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120608 EM 2008

Wüst, Benjamin13. Juni 2008

Deutschland verliert in der Gruppe B 1:2 gegen Kroatien. Bilic-Team feiert Gruppensieg. Österreich darf nach Last-Minute-Elfer zum 1:1 gegen Polen wieder auf das Viertelfinale hoffen.

Hängende Köpfe nach der 1:2-Pleite. (Photo: Oliver Berg/dpa)Bild: AP

Lauffaul, pomadig, harmlos. Deutschland spielte unterirdisch, verlor in Klagenfurt völlig verdient 1:2 gegen Kroatien und muss nun um den Viertelfinaleinzug zittern. Der Gruppensieg ist bereits verspielt. Kapitän Michael Ballack: „Die Kroaten waren einfach bissiger. Wir haben uns viel zu wenig bewegt. Vielleicht haben wir gedacht, wir haben schon etwas erreicht“.

Bundestrainer Joachim Löw schickte zwar die Erfolgself vom 2:0-Sieg gegen Polen auf den Platz, diese war allerdings nicht wiederzuerkennen. Nach einer nervösen Anfangsphase waren es die Kroaten, die das Heft in die Hand nahmen. Ballack, Frings und Co. missfielen durch Abspielfehler am laufenden Band. Vom zuletzt viel gelobten Pressing und schnellem, direktem Kombinationsspiel war nichts zu sehen.

Jansen patzt beim 0:1 von Srna (Photo: Jon Super/AP).Bild: AP

Srna bestraft deutsche Schläfrigkeit

In der 24. Minute kam es dann, wie es kommen musste: Danijel Pranjic hat auf der linken Seite alle Zeit der Welt und flankt präzise in die Mitte. Peer Mertesacker zieht den Kopf ein, Marcel Jansen steht falsch, und Dario Srna schießt zum 1:0 ein. Die verdiente Führung gegen erschreckend schwache Löw-Schützlinge.

Beflügelt vom Führungstreffer spielte bis zur Pause nur noch eine Mannschaft: Kroatien. Niko Kranjcar verpasste gleich im Doppelpack die Chance auf 2:0 zu erhöhen (31./42.). Deutschland wurde nur zwei Mal vor dem Tor von Keeper Stipe Pletikosa auffällig, bei Standardsituationen. Zunächst wehrte Pletikosa einen 30-Meter-Freistoß von Ballack ab (33.). Anschließend köpfte Innenverteidiger Christoph Metzelder nach einer Ecke über das Tor (40.). Das war zu wenig.

Rakitic düpiert Lehmann

Auch der Pausentee war den Deutschen offenbar nicht gut bekommen. Das Sturmduo Klose/Gomez nahm weiterhin nicht am Spiel teil und David Odonkor, für den überforderten Jansen eingewechselt, passte sich diesem Niveau an. Auch an ihm lief die Partie komplett vorbei.

Für die Vorentscheidung sorgten zwei Bundesligaspieler. Der Schalker Ivan Rakitic setzte zur Flanke an, Lukas Podolski fälschte ab und Torhüter Jens Lehmann war zu spät im kurzen Eck. Der Ball klatschte an den Pfosten und fiel dem in der Mitte lauernden HSV-Stürmer Ivica Olic vor die Füße – 2:0 (62.).

Jens Lehmann machte beim 0:2 keine gute Figur (Photo: Paul White/AP).Bild: AP

Schweinsteiger sieht Rot

Die Kroaten nahmen nun den Druck aus dem Spiel, Deutschland half das wenig. Keine Ideen, zu wenig Laufbereitschaft – zwingende Torchancen gab es nicht. Immer wieder schlug Philipp Lahm ungefährliche Flanken in den Sechzehnmeterraum. Nur per Zufall landete eine dieser Hereingaben auf dem Kopf von Ballack, der Klose suchte und den Kroaten Robert Kovac fand. Kovac verlängerte ungewollt zu Podolski, der gewohnt trocken zum 1:2-Anschluss einnetzte (79.).

Zehn Minuten waren noch zu spielen, doch ein letztes Aufbäumen, eine Schlussoffensive blieb aus. Bezeichnend für das deutsche Spiel war die letzte Aktion: Bastian Schweinsteiger ließ sich in der Nachspielzeit zu einer Tätlichkeit hinreißen und sah folgerichtig die Rote Karte.

Österreich mit Last-Minute-Elfer

Im zweiten Spiel der Gruppe B hatte Österreich gegen Polen eigentlich schon verloren, die reguläre Spielzeit war abgelaufen und Polen führte 1:0. Die Gastgeber mobilisierten noch einmal alle Kräfte. Abwehrspieler Sebastian Prödl wurde in Erwartung eines Freistoßes vom Polen Mariusz Lewandowski am Trikot gehalten. Der Unparteiische entschied sofort: Elfmeter. Der eingewechselte Ivica Vastic behielt die Nerven und verwandelte zum 1:1. Das Stadion in Wien stand Kopf.

Ivica Vastic verwandelt sicher (Photo: Czarek Sokolowski/AP).Bild: AP

Der Ausgleich war hochverdient, schließlich hatten die Österreicher die Polen in der ersten Halbzeit an die Wand gespielt. Nach 20 Minuten hätte es 3:0 stehen müssen, doch Martin Harnik (13./15.) und Ümit Korkmaz (19.) vergaben beste Einschussgelegenheiten.

Guerreiro trifft aus dem Abseits

Nach einer halben Stunde bestraften die Polen die Österreicher für ihren verschwenderischen Umgang mit Großchancen und schlugen eiskalt zu. Der eingebürgerte Brasilianer Roger Guerreiro traf wie aus dem Nichts mit der ersten Tormöglichkeit zum schmeichelhaften 1:0 für Polen.

Bitter für die Gastgeber: Guerreiro stand bei seinem Treffer klar im Abseits. Am Ende sprach kaum jemand über das Abseitstor, Thema waren vielmehr die starken Nerven von „Elferheld“ Vastic.

Dramatischer Endspurt

Vor dem letzten Spieltag in der Gruppe B steht Kroatien als Gruppensieger fest. Um das zweite Viertelfinal-Ticket streiten sich Deutschland, Österreich und Polen. Der Löw-Truppe reicht am Montag gegen Österreich ein Remis zum Weiterkommen. Österreich und Polen haben nur noch Chancen, wenn sie ihr letztes Gruppenspiel gewinnen. Dann entscheidet zwischen beiden das bessere Torverhältnis.