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Grüne Unternehmen

Manuela Kasper-Claridge13. November 2013

Seit über drei Jahren arbeiten engagierte Unternehmer daran, den Übergang zu einer Gesellschaft mit niedrigem Ausstoß von Kohlendioxid mit zu gestalten. Den Anstoss gab der Milliardär Richard Branson.

Windräder drehen sich vor den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks der Vattenfall Europe AG im brandenburgischen Jänschwalde (Landkreis Spree-Neiße), aufgenommen am 05.11.2009 (Illustration zum Thema: Braunkohle kontra erneuerbare Energien). Das Braunkohlekraftwerk ist mit einer installierten Leistung von 3.000 Megawatt nach Firmenangaben das größte seiner Art in Deutschland. Der Anteil der regenerativen Energien an der Stromerzeugung soll in den kommenden Jahren weiter steigen, um die Emission von Kohlendioxid im Interesse des Klimaschutzes weiter zu verringern. Foto: Patrick Pleul dpa/lbn +++(c) dpa - Report+++
Bild: picture-alliance/dpa

"Hier in Oslo sind zwei Grad minus, Berlin ist warm dagegen", sagt Helge Gallefoss, CEO von Fjord IT, und lacht. Der Norweger gehört zu den IT-Pionieren in seinem Land. Bereits 1993 gründete er sein erstes Internet-Unternehmen, eine Kontaktbörse. Später richtete er ein Shopping-Portal für Kunst ein, jetzt setzt er auf grüne Datentechnologie. "Die weltweite IT-Industrie nutzt schon heute mehr Energie als Deutschland. Dieser Wert könnte in wenigen Jahren 50-mal so hoch sein. Können Sie sich vorstellen, wie viel Kohlendioxid dafür ausgestoßen wird?" Bereits heute lagern riesige Datenmengen auf Servern, die gekühlt werden müssen. Je wärmer die Umgebung, desto höher der Energieaufwand beim Kühlen.

Google-Datenzentrum in FinnlandBild: picture-alliance/AP/Google

Kaltes Skandinavien idealer Standort

Um den Energieverbrauch zu verringern, hat Google ein Datenzentrum in Finnland eingerichtet, Facebook zog nach Schweden. Der Grund: In den skandinavischen Ländern ist das Klima ideal für die Computerserver und "wir haben niedrige Energiekosten", erzählt Gallefoss. "Fast die gesamte Energie Norwegens wird mit Wasserkraft erzeugt, die Kosten sind um zwei Drittel niedriger als In Deutschland." Seine Firma Fjord IT bietet Unternehmen die Datenlagerung in Norwegen an und berechnet gleichzeitig, um wie viel dadurch der Kohlendioxidausstoß verringert wird. Klimafreundlichkeit, Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit: Begriffe, mit denen Gallefoss operiert. Gerade deutschen Kunden seien diese Werte sehr wichtig.

Von Oslo nach Berlin

In wenigen Wochen will der Norweger ein Tochterunternehmen in Berlin gründen. Einen ersten Kunden hat er bereits. Wer es ist, will er nicht verraten. Nur, dass es eines der ganz großen europäischen Medienhäuser sei. Gallefoss ist häufig in Berlin, denn der norwegische Unternehmer ist Mitglied der Initiative "Creating Climate Wealth Central Europe", die in Berlin von der Projektgesellschaft Triad organisiert wird. "Wir verstehen uns als neutrale Plattform, die unsere Partner stimuliert und inspiriert und aus Ideen konkrete Projekte generiert", sagt Stefan Richter, Head of Cooperation bei Triad Berlin. Man sei Anstifter und Moderator von Pilotprojekten, die unternehmerisch und klimafreundlich sind.

Helge Gallefoss, CEO von Fjord ITBild: Fjord IT

Low Carbon Society

Bei Triad glaubt man an die "low carbon society" - eine Gesellschaft mit geringem Kohlendioxidausstoß und sieht darin auch unternehmerische Chancen. 50 Prozent der derzeitigen CO2-Emissionen könnten bereits heute profitabel mit den vorhandenen technischen Lösungen und bestehenden Rahmenbedingungen vermieden werden. Triad organisiert in Zentraleuropa Gespräche und Kongresse, auf denen innovative Geschäftsmodelle entwickelt werden. Der Anstoß dazu kam vom britischen Unternehmer Richard Branson, der vor einigen Jahren den "Carbon War Room" ins Leben rief, eine NGO mit Sitz in Washington, die weltweit Unternehmer vernetzt. Die Netzwerke sollen nicht reine "Think Tanks" sein, sondern möglichst schnell "Do Tanks."

Schmutzige Schifffahrt

Dass es hier nicht nur um Ideen, sondern auch um konkrete Umsetzungen geht, weiß Oliver Hagedorn vom Finanzdienstleister Avesco. Er engagiert sich bei den Treffen von "Creating Climate Wealth", war schon auf Veranstaltungen in Berlin und Singapur. Sein Thema: umweltfreundliche Schiffe. "Die Schifffahrt ist einer der größten CO2-Emittenten der Welt", erzählt er. Die Schiffe stoßen weit mehr Kohlendioxid als die Luftfahrt aus. Verantwortlich dafür ist der Schiffsdiesel. Der ist nicht nur dreckig, sondern auch teuer. Diesel macht 70 Prozent der Betriebskosten bei Containerschiffen aus. "Wussten Sie, dass bei einem 'Refit', einer einfachen Überholung und klimafreundlichen Modernisierung eines Schiffs sehr schnell 20 Prozent des Schiffsdiesels eingespart werden können?", fragt er. Die Investitionskosten habe man meist nach 15 bis 18 Monaten wieder raus.

Oliver Hagedorn von AvescoBild: Avesco

Klimafreundliche Investitionen

Hagedorn sucht für seine Kunden diese Art von klimafreundlichen Engagements. Die versprechen auch mehr Rendite, davon ist er überzeugt. In Zeiten von Niedrigzinsen und hoch bewerteten Aktien müsse man neue Anlagemöglichkeiten finden. Der Finanzfachmann ist Gründer von Avesco und berät Stiftungen und Wohlhabende. Für die hat das Thema Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit oft Priorität. "Es ist bemerkenswert, wie viele Unternehmen sich mit dem Thema beschäftigen", erzählt er. Auf den Treffen des Netzwerks "Creating Climate Wealth" habe er sehr viel über neue Technologien und spannende Keimzellen der Industrie gelernt.

Weniger ist mehr

Bald soll es auch eine eigene Internetplattform geben, ein Climate Wealth-Portal. "Wie verdienen wir viel mit wenig?" - das ist eine der zu lösenden Aufgaben. Jose Maria Figueres, ehemaliger Präsident Costa Ricas und heute Präsident des Carbon War Rooms bringt es auf den Punkt "There is no Planet B". Es gibt keinen zweiten Planeten Erde.

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