung ziehen, diese außerhalb der Hauptwettkampfzeiten durchführen", empfiehlt Sportkardiologe Jorstad.