Wie peinlich! Oder eben "cringe": Das englische Wort steht für Fremdschämen. 14- bis 20-Jährige haben es in diesem Jahr zum Jugendwort des Jahres gewählt.
Der Begriff "cringe" beschreibt etwas Peinliches oder UnangenehmesBild: Colourbox
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"Aura", "Goofy" oder "Smash": "Jugendwörter des Jahres" 2008-2024
YOLO, schmeiß deinen Swag an! Cringe, wenn du es nicht machst! Verstanden? Wir hoffen, Sie sind bei der Liste der deutschen Jugendwörter nicht "lost". 2024 wurde "Aura" zum Jugendwort des Jahres gekürt.
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2024: Aura
Aura wird (oft scherzhaft) verwendet, wenn es um die Ausstrahlung einer Person geht. Aura kann positiv und negativ gemeint sein. Beispiel: "Ich bin peinlich gestolpert - minus 50 Aura!". Der Begriff hatte bei der Wahl 2024 nur einen hauchdünnen Vorsprung vor "Talahon" - eine inzwischen fast geläufige Bezeichnung für junge Männer mit stereotypen Merkmalen und Verhaltensweisen.
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2023: Goofy
Fast jeder kennt Walt Disney's Goofy, den menschenähnlichen Hund, der tollpatschig und ein bisschen dumm ist. Nun wurde "goofy" zum Jugendwort des Jahres gewählt. Es bezeichnet einen schusseligen oder albernen Menschen. Auf Platz 2 landete "Side eye", womit ein skeptischer Blick auf eine Person oder Situation gemeint ist. Wir zeigen noch mehr Jugendwörter des Jahres.
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2022: Smash
Das Wort "Smash", aus dem Englischen entlehnt, wird in der Jugendsprache sowohl als Nomen als auch als Verb verwendet. Im Gegensatz zum Englischen, wo "to smash" soviel wie "zerschlagen" oder "zerbrechen" bedeutet, hat es im deutschen Jugendslang die Bedeutung "jemanden abschleppen". Mit dem Hauptwort "Smash" ist das Objekt der Begierde oder das gemeinsame Schäferstündchen gemeint.
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2021: Cringe
Der englische Ausdruck beschreibt das Gefühl tief empfundener Fremdscham und heißt wörtlich übersetzt "zusammenzucken". Die Anglizismen "sus" (verdächtig, auffällig) und "sheesh" (Erstaunen) kamen 2021 auf die Plätze zwei und drei. Seit 2020 entscheiden die Jugendlichen selbst über "ihr" Wort des Jahres.
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2020: Lost - jetzt wählen Jugendliche ihr Jugendwort
Lost ("verloren") ist einer von vielen Anglizismen, die es in die deutsche Sprache geschafft haben und täglich von Jugendlichen (und Erwachsenen) benutzt werden. Das Wort bedeutet aber nicht, dass man sich verlaufen, sondern dass man keinen Durchblick mehr hat. Wenn ein Jugendlicher zum Beispiel im Unterricht sagt: "Ich bin so lost", dann heißt das so viel wie: "Ich verstehe gerade nichts mehr."
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2019 fiel die Wahl aus
Jahrelang hatte der Langenscheidt-Verlag das Jugendwort gesucht - als Werbung für sein Lexikon "100 Prozent Jugendsprache". 2019 übernahm der Pons-Verlag die Marke Langenscheidt; aus Termingründen entfiel die Wahl. Alternativ ermittelte das Portal vergleich.org das Jugendwort, das am häufigsten per Google gesucht worden war. Inoffizieller Titelträger: "Cringe", das 2021 auch offiziell Sieger wurde
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2018: Ehrenmann/Ehrenfrau
Mit "Ehrenmann" oder "Ehrenfrau" bezeichnen Jugendliche eine Person, die etwas Besonderes für einen tut. "Anders als früher ist es nicht mehr auf höhere Gesellschaftsschichten und nicht mehr auf Männer beschränkt", so einer der Juroren. Konkurrenten 2018 waren unter anderem "lindnern" (etwas lieber gar nicht als schlecht machen), "Snackosaurus" (verfressener Mensch) oder "Lauch" (Trottel).
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2017: I bims
Statt "Ich bin's" sagen viele deutsche Jugendliche lieber "I bims". Das Wort persifliert auch die schlechten Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse vieler Social-Media-Nutzer. Der Jury war die Verballhornung Platz 1 wert. Wem das zu absurd erscheint, der möge mal angestrengt an die eigene Jugend zurückdenken: Es ist und bleibt die Zeit, in dem das Absurde Normalität wird. In diesem Sinne: Geht fit.
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2016: Fly sein
Das Jugendwort des Jahres 2016 wurde "fly sein". Es bedeutet in etwa soviel wie "besonders abgehen" oder "besonders locker drauf sein". Das Wort hatte in einer Abstimmung zwar weit hinten gelegen, bei der Jury setzte es sich aber gegen Konkurrenten wie "Hopfensmoothie" (verharmlosend für "Bier"), "darthvadern" (wenn ein Vater streng zu seinen Kindern ist) oder "Dumfall" ("dummer Unfall") durch.
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2015: Smombie
Wer kennt das nicht? Nur mal schnell beim Gehen die Likes auf Instagram checken und zack - kollidiert man mit der nächsten Straßenlaterne. Das Jugendwort des Jahres 2015 lautete darum passenderweise "Smombie" - eine Mischung aus Smartphone und Zombie. Smombies leben gefährlich. Vielleicht sollte Deutschland die Idee aus China übernehmen und Bereiche für Fußgänger mit und ohne Handy einführen.
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2014: Läuft bei dir
Wie die meisten Jugendwörter des Jahres, weist auch dieses Spuren von Ironie auf. Sagt man zu jemandem "Läuft bei dir", meint das im Regelfall eher, dass beim anderen gerade gar nichts läuft, wie es sollte. Vielleicht war die Person zum Beispiel die ganze Nacht auf Snapchat unterwegs - und hat völlig verschwitzt, für den Mathetest am nächsten Morgen zu büffeln.
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2013: Babo
Wie wird man zum Anführer im Freundeskreis? Indem man der Babo ist: Der Boss, der Rädelsführer, der Checker. Der deutsche Rapper Haftbefehl (Bild) sieht sich selbst wohl auch als Babo. 2013 veröffentlichte er seinen Song "Chabos wissen, wer der Babo ist". Chabos steht für "raue Kerle" und kommt aus dem Anglo-Romanischen, Babo kommt aus dem Türkischen.
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2012: YOLO
2012 machte eine englische Abkürzung das Rennen um das Jugendwort des Jahres. YOLO steht für "You Only Live Once" ("Man lebt nur einmal"). Das kann vieles bedeuten: etwa, endlich die Karriere als Sänger auf Youtube zu starten, sich ein buntes Tattoo stechen zu lassen oder einfach noch einen neuen Drink zu bestellen. Den Jugendlichen von 2012 waren die Konsequenzen sicherlich vollkommen egal.
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2011: Swag
Es ist nicht sonderlich überraschend, dass Teenager-Sprache stark von der Musikszene beeinflusst wird. Das Wort "Swag" kam um das Jahr 2010 herum aus der US-amerikanischen Rap-Szene nach Deutschland. Berühmt wurde es durch den australischen Rapper Money Boy und dessen Song "Turn My Swag On". Wer den Swag hat, der strahlt Coolness aus.
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2010: Niveaulimbo
Wer schon mal Limbo gespielt hat, weiß: Es gibt eine Untergrenze, und tiefer als diese kommt keiner unter der Stange hindurch. Das Wort Niveaulimbo bezieht sich auf die immer tiefer sinkende Qualität, das immer tiefer sinkende Niveau einer Sache: einer Fernsehsendung beispielsweise, eines Witzes - oder einer Party, die gerade aus dem Ruder läuft.
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2009: hartzen
Wer sagt, junge Leute würden sich nicht für Politik interessieren? 2009 beinhaltete das Jugendwort des Jahres eine scharfe Kritik am sozialen und politischen System in Deutschland. "Hartzen" leitet sich von Hartz IV, der ehemaligen deutschen Sozialhilfe, ab und meint so viel wie "faul sein".
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2008: Gammelfleischparty - das erste Jungendwort des Jahres
Von 2005 bis 2007 gab es in Deutschland einige Skandale mit vergammeltem Fleisch, vor allem in Dönerläden. Das Jugendwort des Jahres 2008 greift die Fleisch-Skandale auf, verbindet sie aber gleichzeitig mit einer anderen jugendlichen Angst: der Angst vor dem Älterwerden. Eine "Gammelfleischparty" bezeichnet eine Veranstaltung für Erwachsene ab 30 Jahren. Wer fühlt sich da nicht gleich jünger?
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Seit 2020 entscheiden alleinig Jugendliche in einem Online-Voting über "ihr" Wort des Jahres. Zuvor hatten Erwachsene in der finalen Auswahl entschieden, was für viel Kritik gesorgt hatte und als Werbeaktion des ausführenden Verlags gedeutet wurde. Rund 1,2 Millionen Jugendliche beteiligten sich an dem mehrstufigen Verfahren - und die Auswahl war auch in diesem Jahr stark von englischen Wörtern geprägt.
Cringe belegte im vergangenen Jahr schon Platz zwei
So setzte sich "cringe" mit 41 Prozent der Stimmen gegen die Begriffe "sus" und "sheesh" durch. Das Wort "sus" auf Platz zwei heißt so viel wie "verdächtig" oder "auffällig", auf Platz drei landete "sheesh", was Erstaunen oder Ungläubigkeit ausdrückt.
Über "cringe" erklärte der Langenscheidt-Verlag, der die Wahl seit 2008 organisiert: "Der Begriff gehört zum aktiven Sprachgebrauch der Zehn- bis 20-Jährigen". Das zeige sich nicht zuletzt daran, dass "cringe" im vergangenen Jahr bereits Platz zwei belegt hatte.
Das aus dem Englischen kommende Wort "cringe" werde in der deutschen Jugendsprache in verschiedenen Situationen genutzt, hieß es. So könne es zum Beispiel "cringe" oder "cringy" sein, wenn Erwachsene, beim Versuch cool zu wirken, Jugendsprache verwenden. "Cringe" werde aber auch zur Bekundung von Unbehagen genutzt oder verwendet, um eine Situation als peinlich zu bezeichnen.
2020 war "lost" zum Jugendwort gekürt worden. "Lost" bedeutet wörtlich übersetzt "verloren". Gemeint ist damit aber in der Jugendsprache jemand, der "ahnungslos, unsicher oder unentschlossen ist".