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DiversitätDeutschland

Hunderttausende Menschen bei 47. CSD-Parade in Berlin

26. Juli 2025

Das Motto des diesjährigen CSD lautet: "Nie wieder still". Er wird von Protesten gegen Bundeskanzler Friedrich Merz begleitet.

Teilnehmer des Christopher Street Day (CSD) in Berlin, viele tragen Regenbogenflaggen
Ein Meer aus Menschen und Regenbogenfarben - der Christopher Street Day (CSD) in BerlinBild: Emmanuele Contini/IMAGO

Unter dem Motto "Nie wieder still" haben nach Angaben der Veranstalter Hunderttausende Menschen an der Parade zum Christopher Street Day (CSD) in Berlin teilgenommen. Der Zug war mit 80 Wagen und rund 100 Fußgruppen von Mitte über Schöneberg zur Siegessäule im Stadtteil Tiergarten unterwegs. Im Anschluss waren eine Abschlusskundgebung und ein Bühnenprogramm am Brandenburger Tor geplant.

"Hallo, Zirkus!"

Die Kundgebung erinnert an den 28. Juni 1969, als die Polizei die Schwulenbar "Stonewall Inn" in der New Yorker Christopher Street stürmte, worauf tagelange Zusammenstöße zwischen Aktivisten und Sicherheitskräften folgten. Der Aufstand gilt als Geburtsstunde der modernen Schwulen- und Lesbenbewegung.

80 Wagen und rund 100 Fußgruppen waren zu sehen - und jede Menge ZuschauerBild: Kira Hofmann/IMAGO

Auf Schildern der Demonstrierenden und in den Redebeiträgen bei der Eröffnung ging es um die politische Debatte über das Hissen der Regenbogenfahne auf dem Reichstagsgebäude, dem Sitz des Bundestages. Unter Jubel begrüßte Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour (Grüne) die Teilnehmenden mit den Worten "Hallo, Zirkus!" - offenbar in Anspielung auf Bundeskanzler Friedrich Merz.

Dieser hatte die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (beide CDU), zum CSD keine Regenbogen-Flagge auf dem Reichstagsbau zu hissen, mit den Worten verteidigt: "Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt." Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) entschied dagegen, die Regenbogenflagge am Gebäude der Ländervertretung an der Leipziger Straße aufzuziehen.

Gegendemo aus dem rechten Spektrum

Anders als in vergangenen Jahren beteiligt sich das queere Regenbogennetzwerk der Bundestagsverwaltung dieses Jahr nicht am CSD. Die Verwaltungsspitze hatte der Gruppe eine Teilnahme untersagt. Aus Protest gegen diese Entscheidung hatten einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer Schilder dabei, auf denen stand: "Wir sind leider nicht dabei - Hier wäre das Regenbogennetzwerk der Bundestagsverwaltung mitgelaufen". 

Der Berliner Verfassungsschutz stuft die Gruppe "Deutsche Jugend voran" als rechtsextrem und gewaltorientiert einBild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance

Bei einer Gegendemonstration - nach eigener Beschreibung: "gegen den CSD-Terror" - versammelten sich nach Angaben der Polizei 30 bis 50 Personen. Es gab Banner der Gruppe "Deutsche Jugend Voran", die der Berliner Verfassungsschutz als rechtsextrem und gewaltorientiert einstuft. Die Polizei sicherte die Demonstration mit Einsatzkräften und Absperrgittern ab. Die Beamten nahmen im Vorfeld sechs Menschen fest und leiteten unter anderem Verfahren wegen Beleidigung, des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ein.

Queerfeindliche Straftaten steigen seit Jahren an

Demonstriert wird bei der CSD Berlin Pride für die Rechte unter anderem von Schwulen, Lesben, Transsexuellen und Transgender sowie Inter- und Bisexuellen. Die Veranstalter hatten im Vorfeld auf eine ernste und angespannte Lage verwiesen. Nach Angaben der Behörden steigen queerfeindliche Straftaten seit Jahren an.   

Beim Christopher Street Day (CSD) wird für die Rechte unter anderem von Schwulen, Lesben, Transsexuellen und Transgender sowie Inter- und Bisexuellen demonstriertBild: Tobias Schwarz/AFP

Laut einem Ende vergangenen Jahres veröffentlichten Lagebericht des Bundeskriminalamts und des Bundesinnenministeriums hat sich die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" seit 2010 nahezu verzehnfacht. Das liege auch an der zunehmenden Sichtbarkeit und Anzeigebereitschaft - zugleich werde von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, hieß es.

pg/jj (dpa, afp, epd)

Redaktionsschluss: 18.00 Uhr (MESZ) - dieser Beitrag wird nicht weiter aktualisiert.