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Politik

Déjà-vu auf Indonesisch

11. April 2019

Bei den Präsidentschaftswahlen in Indonesien treffen zwei Kandidaten aufeinander, die vor fünf Jahren schon mal um das höchste Amt gekämpft haben. Ihre Lebenswege könnten nicht unterschiedlicher sein.

Indonesien Präsidentschaftswahlen TV-Debatte Joko Widodo und Prabowo Subianto
Jokowi (l.) und Prabowo bei der TV-Debatte am 17.02.2019Bild: Reuters/W. Kurniawan

Jetzt, 2019, wollen es beide noch einmal wissen. Beide sind überzeugt, die besseren Lösungen für das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt zu haben. Joko Widodo, genannt Jokowi, und Prabowo Subianto traten schon im Wahlkampf 2014 gegeneinander an. Vor fünf Jahren gewann Jokowi mit 53 Prozent der Stimmen.

Jokowi gilt als "Barack Obama von Indonesien", nicht nur weil er lediglich 43 Tage älter als der ehemalige US-Präsident ist, sondern auch weil sein Äußeres gewisse Ähnlichkeiten aufweist. Politisch haben beide allerdings nichts weiter gemein.

Jokowi: Mann von der Basis

Der bisherige Amtsinhaber hat die klassische Laufbahn eines Politikers absolviert. Als junger Mann und studierter Forstwirt hatte er sich mit einem Startup selbstständig gemacht und Holzmöbel verkauft. Später wechselte er in die Politik. Zunächst wurde er Bürgermeister seiner Heimatstadt Solo, später Distriktgouverneur von Jakarta. 2014 trat er für seine "Demokratische Partei des Kampfs Indonesiens" (DPI-P) die Präsidentschaftswahlen an und gewann.

Die Presse in Indonesien beschreibt ihn als jemand, der sich hochgearbeitet hat. Er hat keine Karriere im Militär gemacht und stammt auch nicht aus einer reichen Familie, wie fast alle anderen Politiker des Landes. Bekannt ist er für seinen politischen Stil: moderat, zurückhaltend und kommunikativ. Er verkörpert so etwas wie einen Macher unter dem Motto: "Lass uns die Ärmel hoch krempeln und die Probleme anpacken." In seiner gerade zu Ende gehenden Amtszeit kurbelt er die Wirtschaft an und bekämpft Terrorismus und Drogenhandel. Vor allem investierte er in die Infrastruktur des Landes.

Jokowi bei der Inbetriebnahme der ersten U-Bahn-Linie in JakartaBild: picture-alliance/AP Photo/D. Alangkara

Prabowo: starke Führung

Der Gegenkandidat, Ex-General Prabowo Subianto, ist der Schwiegersohn der ehemaligen Herrscherfamilie Suharto, die Indonesien drei Jahrzehnte lang autoritär regiert hat. Prabowo selbst wuchs im Ausland auf - Singapur, Malaysia, England - nachdem sein Vater, ein renommierter Wirtschaftsprofessor, nach einer gescheiterten Revolte 1957 ins Exil fliehen musste. Erst mit 17 Jahren kehrte Prabowo nach Indonesien zurück.

Dort besuchte er eine Militärschule und absolvierte die Ausbildung für Spezialeinsatzkräfte - unter anderem auch bei der Eliteeinheit GSG 9 der deutschen Bundespolizei. Prabowo galt als guter Soldat und starke Führungspersönlichkeit. Er war der jüngste Offizier, der je eine Militäroperation gegen eine Separatistenbewegung geführt hat. Die Ehe mit Titiek Suharto, der Tochter von General Suharto, brachte ihn direkt ins Zentrum der Macht in Jakarta.

Prabowo auf einer WahlkampfveranstaltungBild: Getty Images/E. Wray

Militär, Macht und Money

In dieser Zeit war er in die Entführung von Aktivisten verwickelt, wie Prabowo später einräumte. 13 Aktivisten gelten bis heute als vermisst. Prabowo rechtfertigte sich: "Ich war damals doch nur ein Beauftragter und einer von einem Dutzend Generälen."

2008 gründete er die "Partei der Bewegung Großes Indonesien", kurz Gerindra. Und er ist reich. Sein Holding Nusantara Group kontrolliert 27 Tochtergesellschaften im In- und Ausland. Zu seinen Geschäften gehören unter anderem Rohstoffe, Minen und Palmöl. Sein geschätztes Vermögen beläuft sich auf 150 Millionen US-Dollar.

Prabowos Sohn ist Modedesigner in Paris. Seine Frau ließ sich zwar 1998 von ihm scheiden, unterstützt ihren Ex-Mann aber bei den Wahlkämpfen 2014 und 2019. Die Suharto-Familie ist heute in Indonesien immer noch hoch angesehen. Seinen jüngeren Bruder Hashim Djojohadikusumo, der als erfolgreicher Unternehmer in London lebt, listet das Forbes-Magazin als einer der reichsten Indonesier auf.

Als junger Offizier wurde Prabowo von der GSG 9 der Bundespolizei ausgebildetBild: Wikipedia/Command and Staff College of the Indonesian National Army

Die Qual der Wahl

Der Wahlkampf 2014 zwischen Jokowi und Probowo sei eine Wahl zwischen "Gut und Böse" gewesen, schreiben Dave McRae und Dirk Tomsa auf dem australischen Magazin "Inside Indonesia". 2019 sei es eher eine Wahl des "kleineren Übels". Inhaltlich seien die Unterschiede der Wahlprogramme marginal, schreiben die Experten weiter.

Das Wahlkampfversprechen von Jokowi 2014, für Pluralismus einzustehen und gegen die Polarisierung der Gesellschaft zu kämpfen, hat er nicht umgesetzt. Großteile der Zivilgesellschaft und viele Menschenrechtsorganisationen sind deswegen sehr enttäuscht.

Prabowo verkauft sich gerne als starker Mann. Ein autoritärer Politikstil dürfte die Folge sein. Der Ex-General möchte nach eigenen Worten aus Indonesien einen asiatischen Tiger machen, sei aber in den Augen vieler Wähler eine "Bedrohung für demokratische Grundwerte", so McRae und Tomsa.

Jetzt werden 190 Millionen Wahlberechtigte zwischen zwei Kandidaten mit ähnlichen Ideen, aber zwei unterschiedlichen Führungsstilen entscheiden.

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