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Cyber Kommune in Mauretanien

Christina Bergmann, zurzeit Genf11. Dezember 2003

Organisationen wie die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit bemühen sich mit Projekten vor Ort, Afrika an die Informationsgesellschaft heranzuführen. Zum Beispiel mit einer Cyber Community in Mauretanien.

Es gibt mehr Internet-Anschlüsse in New York als in ganz AfrikaBild: AP


Seit zwei Jahren gibt es die CyberCommune, eine Art Internetcafe, der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) im Südosten von Mauretanien. Genutzt wird sie von verschiedenen staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen, von Vereinen und 27 Landkommunen. Nur wenige von ihnen haben aber einen eigenen Computer – die meisten nutzen die Geräte der GTZ in der Regionalhauptstadt Aioun. Sie recherchieren im Internet oder treten per Email mit anderen Organisationen in Kontakt.

"Im Moment ist das noch so, dass aus den Gemeinden die Leute direkt nach Aioun kommen, das Passwort von Individuen oder einem Verein haben und sagen, für den oder die möchte ich jetzt diese emails abrufen", erklärt GTZ-Projektleiterin Monika Pottgiesser. "Die Verwalterin, die Managerin der CyberCommune macht das möglich, sie öffnet das Email, druckt es aus und es wird zurückgetragen."

15 PCs bereits verteilt

Entscheidend sei dabei, so Pottgiesser, dass sich die Menschen dadurch an die Technik gewöhnen. Wenn sie dann einen eigenen Computer bekommen, wissen sie, wie sie damit umgehen müssen. 15 PCs sind mittlerweile in der Region verteilt. Da es weder Strom noch Telefon gibt, werden sie über Solarenenergie betrieben und sind per Satellit verbunden.

Mauretanische Nomaden in ihrem WohnzeltBild: Deidi von Schaewen

An den Kosten der Internetleitung für die CyberCommune beteiligt sich im Moment noch die GTZ, aber alle anderen laufenden Ausgaben finanzieren sich aus Mitgliedsbeiträgen oder anderen Einnahmen. Ziel ist es, dass sich das Projekt selbst trägt. Und Monika Pottgiesser ist optimistisch, dass das bald der Fall sein wird. Sie hatte damals die Idee, doch das Internet als Medium zu etablieren. Vor Ort ist die GTZ in Mauretanien schon seit längerem, hat Straßen und Rathäuser gebaut, aber eine Kommunikationsstruktur fehlte.

Internet macht Frauen und Männer gleich

Radio und Fernsehen gibt es nicht, so setzte Pottgiesser auf das neue Medium – und es erwies sich als alltagstauglich, auch in Bezug auf die Gleichberechtigung von Männer und Frauen. Doch die Diskussion mit den Menschen vor Ort habe ergeben, dass man lieber die Chancen des neuen Mediums nutzen sollte: Das Internetcafe als neutralen Raum, in dem Männer und Frauen in einer sonst getrennten Gesellschaft nebeneinander sitzen. "Die Frau dreht sich zur Seite und sagt, guck dir das mal an, und das kann ihr Onkel sein", so Pottgiesser, "an den sie sonst in ihrem kulturellen Kontext nicht das Wort adressieren darf, hier tut sie das, er beugt sich rüber, guckt sich das an, sie tauschen sich aus."

Frauen bei der FeldarbeitBild: UNESCO

Allerdings hätten die Frauen gewisse Sicherheitsfaktoren verlangt, erklärt Pottgiesser weiter: Da der Eingang zur CyberCommune der gleiche ist, wie der zur GTZ, sieht niemand wer wo hingeht. Außerdem ist er sowieso nicht von der Straße einzusehen und er wird bewacht.

Politische Unterstützung vor Ort

Die politische Führung in Mauretanien unterstützt die Arbeit der GTZ. Für die Regierung ist das Internet ein wichtiges Mittel, um ihr Programm durchzusetzen. Der Markt ist also da. Und vor kurzem hat im Landesinneren auch ein privates Internetcafe geöffnet. Die GTZ hofft nun, dass dieser Anbieter ihren bisherigen Service übernimmt. Doch noch ist die Technik noch zu instabil – und so lange wird die GTZ weiter ihre CyberCommune anbieten.