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Auf den Spuren der Wikinger

9. September 2014

Nordmänner in Berlin. Im Mittelalter waren die Wikinger als Krieger und Piraten gefürchtet. Dass sie mehr waren als beutegierige Eroberer, zeigt eine große Ausstellung in Berlin. Zur Eröffnung kamen prominente Gäste.

Bundespräsident Gauck mit der dänischen Königin Margrethe II. in Berlin (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Stache

Bundespräsident Joachim Gauck und die dänische Königin Margrethe II. haben in Berlin gemeinsam eine Ausstellung über die Wikinger eröffnet. Präsentiert werden im Martin-Gropius-Bau rund 800 Exponate zur vielfältigen Kultur der Seekrieger aus dem Norden Europas. Heimlicher Star der Schau ist das rekonstruierte Wrack des größten bislang gefundenen Wikingerschiffs. Das 37 Meter lange Kriegsschiff Roskilde 6 wurde 1997 im Hafen der dänischen Stadt Roskilde gefunden. "Das Schiff ist der Schlüssel zum Verständnis der Wikinger", sagte Ausstellungskurator Matthias Wemhoff.

Die Ausstellung entwerfe "das Panorama einer vielschichtigen und komplexen Welt", sagte Gauck zur Eröffnung. Sie mache ein Netzwerk sichtbar, das über vier Kontinente reichte, von Zentralasien bis Grönland und Nordamerika, vom Polarkreis bis zum Mittelmeer. Gauck erinnerte daran, dass der Wikinger-Mythos in der deutschen Geschichte auch politisch instrumentalisiert wurde. "Im nationalsozialistischen Deutschland geschah dies in einer Weise, die man abscheulich nennen muss: Das vermeintliche Herrenvolk der Deutschen sollte aus Sicht der Nationalsozialisten seinen Ursprung in den Reihen der Wikinger suchen", sagte der Bundespräsident. "Der Wahn des rassischen Denkens gipfelte - mit Blick auf die Wikinger - in der Schaffung der Division 'Wiking' innerhalb der Waffen-SS, die gegen die Rote Armee eingesetzt wurde."

Wikinger erobern deutsche Hauptstadt

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Auf Nachbauten mitgesegelt

Für die Dänen seien die Wikinger "fünf Minuten vor unserer Geschichte" und noch deutlich zu spüren, sagte die Königin, die als junge Frau Archäologie studiert hat. Sie selbst sei mehrfach auf nachgebauten Wikingerschiffen mitgesegelt. "Aber auf so einem Schiff kann man nicht Passagier sein." Wolle man länger als ein paar Stunden mitfahren, müsse man auch mitarbeiten.

Die Ausstellung mit dem Titel "Die Wikinger" zeigt bis zum 4. Januar die Nordmänner als furchterregende Eroberer des 9. bis 11. Jahrhunderts, aber auch als erfahrene Seefahrer, Handelsleute, Bauern und hoch spezialisierte Handwerker. Zu sehen sind kunstvolle Helme, Schwerter, Runensteine, Münzen, Schmuck und Edelmetalle, aber auch eine nachgebaute Königshalle samt Banketttisch und Thron sowie eine Schiffbauwerkstatt.

Die Wikingerzeit sei eine Epoche des Wandels gewesen, erklärte Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin. Aus ihr gingen etwa die drei skandinavischen Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden hervor, die bis heute Bestand haben. Außerdem waren die Herrscherdynastien in der Normandie, auf Sizilien und in Russland skandinavischen Ursprungs.

Berufsbezeichnung für Piraten

Der Name Wikinger bezeichnet keine nordische Volksgruppe. Vielmehr war der Begriff eine Art Berufsbezeichnung für Piraten und Plünderer aus Skandinavien, die sich zu Schiffsgemeinschaften zusammenschlossen und auf gemeinsame Beutefahrt, die sogenannte Wiking, gingen.

Das Wikingerschiff "Seehengst von Glendalough" legt in Berlin anBild: picture-alliance/dpa

Die Wikinger-Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte, des Dänischen Nationalmuseums Kopenhagen und des British Museum London. In Berlin sind jetzt unter anderem Schmuckstücke wie der Ende des 19. Jahrhunderts gefundene Wikinger-Goldschatz von Hiddensee und der "Vale of York Hort" zu sehen, einer der größten je gefundenen Wikingerschätze. Der "Vale of York Hort" wird erstmals in Deutschland der Öffentlichkeit präsentiert.

Bis zum 14. September kann am Schiffbauerdamm auf der Spree das Schiff "Havhingsten fra Glendalough" (Seehengst von Glendalough) besichtigt werden, es ist der größte originalgetreue Wikingerschiffnachbau. Zudem können Besucher der Ausstellung live erleben, wie Experten des Schiffsmuseums in Roskilde in der Schau ein acht Meter langes Schiff bauen, das später seetüchtig sein soll.

kle/mak (epd, dpa)

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